The Acid House (German Edition)
Jock. Das Problem is doch nich der, verstehste. Du bist es, sagte er, den Zeigefinger streng auf mich gerichtet, – und ich, fuhr er fort und tippte sich mit dem Finger an die Brust. – Wir zwei Vollidioten hier. Die Knete könnwer abschreiben, Jock.
– Ja, sonst noch was …
– Whitworth verarscht und blockt und ignoriert uns doch so lange, bis wir irgendwann davon aufhörn wie zwei liebe kleine Jungs, lächelte er grimmig, und ein kalter, unversöhnlicher Ton lag in seiner Stimme. – Der nimmt uns gar nich ernst, Jock.
– Und was schlägste vor, Gal?
– Dass wir’s entweder vergessen können, oder wir sorgen dafür, dass er uns ernst nimmt.
Ich ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen und erwog immer wieder ihre tiefere Bedeutung, die mir in Wirklichkeit sofort klar gewesen war.
– Was machen wir also?
Gary holte tief Luft. Es war seltsam, wie ruhig und vernünftig er jetzt war, verglichen mit seiner gereizten Laune beim Essen. – Dem Wichser bringen wir schon bei, uns ernst zu nehmen. Der kriegt seine Lektion. Bläuen ihm n bisschen Respekt ein, verstehste.
Wie wir das anstellen wollten, machte Gary glasklar. Wir würden uns bewaffnen und zu Whitworths Wohnung in Haggerston rüberfahren. Dann würden wir ihm kunstgerecht die Scheiße aus dem Leib prügeln und ihm eine allerletzte Rückzahlungsfrist für das Geld, das er uns schuldete, setzen.
Ich ließ mir diese Strategie durch den Kopf gehen. Es bestand eindeutig nicht die geringste Chance, die Angelegenheit gütlich beizulegen. Bitten und moralische Appelle hatten nichts gefruchtet und nur unsere Glaubwürdigkeituntergraben, da hatte Gary recht. Es war unser Geld, und Whitworth hatte mehr als genug Gelegenheit gehabt, es uns zurückzuzahlen. Aber ich hatte Angst. Wir waren drauf und dran, eine sehr hässliche Büchse der Pandora zu öffnen, und ich spürte, dass die Ereignisse mich zu überrollen drohten. Ich dachte an den Knast, oder schlimmer noch, an Betonsocken und ein Vollbad in der Themse oder andere Variationen dieses Klischees, die alle so ziemlich auf dasselbe rausliefen. Whitworth selbst würde kein Problem sein, der hatte bloß ne große Klappe mit nichts dahinter – kein Mann der körperlichen Gewalt. Die Frage war: wie gut waren seine Verbindungen? Das würden wir schon merken. Ich musste mitspielen. Ich war in jedem Fall angeschissen. Wenn ich nicht mitmachte, würde ich mir bei Gary jede Glaubwürdigkeit verscherzen, und ich brauchte ihn dringender als er mich. Und was noch entscheidender war, ein anderer hätte mein Geld, und ich stünde pleite und von Selbsthass zerfressen da, weil ich so feige den Schwanz eingekniffen hatte.
– Machen wir die Fotze alle, sagte ich.
– Das is mein alter Kumpel, Gary schlug mir auf den Rücken. – Wusste doch, dass du Mumm hast, Jock. So seid ihr bekloppten Jocks, beschissne Irre allesamt! Der Fotze Whitworth zeigen wir, mit wem er sich angelegt hat.
– Wann? fragte ich, und mir war vor Aufregung und Angst etwas flau.
Gary zuckte die Achseln und zog eine Braue hoch.
– Warum noch lange warten?
– Jetzt gleich, meinste? sagte ich erschrocken. Es war helllichter Tag.
– Heut Abend. Ich hol dich um acht mit m Auto ab.
– Um acht, stimmte ich ergeben zu. Garys unberechenbares Verhalten in letzter Zeit hatte bei mir schwer ungute Vibes ausgelöst. – Hör mal, Gal, da läuft doch nich noch wasanderes außer dem Geld zwischen dir und Tony Whitworth, oder?
– Das mit dem Geld reicht in meiner Lebenslage völlig. Aber dicke, sagte er, schob sein Glas weg und stand auf. – Ich mach mich aufn Weg. Du gehst besser auch. Zu viel von dem Stoff darfste dir nich mehr reinkippen, er zeigte auf mein Glas. – Auf uns wartet n Job.
Ich sah ihm nach, wie er entschlossen davonstapfte und nur innehielt, um dem alten Gerry O’Hagan an der Theke zuzuwinken.
Ich beherzigte Garys Rat in Sachen Bierkonsum und brach kurz nach ihm auch auf. Ich ging zum Sportgeschäft in Dalston und kaufte einen Baseballschläger. Ich dachte dran, mir auch ne Skimaske zu kaufen, aber das wär zu auffällig gewesen. Also ging ich zum Armyshop und kaufte mir ne Hasskappe. Ich hockte in meiner Bude und konnte meine Neuerwerbungen erst gar nicht ansehen. Dann nahm ich den Baseballschläger in die Hand und ließ ihn ein paarmal durch die Luft sausen. Ich zerrte die Matratze vom Bett und lehnte sie gegen die Wand. Ich prügelte mit dem Schläger darauf ein, um Schwung, Körperhaltung und Griffigkeit zu prüfen. Meine
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