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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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aufgeschürft, die Brombeerranken hatten seine Kleider zerrissen und ihm die Haut zerkratzt. Sein ganzer Körper fühlte sich an wie ein einziger blauer Fleck. Floritzl tastete an sich herum, ob etwas gebrochen war, da berührten seine Finger seinen Gürtel: Seine Flöte, seine geliebte Flöte – sie war zerbrochen! Das war das größte Unglück überhaupt. Dagegen war die Tatsache, dass er nicht einmal wusste, wo er war, zu einer Lappalie. Auch wenn keiner seine Musik hören wollte, er hatte sie immer über alles geliebt. Der Elf kauerte sich traurig auf den nächsten Stein, legte den Kopf auf die Knie und weinte bitterlich.
    „Jetzt ist alles aus“, jammerte er. „Ich kann nicht einmal mehr Musik machen – und die anderen warnen kann ich auch nicht, weil ich nicht mal weiß, in welcher Richtung die Höhle liegt. Sonst wäre ja vielleicht noch alles gut geworden. Wenigstens hätten diese Blutschmauser sie nicht überraschen können und meine Musik hätte sicher allen Mut gemacht. Wo soll ich jetzt bloß hin? Und was soll ich jetzt machen?“
    Neben dem Elf raschelte es im Gebüsch. Er kümmerte sich nicht darum. Das Geräusch wurde lauter, etwas schien kurz davor, aus dem Dickicht zu brechen. Der Elf schaute in die Richtung, aus der es kommen musste. Aber er war völlig unbeeindruckt. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Wahrscheinlich könnte er jetzt, wenn er seine Hände hob, durch sie hindurchsehen. Wie in seinem Traum. Er war sicher schon dabei, sich aufzulösen. Was spielte es da noch für eine Rolle, welches Ungetüm da gleich über ihn herfiel? Die Zweige teilten sich und etwas kam hervor und trat auf den Elf zu. Floritzl spürte, das da etwas wie ein Berg neben ihm aufragte.
    „Komm, bring dich heim“, bot Tschertel, der Wilde an.
    Der Elf hob den Kopf. Das erwartete Ungetüm war niemand anders, als der Bergwombling. Und anscheinend konnte er Floritzl sehen. Er löste sich also doch noch nicht auf. Komisch. Aber selbst ein Wombling mit Tschertels Erfahrung konnte eine kaputte Flöte nicht ersetzen.
    „Ach meine Flöte“, seufzte Floritzl, schniefte, schnäuzte sich dann aber in ein Haselnussblatt und rappelte sich auf.
    „Wo kommst du eigentlich her?“, fragte er, aber ohne große Neugier. Hätte Tschertel ihm jetzt geantwortet, er wäre nur ein Trugbild, hätte es der Elf auch geglaubt, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Aber Tschertel war höchstpersönlich anwesend und das nicht etwa zufällig.
    „Fand, du hättest Recht – hatte außerdem schlechtes Blatt. Fast nur Tannen und zwei kleine Granit. Wollte halt gesellig sein. Aber Bergwomblinge sind Einzelgänger. Wie Aita. Hält sich abseits. Habe die anderen abfällig reden hören. Lessa vor allem. Wollte nicht auch, tja ...“ Er wedelte hilflos mit den Armen.
    Floritzl ging durch den Kopf, dass Tschertel für seine Begriffe enorm viel geredet hatte.
    „Also, du bist mir dann gefolgt“, sagte er jedoch nur. „Aber wie hast du mich gefunden?“
    „Auf Fichte gestiegen und gewartet.“
    „Was, auf die?“ Floritzl verrenkte sich fast den Hals im fruchtlosen Bemühen, den Gipfel zu sehen. Der Nadelbaum war eindeutig hoch, sehr hoch.
    „Bin Bergwombling“, Tschertel warf sich in die Brust.
    „Gibt es in den Bergen so hohe Bäume?“
    „Bergwombling klettert gut, egal wo.“
    „Ach so. Das ist natürlich praktisch.“
    „Besonders, weil du hier runtergefallen.“
    „Oh ja“, Floritzl verzog schmerzlich das Gesicht. „Ja, das sehe ich auch so.“
    Verstohlen rieb sich der Elf die Seite, auf die er in erster Linie gefallen war.
    „Und? Habe dich mit Eule fliegen sehen.“
    „Nett ausgedrückt, Tschertel. Aber eigentlich ist die Eule mit mir geflogen.“ Floritzl erzählte in knappen Worten, was er erlebt hatte.
    „Schöner Schlamassel“, Tschertel schüttelte den Kopf. „Müssen sofort zurück!“ Zweifelnd betrachtete er den mitgenommenen Elf. „Aber du zu langsam.“
    „Bei Tageslicht unternehmen sie nichts“, beschied Floritzl ihn. „Und es wird schon wieder hell. Also haben wir ein bisschen Zeit“, er wiederholte, was der Drache über die Wechselwirkung Sonne – Blutschmauser erzählt hatte. Bei der Gelegenheit erwähnte er auch die Sache mit den Holzpflöcken.
    Danach guckte der Bergwombling schon wieder viel fröhlicher in die Welt.
    „Gute Nachrichten!“, rief er begeistert und marschierte voller Elan in Richtung Drachenhöhle los. Floritzl humpelte mühsam hinterher. An den Gebrauch seiner Flügel wagte er gar

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