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The Acid House (German Edition)

The Acid House (German Edition)

Titel: The Acid House (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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nein nein Mrs. Coxton! Nicht so! Sie belasten Ihren Rücken zu stark. Setzen Sie sich weiter auf und winkeln Sie die Knie an. Fünfundvierzig Grad. Wunderbar. Und eins … und zwei …
    Ich nehme zwei Scheiben von der Hantel und stecke sie heimlich in meine Sporttasche. Ich tue zwar pro forma so, aber ich brauche kein Training. Ich bin fit genug. Joan sagte immer, ich hätte einen guten Körper; drahtig, sagte sie immer. Das macht die lebenslange Arbeit im Baugeschäft, kombiniert mit maßvoller Lebensführung. Ich muss gestehen, dass ich ein kleines Bäuchlein habe, da ich michhabe gehen lassen seit Joan. Schien nicht mehr drauf anzukommen. Ich trinke jetzt mehr, als ich es je getan habe, seit dem Ruhestand. Na ja, ich war nie ein begeisterter Golfer.
    Wieder in meiner Kabine, lege ich mich hin und gleite hinüber in diesen Dämmerzustand zwischen Denken und Schlaf, in Gedanken bei Joan. Sie war eine so wunderbare und anständige Frau, alles, was man sich von einer Frau und Mutter wünschen konnte.
    Warum Joan? Warum, mein Liebling, warum? Das hätten die besten Jahre unseres Lebens werden können. Paul ist auf der Universität, Sally lebt im Schwesternheim. Sie haben endlich das Nest verlassen, Joan. Wir hätten es ganz für uns allein gehabt. Aber so, wie sie zurechtkamen, machten sie dir Ehre, alle beide. Machten sie uns Ehre. Und ich? Tja, ich bin mit dir gestorben, Joan. Ich bin nur ein verflixter Geist.
    Ich schlafe nicht. Ich bin wach, rede mit mir selbst und weine. Zehn Jahre nach Joan.
    Beim Dinner bin ich mit Marianne Howells allein am Tisch. Die Kennedys, Nick und Patsy, ein sehr nettes, kontaktfreudiges junges Paar, sind nicht zum Essen erschienen. Das ist ein abgekartetes Spiel. Patsy Kennedy hat den Verschwörerblick. Marianne und ich sind zum ersten Mal während der Kreuzfahrt allein. Marianne: unverheiratet, hier, um ihrem eigenen schmerzlichen Verlust zu entkommen, dem kürzlichen Tod ihrer verwitweten Mutter.
    – Habe ich Sie heute also für mich allein, Jim, sagte sie, in einer Art, die viel zu scherzhaft und selbstironisch war, um kokett zu sein. Aber es besteht kein Zweifel, dass Marianne eine sehr hübsche Frau ist. Eine solche Frau hätte längst jemand heiraten sollen. Eine Verschwendung. Nein, das ist eine abscheuliche Art zu denken. Da haben wir ihn wieder,den alten chauvinistischen Jim Banks. Vielleicht hat Marianne es so haben wollen, vielleicht hat sie sich dieses Leben ausgesucht. Vielleicht wenn Joanie und ich nicht … Nein. Die Meeresfrüchte, die Meeresfrüchte.
    – Ja, lächle ich, – dieser Meeresfrüchtesalat ist hervorragend. Aber andererseits – wenn man auf dem Meer keine guten Meeresfrüchte bekommt, wo dann, hm?
    Marianne grinst, und wir kommen ins Plaudern. Dann sagt sie: – Das mit Jugoslawien ist eine Tragödie.
    Ich frage mich, ob sie meint, weil wir es wegen der Konflikte nicht anlaufen können, oder wegen des Elends, das die Konflikte über die Leute gebracht haben. Ich entscheide mich kurz entschlossen für die anteilnehmende Interpretation. Marianne scheint von der mitfühlenden Sorte zu sein. – Ja, schreckliches Leid. Dubrovnik war einer der Höhepunkte der Reise, als ich sie mit Joan gemacht habe.
    – Oh ja, Ihre Frau … was geschah mit ihr, wenn ich Ihnen damit nicht zu nahe trete?
    – Äh, ein Unfall. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich lieber nicht darüber sprechen, sagte ich, während ich mir eine Gabel mit Salat in den Mund schob. Ich bin sicher, dass er eher zur Dekoration als zum Essen gedacht ist, hat irgendwas damit zu tun, wie er auf dem Teller angeordnet ist. Ich hatte nie viel mit Etikette am Hut. Joanie, du hättest aufgepasst, dass ich nichts falsch mache.
    – Es tut mir wirklich leid, Jim, sagt sie.
    Ich lächle. Der Unfall. Auf diesem Schiff, auf dieser Kreuzfahrt. Ein Unfall? Nein.
    Sie war schon seit einer Weile niedergeschlagen gewesen. Deprimiert. Die Veränderung in unserem Leben, wer weiß, was es war? Ich weiß nicht, warum. Das ist das Allerschrecklichste daran, ich weiß nicht, warum. Ich dachte, die Kreuzfahrt würde Wunder bei ihr wirken. Es schien auch so, füreine Weile. Und gerade als wir ans Ende der Adria kamen, auf dem Weg zurück ins Mittelmeer, nahm sie die Pillen und verschwand einfach über die Reling des Schiffs in die Nacht. Ins Meer. Als ich aufwachte, war ich allein; ich bin seitdem immer allein gewesen. Es war meine Schuld, Joan, die ganze verwünschte Sache. Hätte ich doch versucht, zu verstehen, wie dir

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