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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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besuchen, kein Wunder ist. Ach, das waren noch Zeiten, als die edlen Helden auf einem Schimmel angeritten kamen! Und wohlerzogen waren sie auch – aber heute ...“
    „Und wenn Ihr Euch um etwas anderes kümmert?“, schlug Lumiggl schüchtern vor.
    „Ach, die Menschen sind doch alle gleich!“
    „Vielleicht Tiere?“
    „Tiere?“
    „Zum Beispiel Kaninchen.“
    „Kaninchen!“ Im ersten Moment glaubte Lumiggl, die Fee würde ihn für verrückt erklären. Doch dann verklärte sich ihr Gesicht: „Kaninchen ... gar nicht so dumm!“
    Ohne weiter Notiz von ihren Zuhörern zu nehmen, erhob sie sich und stolzierte davon. Ihr Teller war inzwischen leer. Sie hatte es tatsächlich geschafft, zwischen den Worten auch noch zu essen.
    Selbst die Dryade schien verdutzt. Sie schaute ihrer 'Kollegin' lange nach.
    „Wie kommst du auf Kaninchen, Lumiggl?“
    „Es gibt viele davon.“
    Da lächelte die Dryade: „Du bist ja richtig pfiffig – und auch ein bisschen weise.“
    Lumiggl errötete heftig. In seinem ganzen Leben war er noch nie so oft rot geworden, wie hier in den wenigen Stunden in Gesellschaft der Dryade. Es war ihm überaus unangenehm. Was musste sie nur von ihm denken?
    Inzwischen trafen immer mehr Feen ein. Die Hollerweibchen hatten zwei Vertreterinnen ihrer Art geschickt, die Weißen Fräulein sogar drei. Eine weitere Dryade wurde von der bereits anwesenden mit einer herzlichen Umarmung begrüßt. Die Windsbraut war sehr schnell zur Stelle gewesen, die Eisfee traf mit einem laut vernehmbaren Klirren ein. Auch einige Wald- und Wiesenfeen, wie sie hinter vorgehaltener Hand genannt wurden, erschienen so nach und nach, diverse Schlossfeen, die eine oder andere Bergfee, die Feen der vier Jahreszeiten. Aber als letzte kam die Rosenfee, den großen Auftritt sichtlich genießend. Ihr braunes Haar war mit eingeflochtenen Rosenblüten geschmückt, ebenso ihr Kleid, das in tiefem Rot und sattem Grün gehalten war. Die riesengroßen braunen Augen blickten dabei so unschuldig in die Runde, der Mund lächelte so sanft, dass man sogar einen Moment vergaß, dass Rosen immer auch Dornen haben.
    Alle versammelten sich in dem großen Raum mit den vielen verschiedenen Stühlen und jede Fee fand einen ihr genehmen Platz. Lumiggl setzte sich in einen bequemen Sessel und die Dryade, die die Wiege mit dem Baby mitgebracht hatte, nahm neben ihm Platz. Darüber war Lumiggl sehr froh. Sie gab ihm so etwas wie Geborgenheit. All die durcheinander schwatzenden Schönheiten um ihn herum verunsicherten ihn doch sehr. Einige sahen ziemlich wild und kriegerisch aus, z.B. die Windsbraut: eine zerzauste Schönheit in Schwarz und Weiß mit blitzenden Augen und seltsamen Zeichnungen auf Stirn und Wangen, die ihr Aussehen noch verwegener machten. Andere wirkten sanft wie Lämmer – allen voran die Blumenfeen. Aber Lumiggl hatte inzwischen zur Genüge gelernt, dass man auf das Äußere nichts geben durfte. Da war es doch zu Hause viel angenehmer! Obwohl, wenn er so an die Nixe dachte, die ihn um seinen Spiegel gebracht hatte ... Lumiggl schüttelte heftig den Kopf, um all diese Gedanken zu verscheuchen. Er hatte schließlich einen Auftrag zu erfüllen!
    Die Dryade stand auf, hob die Hand und bat um Ruhe. Nach und nach verstummten die Gespräche und alle wandten sich ihr zu. Mit ruhiger Stimme erzählte sie von Lumiggl und der Gefahr für Tharsya, die von den roten Drachen ausging.
    Die anderen Feen hörten davon zum ersten Mal. Keiner war bisher ein Roter Drache aufgefallen, jedenfalls nicht bewusst. Immer wieder gab es Zwischenrufe und bald redeten alle durcheinander. Die Dryade musste unterbrechen und um Ruhe bitten. Endlich war sie bis zu Lumiggls Ankunft gekommen und bat um Vorschläge, was man gegen die Bedrohung tun sollte. Da wurde sie erneut unterbrochen.
    „Wer hat dich eigentlich zur Anführerin ernannt?“ Die Windsbraut baute sich herausfordernd vor der Dryade auf.
    „Stimmt!“, „Genau!“, ließen sich vereinzelte Stimmen vernehmen. Aber im Grunde warteten alle gespannt, was jetzt geschehen würde.
    Die Dryade musterte ihre Kontrahentin.
    „Ich war zur rechten Zeit zur Stelle“, sagte sie nur.
    „Gar nicht wahr! Meine Schwester hat den Wombling zuerst getroffen!“, schrie da ein Weißes Fräulein auf.
    „Und eingesperrt.“
    „Was hat denn das damit zu tun?“
    Eine heftige Diskussion begann. Lumiggl kauerte sich in seinem Sessel zusammen und blickte hilflos auf die Dryade. Aber die hatte nur einfach wieder Platz genommen

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