The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
hier.«
Kevin sah, wie der Weiße Elf unter der Kraft von Naitachals verzweifeltem Griff zusammenzuckte. Doch Eliathanis weigerte sich, ihn loszulassen, als wolle er durch diese Verbindung Frieden in den Dunklen Elf hineinzwingen.
Nach und nach wich die Spannung aus Naitachals Körper. Er erschauerte ein letztes Mal, ließ dann die Hand des Weißen Elf los und schaute Eliathanis verwirrt an.
»Danke«, sagte der Dunkle Elf nach einem Moment.
»Ich habe wahrhaftig nicht erwartet, daß Ihr mir helfen würdet, aber … Danke.«
»Tja, nun.« Eliathanis errötete, verlegen über seine eigene Freundlichkeit. »Ich … ich wollte nicht, daß Ihr etwas Untotes gegen uns auferstehen laßt.«
»Das hätte ich freiwillig auch nicht getan.« Sehr leise fügte Naitachal dann hinzu: »Aber es hätte nicht viel gefehlt.«
Alatan, Zauberer und Geisterbeschwörer, ging ungeduldig auf dem Wall seines kleinen, viereckigen Burgfrieds auf und ab und schaute gelegentlich über die baumlose Ebene, ohne sie wirklich zu sehen. Er war allein dort oben, das einzige lebendige Wesen in der ganzen Burg, abgesehen von ein paar schweigenden, seelenlosen Helfern.
»Verdammt soll sie sein!« zischte er.
Und er selbst verfluchte sich ebenfalls dafür, daß er es jemals so weit hatte kommen lassen, in ihre Schuld zu geraten. Es war so viel Zeit vergangen, seit er zuletzt ein Wort von ihr gehört hatte. Er hatte fast den Gerüchten Glauben geschenkt, die Zauberin sei tot oder so weit weg von hier, daß sie ihn und auch die Schuld vergessen hatte, in der er stand. Er schuldete ihr sein Leben.
Aber nein. Sie hatte es nicht vergessen. Auf einmal war der Ruf gekommen, und mit ihm das empörende Wissen, daß er immer noch nicht frei war, genausowenig wie er damals frei gewesen war … Damals hatten die Bauern ihn erwischt, als er durch einen mißlungenen Zauberspruch geschwächt gewesen war. Sie hatten ihn gefangen und ihn zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
Der Zauberer blieb abrupt stehen, und der schwarze Mantel schwang um ihn. Ungebetenerweise beschwor seine Erinnerung den Scheiterhaufen aus Hartholz so klar herauf, als stünde er jetzt darauf, statt weit in der Vergangenheit zu sein, der Haufen und die Ketten, die ihn so grausam dagegen preßten. Seine Hände waren gebunden, so daß er sie nicht gebrauchen konnte, sein Mund mit einem hölzernen Knebel versehen, so daß er nicht einmal den kleinsten Zauber ausrufen konnte, und die Flammen, die das Holz unter ihm knacken ließen, die Hitze, die bereits seine Füße und Beine zu verzehren drohte …
Alatan spie eine wilde Verwünschung aus und zwang seinen Geist wieder zurück in die Gegenwart. Es war vollbracht, er war in Sicherheit, und er hätte solche lächerlichen Erinnerungen schon vor langer Zeit bannen sollen!
Der Zauberer nahm seine unruhige Wanderung wieder auf. Was für ein Unsinn das war! Er hatte während seiner Karriere genug erlebt und auch genügend Grauenhaftes, Schrecken, die jeden anderen Mann hätten schreiend davonlaufen lassen – aye, und viele davon hatten ihm gehuldigt. Er würde nicht wie ein unerfahrener Junge reagieren, der von seinem eigenen Geist gehetzt wurde!
Ach nein. Angst war nicht das Problem. Was ihm wirklich weh tat, was er in all der Zeit nicht hatte aus seinem Verstand löschen können, das war zugeben zu müssen, daß er trotz all der Macht, die er hatte, nicht das geringste hatte tun können, um sich selbst zu retten. O
nein, wenn Carlotta nicht zufällig gesehen hätte, was da vorging, hätten diese dummen, ängstlichen Bauern gesiegt und er wäre Asche im Wind, ein Geist, verloren in der Äußeren Finsternis. Wenn sie es nicht gesehen und sofort begriffen hätte, was für ein feines Werkzeug da gerade verlorenging …
»Verdammt soll sie sein«, wiederholte Alatan laut, aber jetzt war die Wut zum größten Teil aus seiner Stimme verschwunden. Er war ein Werkzeug, und das würde er auch bleiben, bis die Schuld seines Lebens bezahlt war. Kein erfolgreicher Zauberer konnte überleben, wenn er das Unvermeidliche mied. Und er wagte nicht, zu versagen.
Mit grimmiger Resignation stieg Alatan von den Wallanlagen hinunter in seine privaten Kammern, zu einem finsteren Zimmer, angefüllt mit magischen Geräten.
Einige wenige sorgfältig gewählte Worte der Macht erweckten einen silberumrahmten Wahrsagerspiegel zum Leben.
Alatan konzentrierte seinen Willen und ließ ein Bild des Jungen entstehen, dieses Bardlings, und derer, die mit ihm
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