The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
spöttelte Tich’ki.
»Nein! Ich will nur nicht den Rest meines Lebens in einem Gefängnis von Westerin verbringen. Genausowenig wie auf einem hiesigen Friedhof!«
»Richtig.« Lydia nahm ihre Grübeleien wieder auf.
»Also gut. Wir stimmen überein, daß Elfen schwer zu verkleiden sind.«
Naitachal hob eine Hand. » Männliche Elfen …« verbesserte er sie gedehnt. »Vor allem ernsthafte, streitbare Kämpfer.« Er drehte sich langsam zu Eliathanis um, der ihn mit zusammengekniffenen Augen musterte.
»Ich glaube, mir gefällt das nicht, was Ihr da denkt.«
Naitachal zuckte mit den Schultern. »Ihr wart derjenige, der die Tänzerinnen … befragt hat. Ich bin sicher, daß sie ihrem Elfenfreund nur zu gern helfen würden.«
»So haben sie mich nicht genannt! Und ich kann nicht … ich werde nicht …!«
Der Dunkle Elf lächelte alarmierend. »Ihr könnt. Ihr werdet auch. Hört zu, meine Freunde. Ich glaube, wir haben gerade einen Weg gefunden, wie wir aus Westerin herauskommen!«
Kevin rutschte unbehaglich im Sattel des Maultiers hin und her und versuchte, die meterlangen Bahnen bunten Rockstoffs ordentlich auszubreiten. Grimmig bemühte er sich, das schmeichelnde Klingeln der kleinen Silberglöckchen zu ignorieren, das jede Bewegung auszulösen schien.
»Zappele nicht so, Darling«, gurrte Lydia. »Das zieht Fäden.«
Kevin schaute sie flüchtig an. Die Kriegerin war hinreißend. Ihre sonnengebräunte Haut war mit Puder und Farbe ein wenig aufgehellt, ihre geschmeidige, muskulöse Gestalt unter einem gekrausten Mieder und mehreren Lagen Röcken in verschiedenen Nuancen von Rosa verborgen. Darüber trug sie einen altrosafarbenen Seidenmantel, durchwirkt mit Goldfäden. Ihre schwarzen Locken waren – mitsamt Tich’ki – unter einer Kapuze verborgen. Schon, aber wenigstens ist sie eine Frau! Ich komme mir wie ein Idiot vor!
Was alles noch schlimmer machte, war, daß er in all diesem Putz besorgniserregend mädchenhaft aussah: etwas dürr vielleicht, und selbst für eine Tänzerin ein bißchen zu athletisch, aber nichtsdestotrotz ein Mädchen.
Der Bardling rieb sich unwillkürlich mit der Hand über das Kinn und wußte nicht genau, ob er entmutigt oder froh darüber sein sollte, daß er sich trotz seiner sechzehn Jahre nicht sehr oft rasieren mußte. Glatte Wangen unterstützten die Täuschung schließlich.
Wenn sie nur nicht ganz so gut gelungen wäre!
Eliathanis, der neben Naitachal ritt, empfand eindeutig genauso. Er hockte wie ein Häufchen Elend schweigend auf seinem Maultier. Kevin unterdrückte ein Lachen.
Was für ein hübsches Mädchen der Weiße Elf abgab!
Die beiden Elfen waren selbstverständlich schlank und bartlos, wie alle ihrer Art, und trotz Eliathanis’ martialischem Gehabe ließen ihr langes, seidenes Haar und ihre vornehmen, feingliedrigen Gesichter sie leicht für Frauen durchgehen. Naitachals dunkle Haut war durch geschickten Gebrauch von Puder aufgehellt worden, so daß sein Teint unauffälliger war. Jetzt sah er mehr nach einem Halb-Elf-Mischling denn nach einem gefährlichen Dunklen Elf aus.
Und im Gegensatz zum unglücklichen Eliathanis schien er sich köstlich zu amüsieren.
Naja , sagte sich Kevin, wann hat ein Geisterbeschwö-
rer schon mal Gelegenheit, albern zu sein?
Es waren selbstverständlich Eliathanis’ Tänzerinnen gewesen, die ihnen die Sachen geliehen hatten. Unter der Voraussetzung, daß sie außerhalb der Mauern der Stadt für sie zurückgelassen würden. Der Bardling fand, daß die Tänzerinnen dabei eindeutig das bessere Geschäft machten. Sie bekamen am Ende nämlich den Rest von Lydias nicht ganz ehrlich gewonnener Börse und ihre Kostüme zurück.
Nun, eigentlich war es ja Ratsmitglied Seiden, der die ganze Sache bezahlte. Jedenfalls in gewisser Weise.
Plötzlich richtete Kevin sich alarmiert auf. Dort an der Straße stand Seelenlos, der Anführer der Straßenbande.
»Sachte«, murmelte Naitachal. »Du bist eine harmlose Tänzerin, nichts weiter.« Der Dunkle Elf straffte sich leicht, schrak zusammen und kicherte. »Nun, wer hätte das gedacht?« fuhr er leise fort. »Unsere Verkleidung funktioniert tatsächlich . Fühlst du gerade das leichte Prickeln?«
»Ja.«
»Diese peinliche Karikatur eines Elfs hat versucht, einen Zauberbann über uns zu legen!«
Naitachal lehnte sich in seinem Sattel zur Seite, zwinkerte Seelenlos flirtend zu und warf ihm eine Kußhand zu. Kevin lachte und schaffte es gerade noch rechtzeitig, das Gelächter zu
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