The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
solch ein kleiner Trupp beinah jeder Falle entgehen.«
Wie interessant! Endlich einmal schien die mächtige Carlotta einen echten Verlust erlitten zu haben! Der Tod ihres Lieblingsmagiers mußte sie stärker erschüttert haben, als sie zugeben mochte.
Volmar straffte sich in säuerlichem Entzücken. Gut.
Soll sie sich doch zur Abwechslung einmal unbehaglich und unsicher fühlen. In der Zwischenzeit konnte er wenigstens die Situation unter Kontrolle bringen.
»Das macht nichts«, sagte der Graf süßlich mit falscher Betroffenheit. »Laßt sie ruhig kommen.«
Sie schaute ihn an. »Bist du verrückt geworden?«
»Bitte. Hört mich an. Hindert sie nicht, sage ich.«
Volmar lächelte und genoß ihre Verwirrung. »Wer weiß?
Wenn der Junge hier ist, findet er vielleicht dieses verschwundene Manuskript für uns.«
»Ja, aber …«
»Carlotta, meine teure Prinzessin, Ihr macht Euch zuviel Sorgen.«
»Behandle mich nicht so herablassend.« Ihre Worte klangen um so alarmierender, weil sie sie vollkommen ruhig ausgesprochen hatte.
»Ich wollte Euch nicht …«
»Ah, du hast es aber getan.«
Er hätte schwören können, daß sie nur die Hand gehoben hatte. Doch plötzlich war Volmar … im Nirgendwo, schwebte hilflos im Leeren, ohne zu wissen, wo oben oder unten war, nahm weder Helligkeit noch Dunkelheit noch Leben wahr … Keuchend rang der Graf um Atem, vergeblich, oh, bei den Göttern, es gab auch keine Luft hier. Seine Lungen schmerzten, seine Herz hämmerte peinvoll, er starb …
Carlotta, nein! Bitte, nicht!
Mit einem Mal war die reale Welt wieder um ihn.
Unvermittelt war er auf Händen und Knien auf einen harten Steinboden gefallen, ohne an etwas anderes denken zu können, als daran, Luft in seine Lungen zu pumpen.
Nach einiger Zeit wurde sich Volmar bewußt, daß er wieder auf seiner Burg war, bei Carlotta, die mit unbe-weglichem Gesicht über ihm aufragte. »Und unterschätze mich niemals«, murmelte sie.
Der Graf zog sich auf die Füße und brach auf einem Stuhl zusammen. Er schwamm förmlich in kaltem Schweiß. »Niemals«, wiederholte er schwach.
Illusion. Es mußte eine Illusion gewesen sein. Er konnte nicht wirklich dieses Königreich verlassen haben.
Er konnte nicht wirklich in … in dieser tödlichen Leere gefangen gewesen sein.
Volmar holte tief Luft. »Ihr habt mich mißverstanden.« Er zwang einen Hauch von Aufrichtigkeit in seine Stimme. »Ich wollte Euch niemals herabsetzen. Genausowenig«, fügte der Graf diesmal vollkommen ehrlich hinzu, »wie ich Eure Kräfte anzweifeln würde.«
Carlotta hob skeptisch eine Braue, lächelte dann jedoch hinreißend. »Nein. Das würdest du nicht wagen, nicht wahr? Gut. Fahr fort.«
»Das hier ist meine Burg, und es sind meine Leute.
Glaubt Ihr denn tatsächlich, ich hätte die ganze Zeit untätig vertrödelt?« Allmählich spürte Volmar, wie sein Selbstbewußtsein wieder zurückkehrte. »Sobald der Junge und seine irregeleiteten Kameraden hierher zurückgekehrt sind, habe ich selbst einige Überraschungen für sie bereit. Und ich glaube nicht«, fügte er mit finsterem Humor hinzu, »daß sie ihnen gefallen werden.«
16. KAPITEL
»Naitachal!«
Eliathanis stürzte an die Seite des gefallenen Elf, dicht gefolgt von den anderen. Kevin erreichte Naitachal einen winzigen Augenblick vor Lydia und der herumflatternden Tich’ki und fiel neben der reglosen Gestalt zu Boden. Der Weiße Elf warf dem Bardling aus geweiteten Augen einen Blick zu. »Ich … ich glaube, er atmet nicht mehr.«
»O nein, das darf nicht sein! Er muß einfach atmen!«
Kevin packte hastig das dunkle Handgelenk. Eine panikerfüllte, scheinbar endlose Sekunde lang konnte er überhaupt keinen Puls finden.
Komm schon, komm schon, du darfst nicht tot sein, noch nicht!
Plötzlich spürte der Bardling … Ja. Kevin ließ Naitachals Handgelenk los und seufzte erleichtert. »Er lebt.
Ich … Ich glaube, er schläft nur. Er schläft tief. Dieses Zauberduell muß ihn vollkommen ausgelaugt haben.«
Eliathanis erschauerte schwach. »Ja.« Langsam stand er auf und fummelte an seinem mittlerweile vollkommen zerfetzten Mantel herum. Er rang ganz offensichtlich um Fassung. »Natürlich hat es das. Hätte mir klar sein müssen.«
Nun, was sagt man dazu? Kevin starrte den Weißen Elf überrascht an. Du hast dir ja wirklich Sorgen um ihn gemacht!
Nicht, daß diese Erkenntnis im Moment wichtig war.
Kevin schaute zweifelnd auf Naitachal hinab. Es konnte dem Dunklen Elf nicht gut bekommen,
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