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The Acid House (German Edition)

The Acid House (German Edition)

Titel: The Acid House (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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als ihr Aussehen sich noch bezahlt machte, sicherlich eine gewesen war.
    Ich rannte hier definitiv offene Türen ein.
    Wir tranken und redeten, bis der zunehmend nervöser werdende Richard die Bar schloss und wir dann in einen Coffeeshop gingen, um einen durchzuziehen. Wir machten die Verabredung verbindlich fest; morgen würde ich zugunsten eines lustigen Tages an der See mit Chrissie und Richard meine lichtscheue Lebensweise aufgeben.
    Richard wirkte sehr angespannt, als er uns am nächsten Tag zum Strand fuhr. Ich machte mir einen Spaß daraus, zuzusehen, wie seine Knöchel am Steuer weiß wurden, während sich Chrissie, die sich vom Beifahrersitz nach hinten herüberbeugte, auf ein frivoles und schüchtern kokettierendes Geplänkel mit mir einließ. Jeder schlechte Witz, jede öde Anekdote, die faul von meinen Lippen tropften, wurden von Chrissie begeistert und mit schallendem Gelächter aufgenommen, während Richard in nervösem Schweigen litt. Ich spürte, wie sein Hass auf mich in positiven Differenzialen anstieg, wie er ihn einengte, seine Atmung erschwerte, seine Denkprozesse verschlammte. Ich fühlte mich wie ein boshaftes Kind, das den Lautstärkeregler am Fernseher voll aufdreht, um einen Erwachsenen zu ärgern.
    Er zahlte es mir unwissentlich heim, indem er ein Carpenters-Tape einlegte. Ich wand mich vor Unbehagen, während er und Chrissie mitsangen. – Was für ein furchtbarer Verlust, Karen Carpenter, sagte sie feierlich. Richard nickte in düsterer Zustimmung. – Traurig, was, Euan?fragte Chrissie, weil sie mich in ihr seltsames kleines Trauerfestival für diesen toten Popstar einbeziehen wollte.
    Ich lächelte jovial und unbekümmert. – Ist mir so was von scheißegal. Überall auf der Welt gibt’s Leute, die nicht genug zu essen haben. Warum sollte ich da irgendner überprivilegierten, abgefuckten Amikuh nachweinen, die zu bescheuert ist, sich ne Gabel mit was zu Beißen zwischen die Zähne zu schieben?
    Darauf betäubtes Schweigen. Schließlich winselte Chrissie: – Du hast ganz gemeine, zynische Gedanken, Euan! Richard stimmte aus vollem Herzen zu, unfähig, seine Schadenfreude darüber, dass ich sie verärgert hatte, zu verbergen. Er begann sogar, »Top of the World« mitzusingen. Danach begannen er und Chrissie sich auf Holländisch zu unterhalten und zu lachen.
    Diese vorübergehende Ausgrenzung brachte mich nicht aus der Ruhe. Eigentlich genoss ich ihre Reaktion. Richard begriff einfach nicht, was für ein Typ Mensch Chrissie war. Ich spürte, dass sie sich zu Hässlichkeit und Zynismus hingezogen fühlte, weil sie glaubte, eine Veränderung herbeiführen zu können. Ich war für sie eine Herausforderung. Richards servile Nachsicht amüsierte sie von Zeit zu Zeit; sie war jedoch nur ein Ferienhaus, kein permanenter Wohnsitz, und letzten Endes fade und langweilig. Indem er versuchte, genauso zu sein, wie sie es seiner Meinung nach erwartete, hatte er ihr nichts gegeben, was sie ändern konnte; hatte ihr die Befriedigung verwehrt, sich in der Beziehung zu verwirklichen. Zwischenzeitlich hielt sie sich diesen Trottel warm, da er ihrer grenzenlosen Eitelkeit schmeichelte.
    Wir lagen am Strand. Wir warfen uns einen Ball zu. Es war wie die Karikatur eines Verhaltens, das man von Leuten am Strand erwartet. Ich fand die Szenerie und die Hitzebald unangenehm und legte mich in den Schatten. Richard lief in seinen abgeschnittenen Jeans rum; gebräunt und athletisch, trotz eines kleinen Bauchansatzes. Chrissie sah peinlich schwammig aus.
    Als sie Eis holen ging und Richard und mich zum ersten Mal miteinander alleine ließ, war ich ein wenig nervös.
    – Sie ist klasse, oder, schwärmte er.
    Ich lächelte widerwillig.
    – Chrissie hat viel durchgemacht.
    – Ja, sagte ich bestätigend. So viel hatte ich bereits selbst gefolgert.
    – Mir hat noch niemand so viel bedeutet wie sie. Ich kenne sie schon lange. Manchmal denke ich, man muss sie vor sich selbst beschützen.
    – Das ist jetzt nen Tick zu konzeptuell für mich, Richard.
    – Du weißt, was ich meine. Du trägst auch immer lange Ärmel.
    Ich fühlte, wie sich meine Unterlippe in reflexartigem Verdruss vorschob. Es war die kindlich-verlogene Reaktion von jemandem, der nicht wirklich gekränkt ist, sich das jedoch einredet, um zukünftige Aggressionen gegen die gegnerische Partei zu rechtfertigen oder sie zu zwingen, alles zurückzunehmen. Sie war mir zur zweiten Natur geworden. Ich freute mich, dass er das Gefühl hatte, meinen wunden Punkt

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