The Acid House (German Edition)
wie Schwimmen oder Fahrradfahren, lachte sie affektiert und leicht beschwipst.
Na, wenn das so war, würde sich der alte Jim Banks nach einer Pause von zehn Jahren wieder in den Sattel schwingen. Wir gingen in ihr Zimmer.
Trotz des Alkohols hatte ich kein Problem, eine Erektion zu bekommen. Marianne zog ihr Kleid aus und präsentiertemir einen Körper, der einer Jahre, wenn nicht Jahrzehnte jüngeren Frau Ehre gemacht hätte. Wir umarmten uns erst eine Weile, ehe wir unter die Decke schlüpften und uns liebten, zuerst sachte und zärtlich, dann mit zunehmender Leidenschaft. Ich verlor mich darin. Ihre Nägel gruben sich ins Fleisch meines Rückens, und ich schrie: – Oh Gott, Joanie, oh Gott …
Sie gefror unter mir zu leichenhafter Starre und boxte frustriert in die Matratze, während ihr die Tränen aus den Augen kullerten. Ich rückte von ihr ab. – Es tut mir leid, sagte ich halb stöhnend, halb schluchzend.
Sie setzte sich auf und starrte achselzuckend ins Leere. Sie sprach mit stumpfer, metallisch klingender Stimme, aber ohne Bitterkeit, als würde sie einen kühlen, unparteiischen Nachruf verfassen. – Ich finde einen Mann, der mir gefällt, und wenn ich mit ihm ins Bett gehe, stellt er sich vor, ich sei eine andere.
– So war es nicht, Marianne …
Sie schluchzte auf; ich legte meinen Arm um sie. Tja, Jim Banks, dachte ich, da hast du dich wieder in einen verflixten Schlamassel manövriert, was?
– Es tut mir leid, sagte sie.
Ich begann mich anzuziehen. – Ich gehe besser, sagte ich. Ich ging zur Tür, drehte mich dann wieder um. – Du bist eine wundervolle Frau, Marianne. Ich hoffe, du findest jemanden, der dir das geben kann, was du verdienst. Der alte Banksie, ich deutete traurig auf mich selbst, – macht sich nur was vor. Für mich gab es immer nur eine Frau. Ich ging und ließ sie in Tränen zurück. Jetzt musste ich mich um meine kleine Angelegenheit kümmern. Es würde doch keine Gnadenfrist geben. Ich wusste, dass es so am besten war; das wusste ich jetzt mehr denn je. Die Kinder, Paul und Sally, waren stark genug. Sie würden es verstehen.
Wieder in meiner Kabine, hinterließ ich Marianne einen kurzen Brief. Für die Kinder hatte ich Briefe in der Schiffspost abgegeben, mit einer Videoaufzeichnung, in der ich ihnen erklärte, was ich vorhatte. In dem Brief an Marianne stand nicht viel. Ich sagte ihr nur, dass ich aus einem ganz bestimmten Grund hier war; dass es mir leidtat, dass wir uns hatten hinreißen lassen. Ich musste mein Schicksal erfüllen, so sah ich das.
Nach den Karten, die ich zu Rate zog, waren wir jetzt im adriatischen Meer, kein Zweifel. Ich zog ein Stück Kordel durch das Loch in den Gewichten und warf sie mir über die Schulter. Es war schwierig, den elastischen Trainingsanzug über die Gewichte zu bekommen und dann noch den Rest meiner Kleidung anzulegen. Mühsam zog ich meine Regensachen über, und als ich die Kabine verließ, konnte ich kaum laufen.
Ich schlingerte über das leere Deck und hatte Mühe, mich aufrecht zu halten. Die See war ruhig und die Nachtluft mild. Ein Liebespaar, das das Mondlicht genoss, sah mir misstrauisch nach, als ich mich an ihnen vorbei zu meiner Stelle an Steuerbord schleppte. Zehn Jahre, beinahe auf den Tag genau, seit du dich aus meinem Leben, dem Schmerz und dem Leid, davonstahlst.
Ich hebe mit beinahe übermenschlicher Kraftanstrengung ein Bein über die Absperrung. Ich werde nur noch kurz Atem holen, einen letzten Blick auf den violetten Himmel werfen, dann werde ich leicht mein Gewicht verlagern und mich von dieser Reling hinunter in die Adria fallen lassen.
Snuff
Der Fernsehschirm flimmerte in der Dunkelheit, als der Abspann am Ende des Films erschien. Jetzt ist es bald so weit, konstatierte Ian, und langte dabei nach seiner zerfledderten Ausgabe von Halliwell’s Film Guide . Mit einem gelben Marker strich er den fett gedruckten Eintrag an: Godfellas . An den Rand schrieb er in kleinen Versalien:
8. BRILLANT, WIEDER EINE ELEKTRISIERENDE DARSTELLERISCHE LEISTUNG VON DE NIRO. SCORSESE DER UNUMSTRITTENE MEISTER SEINES GENRES.
Dann nahm er die Videokassette heraus und legte eine andere ein, Mad Max III – Jenseits der Donnerkuppel . Er spulte die Trailer vor und musterte aufmerksam das grimmig-ernste Gesicht des Radio-One-Discjockeys, der die Freigabe des Films erläuterte. Als er den dazugehörigen Eintrag in dieser allerneuesten, aber bereits sehr zerlesenen Ausgabe des Halliwell’s nachschlug, war Smith versucht, den
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