The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
Bardling wich zurück und sah sich suchend nach einem Zweig oder einem Stein um, nach irgend etwas, das er als Waffe benutzen konnte. Er fand einen Felsbrocken. Als er darauf trat, drehte sich der Stein unter seinem Fuß weg. Kevin fiel hintenüber.
Das Skelett stürzte sich auf ihn, und Kevin tat das einzige, was ihm einfiel: Er packte einen der knochigen Arme und trat mit aller Kraft mit den Beinen hoch, so wie er es bei dem Schwertkämpfer in Westerin getan hatte.
Zu seiner Verblüffung segelte das Skelett sauber über seinen Kopf hinweg und landete mit einem befriedigenden Klappern auf der Erde. Während des Fluges verlor es Kevins Schwert, und der Bardling griff hastig nach der Waffe. Dann hackte er auf das untote Ding ein, bevor es sich aufrappeln konnte, bis er sauber den Hals durchtrennt hatte. Das Skelett fiel zu einem Knochenhaufen zusammen.
Ich … ich habe es geschafft! Ich habe gewonnen!
Wild vor Triumph schaute der Bardling sich um, um zu sehen, wie sich die anderen schlugen. Lydia und Eliathanis waren umzingelt, kämpften Rücken an Rücken, während Skeletthände von allen Seiten nach ihnen griffen. Tich’ki versuchte unterdessen vergeblich und wild fluchend, die Untoten mit ihrem kleinen Speer abzuwehren.
Ich muß ihnen zu Hilfe kommen, bevor …
Eine knochige Hand schloß sich schmerzhaft um seinen Knöchel. Kopflos oder nicht, das Skelett war immer noch sehr lebhaft.
»Nein! Verflucht sollst du sein, nein! Nein!« Kevin schluchzte beinahe vor Anspannung und hackte wie besinnungslos auf die Hand ein, bis diese zersplitterte und ihn endlich losließ. Doch der kopflose Horror versuchte schon wieder, auf die Füße zu kommen.
Es ist einfach unmöglich! Das Ding wird niemals aufgeben!
Nein, wurde dem Bardling plötzlich klar. Das würde es nicht. Keiner der Untoten würde aufgeben. Nicht, solange der Bann des Geisterbeschwörers sie fesselte.
Keuchend schaute der Bardling dorthin, wo der Dunkle Elf stand. Naitachal kämpfte immer noch so heftig wie zuvor gegen seinen Widersacher, und seine Augen sprühten vor Willenskraft. Doch Kevin entdeckte alarmiert die ersten deutlichen Zeichen der Anspannung in dem vornehmen Gesicht. Selbstverständlich! Trotz seiner Entschlossenheit, trotz seiner ungeheuren Zauberkraft hatte der Dunkle Elf keine zauberischen Hilfskräfte, die ihn mit zusätzlicher Kraft versorgen konnten, sondern verfügte nur über die Macht in seinem eigenen, schlanken Körper.
Er wird nicht mehr allzulange durchhalten können, erkannte Kevin. Jedenfalls nicht ohne Hilfe. Aber ich kenne keine Zauberlieder, die ihm helfen könnten!
Einen Moment mal … Er mochte ja keinen nützlichen Bardenzauber kennen … aber vielleicht brauchte er ihn auch gar nicht! Sagen die alten Bardenlieder nicht, daß normaler Menschenverstand genügte, wo Magie versagte? Es gab etwas sehr Einfaches, das er tun konnte.
Bevor diese kopflose Monstrosität ihn erneut packen konnte, nahm Kevin den Felsbrocken hoch, über den er gestolpert war und wog sein Gewicht prüfend in der Hand. Dann lief er los, an dem Kampf der Untoten gegen die Untoten vorbei, bis niemand mehr zwischen ihm und dem feindlichen Zauberer stand.
Wenn er mich jetzt sieht, bin ich des Todes.
Doch der Schwarze Magier war vollkommen in Trance verfallen und zeigte durch nichts, daß er sich der Anwesenheit des Bardlings bewußt war.
Bitte, o bitte, laß es klappen …
Kevin warf den Felsbrocken mit aller Kraft. Ha, ja! Er traf den Geisterbeschwörer direkt an der Schläfe! Der Mann stolperte hilflos zurück, seine Trance war zerstört, und von der anderen Seite des Schlachtfeldes stieß Naitachal einen triumphierenden Schrei aus, als sein Zauber frei herausbrach. Ein blauweißer Strahl von Magie schoß durch die Luft und hüllte seinen menschlichen Widersacher mit einer Flamme ein. Kevin stand starr vor Schreck da und hörte, wie der Schwarze Magier einen wilden, entsetzten Schmerzensschrei ausstieß. Dann loderte die zauberische Flamme so heftig auf, daß der Bardling schützend die Arme über die Augen hielt.
Es dauerte nicht länger als einige Herzschläge. Das Feuer erlosch genauso schnell, wie es entfacht worden war. Kevin ließ vorsichtig die Arme sinken, voll Furcht vor dem, was er vielleicht sehen würde. Doch da war nichts, kein Mann, kein Mantel, keine Helfer; nichts weiter als ein kleiner Haufen wirbelnder Asche.
Der Tod des Schwarzen Magiers zerstörte den Zauberbann. So einfach, wie man Marionetten von ihren Fäden
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