Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
Schließlich hob ein Hollerweibchen schüchtern die Hand.
„Wie wäre es, wenn wir den großen Spiegel befragen“, schlug es zaghaft vor. „Er müsste wissen, wo sich der große Zauberer aufhält.“
Der Vorschlag fand begeisterte Zustimmung. Alles drängte aus dem Zimmer zum Zentrum des Gebäudes. Natürlich kam es an der Tür zum Stau. Jede Fee war schließlich der Meinung, dass ihr der Vortritt gebührte. Es gab das übliche, schon gewohnheitsmäßiges Gestoße, begleitet von Worten wie „Lass gefälligst mich vor!“ Da ließ sich plötzlich die Eisfee vernehmen, die zur Rosenfee doch tatsächlich sagte: „Aber bitte, nach dir.“
Ein Raunen ging durch die Menge. Eine Fee, die einer anderen den Vortritt ließ – und dann auch noch die Eisfee, eine der wildesten von allen. Aber noch erstaunlicher war die Antwort der Rosenfee: „Aber nein, nach dir!“
So was hatte es ja noch nie gegeben. Die eine oder andere Fee versuchte prompt, der Eisfee nachzueifern. Weil aber andererseits auch die Reaktion der Rosenfee nachgemacht wurde, verzögerte sich alles noch mehr und Letztendes drängelte doch wieder jede Fee durch die Tür, wie es gerade ging.
Schließlich aber waren alle im Vestibül angekommen und bildeten eine Ring um den Teich, wobei sie sich bei den Händen fassten und den Blick zur Kristallkuppel hoben. Sie begannen zu singen. Unverständliche Worte, erst ein leises Wispern, dann schon deutlicher, so schwoll der Gesang immer weiter an, bis Lumiggl glaubte, die Kuppel müsste unter der Macht der Töne zerspringen.
Da brach der Gesang ab.
***
Tschertel reagierte sofort auf den Alarmruf des Trolls: „Ein Angriff! Alle auf Plätze! Verteidigung bereit! Keine Übung.“
Im Nu waren alle auf den Beinen. Wigguld lief mit seinen Zwergen den Wall hinauf, um sich dort zu postieren. Floritzl eilte zu ihm und beobachtete, wie jeder zu dem Platz floh, der ihm bei den Übungen zugewiesen worden war. Die Zwerginnen stürzten mit den Kindern in den hinteren Bereich der Höhle, die Bogenschützen machten sich hinter dem Wall am Eingang bereit. Alle anderen verteilten und versteckten sich in der Nähe der Steinhaufen, die als Wurfgeschosse dienen sollten.
Da flogen auch schon mehrere rote Drachen auf den Höhleneingang zu. Wigguld pfiff durchdringend und die Bogenschützen richteten sich alle gleichzeitig auf und ließen eine Wolke von Pfeilen auf die Drachen regnen. Doch die Pfeile prallten an den Schuppen der großen Tiere ab. Trotzdem bremsten die Drachen verwirrt ab und zogen sich zurück.
„Alles Idioten“, rief Wigguld fröhlich. „Denken doch glatt, so klein und zierlich wie sie sind, fallen sie niemandem auf! Und sie waren sicher, dass dich die Eule gefressen hat“, wandte er sich an Floritzl, der neben ihm kauerte. Der Elf stellte fassungslos fest, dass der Zwerg regelrecht begeistert war. Seine Augen blitzten und er grinste von einem Ohr zum anderen. Da tauchten Tschertel und Aita neben ihnen auf und brachten ihre Bögen in Position. Galant reichte Tschertel der Womblinga einen Pfeil, nachdem er umständlich dessen Beschaffenheit geprüft hatte.
„Gut“, versicherte er ihr. Aber bei Aita hatte er damit kein Glück.
„Wenn du für jeden Pfeil Stunden brauchst, werden wir nicht weit kommen“, schalt sie ihn und suchte sich ein Stückchen abseits Deckung.
„Wunderbar, nicht?“, fragte Tschertel Floritzl mit glänzenden Augen. „Mag mich.“
„Deine Sorgen möchte ich haben“, murmelte der Elf.
„Zeit, Familie zu gründen!“
„Jetzt?“
„Nach dem hier.“
„Solltest du nicht erst mal zusehen, dass wir das hier überstehen?“
„Ach das ...“ Tschertel machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Deine Zuversicht möchte ich haben“, Floritzl lugte über den Stein, hinter dem er Schutz gefunden hatte. Die Drachen hatten sich vollständig zurückgezogen. Aber bestimmt war das noch nicht das Ende. Was sie wohl als nächstes vorhatten?
Aita stieß wieder zu Floritzl und Tschertel: „Die haben wir aber erschreckt!“
„Schuss toll“, lobte Tschertel die Womblinga und wurde rot bis an die Ohren.
„Wo bleiben nur unsere Drachen?“ lenkte Floritzl ab. „Die roten Drachen werden doch bestimmt nicht so schnell aufgeben.“
„Kaum, wahrscheinlich warten die unseren hinter der Bergspitze auf den rechten Moment zum Zuschlagen. Weiter unten hat es keinen Sinn", klärte Aita den Elf fachmännisch auf, "denn sie fliegen wahrscheinlich in Keilformation. Das ist bei der
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