Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
Vom Netzwerk:
besuchte.“
    „Wer?“
    Die Eichenfee zuckte regelrecht zusammen.
    „Nichts, nichts“, versicherte sie. „Ich war nur in Gedanken. Komm, wir gehen zum Palast und schauen in den großen Spiegel. Vielleicht kann er uns zeigen, wo sich der Zauberer aufhält.“
    Als sie nach dem Korb griff, erwachte das Baby. Große, braune Augen blickten den Wombling an und dann lachte das kleine Ding, dass Lumiggl ganz warm ums Herz wurde. Im Stillen wunderte er sich jedoch. Wer war der Vater? Ob er die Dryade fragen sollte? Sie schien ja recht nett und geduldig zu sein. Aber andererseits wollte Lumiggl vor der Dryade nicht wie ein Trottel dastehen. Im Grunde war ja auch gar nicht so wichtig, sagte er sich, darum kann ich mich auch noch kümmern, wenn ich den Zauberer gefunden habe. Eines wusste er jetzt wenigstens: Den Zauberer gab es wirklich. Das war doch immerhin schon mal eine gute Nachricht!
    Weg schien entzückt, dass eine Eichenfee ihren Fuß auf ihn setzte. Er machte allerlei närrische Schleifen und Kurven, um sich dann aber einige Meter vor ihnen zu stecken und schnurgerade zu verlaufen, ohne die leiseste Unebenheit. So kamen sie gut voran. Die Dryade plauderte freundlich mit Lumiggl und zeigte lebhaftes Interesse an seinem Leben – und an seiner Liebe zu Milvola, von der er natürlich sofort erzählte. Den Wombling wunderte das sehr.
    „Ihr seid so ganz anders als die anderen Feen!“, platzte er schließlich heraus.
    „So?“
    „Die anderen, also, die interessieren sich gar nicht für einen. Und man muss so aufpassen, was man sagt.“ Lumiggl zögerte. Vielleicht hatte er bisher nur durch Zufall nichts Falsches gesagt und jetzt würde die Dryade böse.
    Aber die Dryade lachte laut auf und Lumiggl war sehr erleichtert.
    „Ach, das mag daran liegen, dass ich um vieles älter bin, als sie!“
    „Seid Ihr das? So seht Ihr gar nicht aus!“
    „Vielen Dank“, die Fee lachte noch immer. „Aber es stimmt. Uns Dryaden gibt es schon seit tausenden von Jahren. Mein Baum und ich allein dürften mindestens dreimal so alt sein, wie du. Die anderen Feen sind erst einige hundert Jahre alt und weil Feen sehr lange leben, brauchen sie auch länger, um erwachsen zu werden. So gesehen sind sie noch halbe Kinder.“
    Lumiggl nickte und versuchte, sehr weise auszusehen. Aus Womblingsicht war er selbst noch ein junger Hüpfer, aber das wollte er um keinen Preis zugeben. Und all diesen Feen gegenüber fühlte er sich plötzlich viel erfahrener und beschloss, Nachsicht zu üben und großzügig zu sein – zumindest bis wieder eine der feenhaften 'Jugendsünden' ihn direkt heimsuchte.
    Die Dryade und Lumiggl spazierten schon eine ganze Weile dahin, als sich der Eichenwald vor ihnen öffnete und sie auf eine Lichtung traten, in deren Mitte ein Schloss stand. Es gleißte im Sonnenlicht, als stünde es in Flammen, nur noch heller. Lumiggl schloss geblendet die Augen, aber selbst durch seine Lider hindurch meinte er diese unerträgliche Helle zu sehen. Die Fee bemerkte es und strich ihm mit der Hand sanft über Stirn und Augen: „So, jetzt wird es besser gehen.“
    Vorsichtig blinzelte Lumiggl in Richtung Schloss. Es strahlte immer noch in hellem Glanz, aber der Anblick schmerzte nicht mehr in den Augen und die Gefahr, zu erblinden, war gebannt. Nun vermochte der Wombling auch Einzelheiten zu erkennen. Der Palast war tatsächlich ganz aus Kristall gebaut, der so raffiniert geschliffen war, dass man durch die Reflexionen nicht ins Innere sehen konnte. Das Gebäude selbst sah recht wunderlich aus. Es gab eine kunterbunte Ansammlung von Erkern, Türmchen, Nischen und Bögen. Anscheinend waren viele Baumeister am Werk gewesen (sämtliche Feen) und hatten sich nicht einigen können (wen wundert’s). Das Durcheinander fiel aber nicht so sehr auf, da eine riesige Kuppel über dem Mittelstück des Gebäudes das Bild beherrschte und alles andere in den Hintergrund treten ließ.
    „Komm“, sagte die Dryade und nahm den staunenden Wombling bei der Hand.
     
    ***
     
    Floritzl war zornig. Da drohte ein Angriff, wahrscheinlich ging nächste Woche die Welt unter – zumindest die Art von Welt, wie er sie liebte – und sie würden alle sterben oder versklavt und da hatten diese Querköpfe nichts anderes zu tun, als sich zu prügeln! Und über allem schwebte das nervtötende „Koooorn“ der Gerstler, es war nicht zum aushalten. So flatterte der Elf auf den Wall um gut gesehen zu werden und brüllte: „Ruhe!“
    Keiner schenkte ihm Beachtung.

Weitere Kostenlose Bücher