Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
stand er allerdings nur herum, denn Aita hatte sich vor ihm aufgebaut. Eine Hand in die Seite gestemmt, fuchtelte sie mit der anderen Hand vor dem Gesicht des Womblings.
„So kann das ja gar nicht halten – noch nie was von Statik gehört?“, ereiferte sie sich gerade, als Floritzl dazu kam. „Wer hat das denn so geplant?“
„Gar nicht geplant, nur gebaut“ warf Tschertel seltsam kleinlaut ein.
Floritzl war verblüfft. Tschertel mit dem Beinamen 'der Wilde', Tschertel der wilde Bergwombling, der Inbegriff eines einsamen Kämpfers wand sich verlegen unter den Blicken von Aita, die ihm nur bis zur Schulter reichte.
„Das hab ich mir doch fast gedacht“, verkündete sie nun. „Nur gut, dass ich da bin.“
„Stimmt“, pflichtete ihr Tschertel mit einer solchen Inbrunst bei, dass sie ihn erstaunt ansah. Sein strahlendes Lächeln erstarb und er wandte sich sichtlich nervös den Steinen zu seinen Füßen zu.
„Du glaubst doch nicht etwa, du könntest uns in Sachen Bergbau noch was beibringen?“, kam da eine ärgerliche Stimme von hinten. Da stand Wigguld, der das Feuersteinholen aufgegeben hatte, nachdem ihm die Brocken immer von irgendwelchen Moosmännern aus den Händen gerissen worden waren, die unbedingt 'ihrem' Drachen etwas Gutes tun wollten. Nun sah der Zwerg die Womblinga herausfordernd an.
„Ihr mögt ja gut im Tunnelgraben sein, aber hier ...“ begann Aita, aber Wigguld unterbrach sie: „Wir sind Meister im Bergbau und das soll ja wohl ein Berg werden, was wir da bauen, damit der Eingang versperrt wird, oder etwa nicht?“
„Nun ja, schon ...“ gab sie zu.
„Also, dann wäre das ja wohl geklärt.“ Zufrieden ließ Wigguld die Womblinga stehen und wandte sich seinen Zwergen zu, die eifrig Steine aufeinander schichteten. Aita sah ihm ratlos nach.
„Ich könnte schwören, er hat irgendwo nicht richtig nachgedacht“, murmelte sie.
„Ja“, beeilte Tschertel sich, ihr zuzustimmen. „So nicht mit Damen!“
Sprach's, eilte Wigguld nach, packte ihn an der Schulter und riss ihn zurück.
Natürlich ließ der Zwergenanführer nicht so mit sich umgehen und es war klar, was folgte: Tschertel und Wigguld begannen eine wilde Rauferei, die anderen Zwerge wollten ihrem Oberhaupt selbstverständlich zu Hilfe kommen und die männliche Jugend der Moosleute, die sich Tschertel zu ihrem Idol erkoren hatte, ergriff für ihn Partei. Die Väter dieser Jungs kamen dazu, um die Streithähne zu trennen, bekamen selber Hiebe und machten dann selber mit, nur um sich zu wehren, versteht sich.
Aita stand fassungslos am Rand der Massenschlägerei und wunderte sich. Floritzl tat es ihr nach. Und über allem schwebte das „Kooorn“ der Gerstler, die in ihrer Nische im Kreis saßen und wieder meditierten.
Kapitel 12
Lumiggl erlebt das Wunder einer ausgeglichenen Fee, während in Andraks Höhle ein Irrtum geklärt wird, wie er selbst dem besten Propheten passieren kann
Auf dem Weg zum Eichenhain erfuhr Lumiggl über die Dryaden, dass sie nicht nur ein gutes Stück älter waren als alle anderen Feen, sondern auch um einiges mächtiger (38) .
„Jede Dryade hält sich für etwas Besonderes“, erklärte das Weiße Fräulein abfällig.
Lumiggl biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge. Fast wäre ihm entschlüpft, dass die Weißen Fräulein dem wohl in Nichts nachstünden. Statt dessen nickte er bloß. Das Weiße Fräulein deutete das als Zustimmung und schenkte ihm ein erfreutes Lächeln.
„Die Dryaden sind da nicht zu überbieten“, fuhr sie fort.
Wieder nickte Lumiggl verständnisinnig, obwohl er keine Ahnung hatte, worüber sich die Fee eigentlich so aufregte.
„Meiner Meinung nach haben die Dryaden nur deshalb soviel Macht, weil die Menschen ihre Bäume als heilig ansehen oder so was, und das hat dann irgendwie abgefärbt, oder so.“
Lumiggl wagte nicht, um eine genaue Erklärung des ,oder so', 'irgendwie' oder 'oder so was' zu bitten. Die Gefahr, wieder in einen Busch gesperrt zu werden, schien ihm dann doch zu groß. Er beschränkte sich also auch weiterhin darauf, zu nicken und sich im Stillen Gedanken zu machen.
„Aber wenn es darauf ankommt, verbinden wir Weißen Fräulein eben unsere Kraft“, riss ihn die Weißdornfee triumphierend aus seinen Überlegungen.
„Das geht?“, staunte Lumiggl.
„Jawohl“, bekräftigte das Fräulein ganz stolz.
„Gibt es nie Streit über Ziel und Zweck?“
„Nein, wir wollen immer dasselbe.“
„Wie schafft ihr das – durch
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