The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
Untergebene von Graf Volmar?«
»Bei allen Mächten, nein! Ich gehorche nur mir, Junge, keinem Grafen! Ich bin überall in der Welt herumgekommen und habe nie jemandem gehorcht, deshalb!«
fügte sie hinzu, bevor er fragen konnte. »Wie auch immer, ich bin zufällig auf dieser Burg gelandet, als ich die Nachricht von der Nichte des Grafen hörte und auch von einer Belohnung für ihre unversehrte Rückkehr.«
»Oh.«
Lydia grinste erneut, doch diesmal kam es Kevin mehr wie ein Zähnefletschen denn ein Lächeln vor. »Laß uns von vornherein einige Dinge klären. Ja, ich bin eine Söldnerin. Aber komm mir nur nicht hochnäsig, Bursche!
Ich verdiene mir meinen Lebensunterhalt; wenn man meine Dienste kauft, bekommt man einen ordentlichen Gegenwert, ich halte meine Vereinbarungen ein und schlafe fest in der Nacht. Wenn dich irgend etwas daran oder an mir stört, dann solltest du am besten sofort damit herausrücken.«
»Nein, das tut es nicht. Und ich wollte Euch nicht beleidigen. Es ist nur … Nun, ich habe noch nie jemanden wie Euch getroffen.«
Sie lachte dröhnend. »Da wette ich drauf! Sieh mal, Kevin, ich bin nicht böse auf dich. Ich habe nur schon zu viele Männer – und Jungen – getroffen, die versuchen, jede Frau zu übervorteilen, die nicht unter dem Schutz eines Mannes steht. Ich hatte Glück, meine Familie hat ihre Mädchen so aufwachsen lassen, daß sie wußten, wie man sich selbst verteidigt. Aber ich bin genug herumgekommen, um genau zu wissen, daß die Welt es den meisten meines Geschlechts nicht einfach macht.«
»Also versucht Ihr jetzt, andere Frauen zu beschützen?«
»Zur Hölle, nein! Ich versuche, jede hilflose Seele zu schützen! Ich will verdammt sein, wenn ich irgend jemanden, ganz gleich ob männlich, weiblich oder was auch immer, zu einem … zu einem Ding werden lasse, das benutzt wird. Nicht, wenn ich etwas dagegen tun kann. Außerdem …«, ihr Grinsen kehrte so plötzlich wieder, daß Kevin sich fragte, ob sie sich schämte, für einen kurzen Moment aufrichtig gewesen zu sein, »ist die Bezahlung gut.«
»Aber was …?«
»Sieh her«, unterbrach sie ihn brüsk. »Da kommt der Rest unseres Trupps.«
Der Bardling sah zu, wie sie den Bergfried herunterkamen. Erst einer, dann noch einer, dann … Nur zwei?
Bestürzt begriff Kevin, daß der Graf ihm trotz all seiner ermutigenden Worte wohl doch nicht sehr vertraut haben konnte.
Ach was! Wie das Sprichwort sagte: Was ist, das ist.
Er wartete, bis sie in Hörweite waren und versuchte, seiner Stimme die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
»Willkommen«, sagte er dann so entschlossen wie er konnte. »Ich bin Kevin, ein Bardling, und diese Amazone ist Lydia.«
Die erste Gestalt schlug die Kapuze ihres graugrünen Mantels zurück und enthüllte grüne Augen, fahlblonde, seidene Haare, helle Haut und ein altersloses Gesicht, das so feingeschnitten und edel war, daß es unmöglich menschlich sein konnte. »Ihr seid ein Elf!« stieß der Bardling atemlos hervor.
Der Elf-Mann schaute ihn ausdruckslos an. Doch Kevin bemerkte bedrückt die winzige Spur von Verachtung in diesen schrägen Augen. »Ihr seid ja aufmerksam.«
Sicher, das war ein Elf, na klar. Der Sarkasmus in der kühlen Stimme des Wesens erinnerte Kevin nur allzudeutlich an die Nacht neulich im Wald. »Entschuldigt«, sagte der Bardling so höflich wie er konnte. »Ich wollte nicht ungehobelt sein. Ich war nur überrascht.«
In Reaktion auf Kevins Worte neigte der Elf unmerklich den Kopf. »Verständlich. Ich bin Eliathanis, vom Mondgeist-Clan der Weißen Elfen.« Und er war auch ganz offensichtlich ein Krieger. Seine geschmeidige Gestalt umhüllte ein silbrig schimmernder Schuppenpanzer, und ein gerades Schwert mit silbernen Intarsien am Griff hing an seiner Seite. »Meinem Volk gefällt die Anschuldigung der Menschen überhaupt nicht , sie hätten Leid verursacht. Zufällig war ich hier am Hofe, als dieses Mädchen entführt wurde – und ich habe vor, diese Beschuldigungen als falsch zu widerlegen.«
Ich wette, du hast außerdem nicht einen Krümel Humor im Leib , dachte Kevin und musterte das vollkommen beherrschte Gesicht des Elf. Der Bardling entlieh sich seine Antwort aus einer alten Ballade, zitierte förmlich:
»Wir sind froh über Eure Hilfe, edler Krieger«, und verbeugte sich höflich.
»Ja, doch werdet Ihr auch froh über meine Hilfe sein?«
fragte die zweite Gestalt leise. Langsam, mit einem exquisiten Gespür für Dramatik, zog sie die Kapuze
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