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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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gelitten. Floritzl bewunderte die Gleichmut, die Gaumus angesichts Bordekers Sticheleien bewahrte. Von den Frauen beim Gemüseschneiden hatte der elf außerdem erfahren, dass der Gnom sogar einige Jahre in der Menschenwelt gelebt hatte. Dafür wirkte er erstaunlich normal. Floritzl fand ihn jedenfalls höchst interessant. Begeistert griff er deshalb jetzt die Gelegenheit beim Schopf.
    „Und wer ist dieser Fortigern?“, erkundigte er sich eifrig.
    „Ach, das war einer von denen, die mit mir in diesem Wald bei den Menschen gewohnt haben“, berichtete Gaumus bereitwillig. „Ist schon Jahre her. Aber aus dieser Zeit hat er seine komischen Ideen, hat ihn wohl fasziniert, was die Menschen da so trieben.“
    „Erzähl!“, forderte der Elf eifrig.
    Auch Andrak wollte die Geschichte hören. Die Gerstler hatten sich inzwischen im Kreis auf den Boden setzten, die Arme erhoben, die Augen geschlossen intonierten im Chor immer wieder ein langgezogenes „Kooorn“.
    Begleitet von diesem Monotonen Hintergrundgeräusch begann Gaumus seine Geschichte: „Vor vielen Jahren, da hatten wir mal die Idee, ein wenig Erfahrung bei den Menschen zu sammeln, ein paar Gnome, zwei oder drei Zwerge und ich. Und dann kam auch noch dieser Moosmann dazu. Das war Fortigern. Er war ziemlich ernst und wortkarg. Eigentlich wunderten wir uns alle, warum er überhaupt unsere Gesellschaft suchte, aber weil er unbedingt mit wollte, nahmen wir ihn eben mit.
    Die nächsten Monate haben wir dann in einem Wald neben einem Menschendorf gelebt, bis diese Männer in unseren Wald kamen. Natürlich waren auch schon vorher Männer und Frauen und Kinder gekommen, zum Holz sammeln, Beeren pflücken, Pilze suchen und so. Diese Männer aber kamen und malten Kreuze auf die Stämme unserer schönsten Bäume. Wir haben sie heimlich beobachtet und uns sehr gewundert. Aber dann gingen sie wieder weg und wir hielten es für eine ihrer menschlichen Verrücktheit, ihr entschuldigt den Ausdruck, aber solche Spinnereien hatten wir schon viele erlebt. Einmal ist zum Beispiel ein abgerissener Mönch gekommen und hat in einen hohlen Baum eine Figur gestellt und einige Tage später kam er mit einer Gruppe Leutchen wieder vorbei und tat so, als habe er das Ding jetzt erst entdeckt und alles sprach von einem Heiligenbild und einem Wunder. Fortigern hat das sehr beeindruckt. Aber ich schweife ab.
    Also, wir haben uns nicht viel dabei gedacht, da kamen ein paar Tage später andere Männer, diesmal mit so gezähnten Eisenbändern, Sägen nannten sie die, und gingen damit auf unsere Bäume los! Das konnten wir doch nicht zulassen, schon gar nicht, weil Eisen im Spiel war und einem unserer Zwerge schon ganz schlecht wurde. Er reagierte besonders empfindlich auf dieses verwünschte Zeug. Also haben wir sie vertrieben und dann etliche Nächte lang einen wahren Höllenspektakel veranstaltet und bald traute sich keiner mehr herein. Die Bäume blieben also stehen.
    Nach einigen Wochen – vielleicht waren es auch Monate, mit der Zeitrechnung in der Menschenwelt bin ich nie zurecht gekommen – begann dann eine andere Art von Spinnerei ...
    Ich weiß noch, dass es in erster Linie bei Vollmond passierte, warum auch immer. Da waren ein paar junge Mädchen, die begannen immer in langen Kleider aus ganz leichtem Stoff auf der Wiese am Waldrand zu tanzen. Sie waren nicht aus dem Dorf, die Leute dort kannten wir alle. Anscheinend kamen sie von weither extra angereist. Und dann gab’s noch eine Gruppe Frauen, die sich immer traf um irgendwelches Grünzeug zu pflücken und von 'Kräutersammeln im Zyklus des Mondes‘ oder so flüsterte. Zwei Männer sind auch mal durch den Wald gelaufen und der eine hat dem anderen erzählt, er sei geschützt durch das geheime Wissen der gegensätzlichen Bachblüten – dabei gab es in unserem Wald überhaupt keinen Bach. Sie haben dann Eichenlaub gesammelt – zumindest hielten sie es für Eichenblätter. Viel Ahnung von Bäumen hatten sie jedenfalls nicht.
    Wie auch immer, allerlei Schabernack wurde von den Menschen getrieben und wir amüsierten uns alle königlich – bis auf Fortigern. Der wurde immer ganz aufgeregt, wenn wieder so eine Spinnergruppe eintraf und schlich sich an sie heran und war danach tagelang zu nichts zu gebrauchen. Und eines Tages war er dann weg. Wir haben ihn überall gesucht, aber umsonst. Zugegebenermaßen haben wir ihn nicht sehr vermisst, er war nicht gerade das, was man gesellig nennt ...
    Als es uns schließlich doch langweilig

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