The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
ritten. Eine Frau … eine Kriegerin, ihrem durchtrainierten Äußeren nach zu urteilen … und sehr menschlich. Er lächelte kalt. Hier lag keine Bedrohung. Die anderen … Der Zauberer preßte die Lippen zusammen. Ein Weißer Elf, aber auch der war Krieger, kein Magier. Von ihm ging ebenfalls keine Bedrohung aus. Doch die dritte Gestalt, die ganz in Schwarz … Alatan runzelte die Stirn und beugte sich vor, starrte in den Spiegel. Wen oder was auch immer dieser Mantel verhüllte, war in der Lage, ihm nicht mehr als dieses flüchtige Bild zu erlauben.
Du verheißt Schwierigkeiten, mein geheimnisvoller Freund.
Andererseits mochte es möglicherweise gar keine Schwierigkeiten geben. Denn schau, in welche Richtung sie ritten! Der Zauberer wurde von plötzlicher, wilder Freude gepackt, konnte sein Glück kaum fassen und drängte sie weiter. Weiter, reitet noch ein kleines bißchen weiter …
Mit einem scharfen Splittern zerbarst der Spiegel. Alatan sprang schockiert zurück und wich den Scherben aus.
Kein Zweifel: Der Schwarzgekleidete war ebenfalls ein Zauberer! Nein, mehr noch: Der Fremdling konnte nur ein Geisterbeschwörer sein! Niemand sonst hätte seinen Zauber so machtvoll zurückwerfen können.
Alatans Lachen war scharf wie Glas. Wohlan denn! Es hatte lange, endlos lange gedauert, einen Gegner zu finden, der des Kampfes würdig war! Der Zauberer brannte vor Eifer und sprang auf die Füße, rief nach seinen untoten Dienern und eilte zu der Wiese hinunter, zu dem Schlachtfeld von einst und von heute.
Naitachal richtete sich heftig im Sattel auf, als habe man ihn geschlagen. Seine Augen glühten in magischer Kraft, er gestikulierte heftig, stieß wilde, fremdartige Laute aus, die an Kevins Ohren zerrten und die Maultiere scheuen ließen.
»Naitachal!« rief Lydia und kämpfte darum, oben zu bleiben. »Was, zum Teufel, machst du da?«
Der Dunkle Elf zügelte sein eigenes, panisch ausschlagendes Maultier und erwiderte knapp: »Irgend jemand hat uns ausspioniert. Starke Zauberei. Ich habe den Zauber auf ihn selbst zurückgeworfen.«
Eliathanis verkrampfte sich. »Dann war es also diesmal nicht nur meine Einbildung. Ich habe wirklich …
etwas gespürt.« Seine Hand umklammerte den Schwertgriff. »Wißt Ihr, wer der Zauberer ist, oder wo er sich befindet?«
»Wer: Nein. Wo: Hier in der Nähe. Aber ich habe sein Wahrsagewerkzeug zerschmettert.«
»Das wird nicht das Ende sein.«
»Das denke ich auch.« Naitachal schaute sich suchend um, ein Raubtier, das schwerfaßbare Beute jagte. »Je schneller wir dieses alte Schlachtfeld hinter uns lassen, desto besser.«
Da erbebte die Erde. Kevins Maultier schrie entsetzt auf und stieg so unvermittelt hoch, daß der Bardling durch die Luft segelte. Er drehte sich mitten im Flug herum, so daß er mit einem heftigen Ruck auf den Füßen landete und die Laute gegen seine Seite schlug. Aus den Augenwinkeln sah er, daß Naitachal der einzige war, der noch im Sattel saß. Er sah, wie die Wiese sich krümmte und aufklaffte. Und aus der zerrissenen Erde stiegen …
Nein. Das ist nicht möglich! sagte ihm sein Verstand immer wieder.
In das Land der Lebenden kletterten die Toten, die Skelette der Menschen und der Anderen. Die Opfer der längst vergessenen Schlacht kehrten zurück. Fleischlose Schädel grinsten, knochige Hände umklammerten Schwerter und Streitäxte. Leere Augenhöhlen starrten blicklos auf die entsetzten Lebenden.
Hinter ihnen, in einen Mantel gehüllt, der so schwarz war wie der von Naitachal, stand eine Gestalt, die nur der Geisterbeschwörer sein konnte, der die Gestalten vorwärtstrieb. Alles, was Kevin von dem Gesicht unter der schwarzen Kapuze erkennen konnte, war ein grauer Bart
– ein Beweis, daß der Mann zumindest ein Mensch war –
und wild blickende, mitleidlose Augen: Augen eines Hexenmeisters. In der Hand des Mannes sandte ein Stab mit einer geschnitzten Schlange als Knauf blau-weiße Blitze aus.
Der Bardling hörte, wie Naitachal rechts von ihm in einem langen Zischen die Luft ausstieß. »So …« sagte der Dunkle Elf leise. »An etwas Derartiges hatte ich gedacht.«
Er sprang von dem sich wie verrückt gebärdenden Maultier und gab ihm einen Schlag, damit es aus der Reichweite seiner Magie verschwand. »Verschwindet hier, alle.«
Eliathanis’ Schwert funkelte in seiner Hand. »Seid Ihr verrückt? Wir können Euch doch nicht hier allein lassen!«
»Ihr könnt nicht gegen etwas kämpfen, was nicht lebt!
Verschwindet! «
Aber es
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