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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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seine eigene Achse und stürzte in einen Dornbusch, auf den die Drachen sofort losgingen. Während sie den Busch mit den Wurzeln ausrissen und zerfetzten, kroch Floritzl unter ihnen davon. Er überlegte einen Moment, ob er nicht im Gras weiterlaufen sollte, entschied sich aber dagegen, als er die Pranken der Drachen sah und die Füße der Blutschmauser, die aufgeregt herumstapften. Zu gefährlich. Der Elf flog also wieder auf und versuchte in einem engen Bogen zu entwischen.
    Aber Dracurt hatte ihn entdeckt und griff nach ihm. In diesem Moment glitt ein Schatten über die beiden hin und packte den Elf, um ihn unerreichbar über die Baumwipfel des Waldes davon zu tragen. Der junge Drache setzte zum Start an, um die Verfolgung aufzunehmen. Der andere aber winkte ab. Er hielt es vielleicht nicht der Mühe wert, obwohl die Blutschmauser vereint auf ihn einschimpften.
    Währenddessen flog Floritzls Retter immer weiter. Seine Verfolger blieben immer weiter zurück und er atmete erleichtert auf. Dann blickte er nach oben, um zu erkennen, wer ihm da im letzten Moment geholfen hatte. Es war eine Eule. Sicher hatten die Moosleute sie ihm nachgesandt.
    „Danke“, sagte Floritzl und meinte es aus vollstem Herzen. Doch die Eule achtete nicht auf ihn. Sie schien auch nicht in Richtung der Höhle zu fliegen.
    „Hey du!“, schrie Floritzl zu ihr hinauf, aber sie reagierte gar nicht. Er versuchte es noch mal, noch lauter: „Hallo? Danke für die Hilfe – aber du kannst mich jetzt wieder runterlassen!“
    Diesmal bequemte sich der Vogel zu einer Antwort: „Nein.“
    „Aber wir haben sie abgehängt!“
    Keine Antwort.
    „Aber wo willst du denn hin mit mir?“
    „Suche ein Fleckchen für ein Picknick.“
    „Picknick?“ Floritzl kam plötzlich ein übler Verdacht. „Wie-wieso Picknick? Was willst du denn picknicken?“
    „Dich“, erklärte die Eule gleichmütig.
    „Aber das geht nicht!“ Floritzl strampelte, was die Eule aber völlig gleichgültig hinnahm. „Das kannst du nicht machen! Ich bin ein Elf!“
    „Noch nie von einem Elf gehört“, kam die ruhige Antwort von oben. Nach einer langen Pause folgte die Frage: „Giftig?“
    „Ob ich giftig bin? Nein.“ Floritzl biss sich auf die Zunge. Verflixt, das hätte er nicht sagen sollen! Wieso übermannte die Ehrlichkeit seinen Verstand immer in den ungeeignetsten Momenten? Er versuchte zu retten, was noch zu retten war: „Jedenfalls nicht sehr! Ich bin ein Naturgeist und schmecke scheußlich.“
    „Noch nie von einem fliegenden Naturgeist gehört“, antwortete die Eule bedächtig und flog in ruhigem Flügelschlag weiter.
    „Aber wir Elfen gehören zu den Naturgeistern! Und du kannst doch keinen Naturgeist fressen!“
    „Noch nie von Elfen gehört“, beharrte die Eule.
    „Wir Elfen wohnen ja auch eigentlich nicht hier, sondern am Fluss. Ich bin nur auf Besuch hier. Soll sich denn rumsprechen, dass hier harmlose Gäste aufgefressen werden?“
    Der Vogel würdigte ihn keiner Antwort.
    „Na gut, Fremdenverkehr ist dir vielleicht egal. Aber wie steht es mit der Rettung von Tharsya?“
    Die Eule reagierte nicht.
    „Hey! Ich muss die Welt retten! Ich beschwöre dich beim großen Gerstenkorn!“
    „Gibt's nicht.“
    „Was gibt’s nicht?“
    „Gerstenkorn.“
    „Ach? Du glaubst also nicht daran?“
    „Bin Freidenker.“
    „Na ja, nun gut. Aber unser aller Leben – Freiheit – äh, Bequemlichkeit steht auf dem Spiel! Ich muss die anderen warnen!“
    Keine Reaktion.
    „Hast du denn die roten Drachen nicht gesehen?“
    „Nein.“
    Floritzl sah ein, dass er so nicht weiterkam. Er strampelte und zappelte, aber ohne Erfolg. Am Ende biss er die Eule so fest er konnte in die Kralle – da ließ der Raubvogel los. Sei es, dass Floritzl eine empfindliche Stelle getroffen hatte, sei es, dass die Eule zu genervt von ihrem geschwätzigen Futter war. Jedenfalls öffnete sich die Kralle und Floritzl fiel. Und fiel. Er war so verdutzt, dass er den Sturz erst im letzten Moment durch energisches Flügelschlagen abfing. Und um ein Haar hätte er sich dabei schon wieder die Flügel ramponiert.
    Allzu sanft war die Landung trotzdem nicht. Floritzl kämpfte sich mühsam aus dem Brombeergestrüpp, in das er abgestürzt war und stolperte auf einen Pfad, der von irgendwo aus dem Wald kam und auf der anderen Seite wieder im Dunkel zwischen den Bäumen verschwand. Als der Schreck nachließ, machte sich der Schmerz bemerkbar. Floritzl sah an sich herab. Knie und Ellenbogen waren

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