The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
mühelos ausgesehen, so wie ein Mensch ein Blatt Pergament zerreißen würde.
Und dieser scharfe Arachniaschnabel konnte Knochen einfach so spalten. Jeder wußte, daß die einzige Sache, die kein Spinnenwesen akzeptierte, ein Ehrverlust war.
Wenn D’Krikas irgendwie vermutete … Nein, nein, das war einfach lächerlich. Die Arachniae kannten keinerlei Magie, und ohne sie würde selbst der gerissene D’Krikas niemals erfahren, daß sein Meister den schlimmsten Feind der Krone unterstützte.
»Eure Ehre wird niemals kompromittiert werden«, erwiderte Volmar knapp.
Er schickte einen Pagen nach Feder und Tinte und unterzeichnete die Rollen eine nach der anderen, wobei er sich allerdings kaum die Mühe machte, sie durchzulesen.
Dann eilte er davon, D’Krikas’ grüblerischen Blick im Rücken.
Carlotta schaute nicht einmal von ihrem Wahrsagespiegel auf, als er eintrat, aber Volmar wußte, daß sie aufgrund ihrer Fähigkeiten genau wußte, wer er war.
»Ich glaube es nicht.« Die Zauberin richtete sich in ihrem Stuhl auf. Ihre Stimme klang scharf. »Ich glaube es einfach nicht.«
» Was glaubt Ihr nicht?« Volmar verrenkte sich fast den Hals bei dem Versuch, an ihr vorbei in den Spiegel zu sehen. Doch zu seiner Enttäuschung waren die Bilder für seinen in Magie ungeschulten Blick nichts weiter als verwischte Farbflecke, die auf der glatten Oberfläche herumwirbelten. »Was ist passiert? Was ist schiefgegangen?«
»Diese lächerliche Plage von einem Jungen hat gerade Alatan getötet!«
»Den Hexenmeister?« stieß Volmar hervor. »Aber das ist doch unmöglich! Der Junge ist nur ein Bardling, ein Nichts! Nun kommt schon, Carlotta, nach allem, was ich bisher von ihm erlebt habe, kann er unmöglich soviel Bardenmagie beherrschen und auch keinen anderen Zauber, der stark genug wäre, um …«
»Er hat einen Felsbrocken geworfen.« Sie spie die Worte knapp und verbittert hervor. »Den Rest hat der Dunkle Elf besorgt. Ach, verdammt soll er sein, verflucht, seien sie beide!« Sie schaute wütend zu Volmar hoch. »Du mußtest ja unbedingt diesen Dunklen Elf dem Suchtrupp zuteilen!«
»Hey, gebt nicht mir die Schuld!« rief der Graf aus.
»Es war nicht meine Idee. Jedenfalls nicht nur meine.
Wir fanden beide, daß es helfen würde, dieses unheilige Elfenvolk in Mißkredit zu bringen, wenn einer aus der verfluchten Brut in diesem Trupp wäre.«
»Unheilig, ja?« schnurrte Carlotta. Ihre Augen verengten sich zu zwei grünen Schlitzen. »In all den Jahren, die ich dich jetzt schon kenne, Volmar, ist es dir niemals gelungen, deinen unversöhnlichen Haß auf das Elfengeschlecht abzuschütteln. Es wird allmählich … ermüdend.«
Oh, bei allen Mächten! Er hatte vollkommen vergessen, daß sie ebenfalls zur Hälfte eine Fee war. Entsetzt erinnerte Volmar sich an den Jähzorn der Frau und begriff, daß er möglicherweise soeben seinen eigenen Untergang besiegelt hatte.
»Ich … das sagte ich n … nicht«, stammelte er und bemühte sich, Worte zu finden, die sie beruhigen würden. »Ich wollte nicht … ich meinte nicht …«
Sie beachtete seine hilflosen Beschwichtigungsversuche nicht, sondern widmete sich wieder dem Studium des Spiegels.
»Der arme Alatan«, murmelte Carlotta nach einem Augenblick. Ihre Stimme jedoch verriet nicht die geringste Milde. »Armer Narr! Trotz all Eurer Macht konntet Ihr niemals die Schwäche in Eurem Verstand beherrschen. Ihr habt Euch all die Jahre von der Erinnerung an diese Flammen treiben lassen. Und jetzt hat Euch letztendlich doch noch das Feuer verzehrt.« Ihr Kichern war leise und eiskalt. »Wie schade.«
Sie schwieg noch einen Moment und starrte in den Spiegel. Volmar stand wie erstarrt und wagte kaum zu atmen. Er fragte sich, welche weiteren schlechten Nachrichten die Frau jetzt verkünden würde.
Er zuckte zusammen, als Carlotta sich mit einem scharfen, kurzen Schrei straffte. »Ach so. So war es also?« Sie schaute rasch auf den Grafen, eine Augenbraue erstaunt hochgezogen. »Scheint so, daß es der verstorbene Alatan wenigstens geschafft hat, den Dunklen Elf mit in den Untergang zu reißen.«
»Das hat er getan?« Volmar seufzte beinah vor Erleichterung auf. »Ein Möchtegern-Held weniger, der uns Sorgen bereiten kann.«
Mit einem Winken ihrer Hand und einer scharfen Beschwörungsformel verbannte Carlotta die Bilder und stand ruhelos auf. »Ja, ein toter Elf, bleiben jedoch noch die anderen. Und mit dieser verfluchten Jägerin, dieser Amazone, die sie führt, kann
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