Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The American Monstershow in Germany

The American Monstershow in Germany

Titel: The American Monstershow in Germany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Pawn
Vom Netzwerk:
schreien.
    Kerstin lief weinend auf Andreas zu und vergrub ihr Gesicht an dessen Schulter. Gemeinsam, sich stützend zogen sie sich in die Zimmermitte zurück. Sie wussten, dass sie Dirk unmöglich noch helfen konnten.
    Das Einsaugen der Arme ging ziemlich schnell voran. Dirk war offensichtlich wieder bei klarem Verstand. Der Schmerz hatte ihm diesen für kurze Zeit zurückgegeben, bis jedes Denken verlöschen würde. Der Tod trat dann schnell ein, da der Blutverlust Dirks während des Gefressenwerdens unglaublich hoch war. Vermutlich wurde das Blut schneller von der Wand eingesaugt als die übrige Körpersubstanz.
    Andreas und Kerstin setzten sich so auf den Boden, damit sie das grausige Schauspiel nicht ein zweites Mal mitansehen mussten. Kerstin hatte sich an Andreas angeschmiegt. Beide blickten sie zu Boden, um nicht den heimtückischen Spielen der Wand zum Opfer zu fallen. Sie saßen da wie ein Liebespaar auf einer Bergweide, jeder der beiden träumte vor sich hin und lauschte dem Zirpen der Grillen. Aber es war kein Grillenzirpen, es war das saugende Schmatzgeräusch der Wand, die Dirk auffraß.
     
    Zu dieser Zeit etwa traf Herr Schlüter zu Hause ein. Er fand zwar nicht seine Frau, aber einen Zettel auf dem Küchentisch vor. „Habe große Angst um Vera. Bin bei Wagners“, stand dort zu lesen. Hans-Joachim Schlüter legte seinen Aktenkoffer auf den kleinen Garderobenschrank gegenüber der Wohnungstür. Danach machte er auf dem Absatz kehrt und begab sich zu den Wagners, wo seine Frau nun schon zum zweiten Male ihr merkwürdiges Erlebnis schilderte, denn auch Herr Wagner war inzwischen zu Hause eingetroffen.
    „ Kerstin hat erzählt, sie wolle mit Freunden zum Becker-Anwesen“, sagte Frau Wagner zu ihrem Mann, als Frau Schlüter ihren Bericht beendet hatte. „Ich nehme stark an, dass auch Vera mitgegangen ist. Die beiden und dieser Dirk sind doch immer zusammen unterwegs.“
    „ Zum Becker-Anwesen?“ fragte Herr Wagner nach. „Was, um alles in der Welt, wollen die jungen Leute da?“ Unruhe schwang in seiner Stimme mit, die Frau Wagner aber trotz des Berichtes von Veras Mutter nicht begründet erschien.
    „ Kerstin sagte etwas von Taschengeld aufbessern“, erwiderte Frau Wagner.
    „ Die Sache schmeckt mir nicht“, gab Herr Wagner unumwunden zu. Die Falten auf seiner Stirn verdichteten sich wie Wolken vor einem heftigen Gewitter.
    Just in diesem Moment läutete Herr Schlüter an der Haustür. Frau Wagner erhob sich mit einem eleganten Schwung, der einem Modell zur Ehre gereicht hätte, und begab sich zur Tür. Herr Schlüter war die wenigen Schritte bis zum Haus der Wagners gerannt, er war noch ein bisschen außer Atem, als er ins Wohnzimmer geführt wurde.
    „ Was ist los? Wo ist Vera?“ rief er atemlos aus, als er seine Frau erblickte.
    „ Ich weiß es nicht genau“, antwortete Ursula Schlüter wahrheitsgemäß und gab dann in wenigen Worten ihr Abenteuer noch einmal zum besten.
    „ Das ist verrückt“, rief Hans-Joachim Schlüter aus, als seine Frau geendet hatte.
    „ So verrückt finde ich es gar nicht“, erwiderte Herr Wagner gemessen. „Umso weniger, wenn die jungen Leute wirklich ins Becker-Anwesen gegangen sind.“
    Die beiden Frauen starrten Herrn Wagner mit großen Augen an, und auch Schlüter blickte verblüfft drein.
    „ Es ist merkwürdig, aber vor ein paar Tagen erzählte mir einer meiner Patienten eine seltsame Geschichte, in der es um das Becker-Anwesen ging. Er wohnt in einem Haus direkt gegenüber und kann von seinem Schlafzimmer aus einige Fenster an der Vorderfront des Becker-Anwesens sehen. Der Mann erzählte mir, er habe einige Male nachts ein seltsames Leuchten hinter einem der Fenster bemerkt.“
    „ Vielleicht Einbrecher?“ vermutete Herr Schlüter.
    „ Oder irgendwelche Herumtreiber, die keine Bleibe haben“, mutmaßte Frau Wagner.
    „ Ich glaube beides nicht. Der Mann sagte weiter, es wäre kein normales Leuchten gewesen, so wie das einer Kerze oder Taschenlampe, sondern eher ein phosphoreszierendes Leuchten, als gäbe es in diesem Zimmer Irrlichter.“
    „ Ich wusste gar nicht, dass du in deiner Praxis auch psychisch Kranke behandelst“, witzelte Frau Wagner.
    Ihr Mann sah sie nur kurz streng an.
    „ Es geht um Vera“, rief Frau Schlüter aus, um dann eilig hinzuzufügen: „Es geht natürlich auch um Kerstin. Die Sache ist zu ernst, um Witze zu reißen.“
    „ Ja, das glaube ich auch“, sagte Herr Wagner und nickte.
    „ Dann halte ich es für das

Weitere Kostenlose Bücher