The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
Warnung. Waron stieß Eldon an und lachte laut. »Heh, schaut euch den Stallburschen an. Er mag offenbar gar nicht, was Ihr da gesagt habt.«
»Ohh«, fiel Bertin ein. »Der Ärmste! Ist er etwa böse?«
»Das reicht!« Kirland übertönte ihr Gelächter. »Ich sagte, steh auf, Pferdeknecht. Und stell dich dem, was dich erwartet.«
Gawaine sprang hoch, die Fäuste kampfbereit, doch er stieß nach wenigen Zentimetern an eine unsichtbare Barriere. »Verdammt, laßt es mich mit ihnen ausfechten!«
»Setz dich und verhalte dich ruhig«, antwortete Naitachal. Er redete so leise, daß Gawaine es eigentlich nicht hätte verstehen können, doch die Worte dröhnten in seinem Kopf. Sein Brustkorb vibrierte, und die Beine gaben unter ihm nach. Er fiel, und nur durch viel Glück landete er direkt auf seinem Stuhl.
Naitachal sprang mit einer geschmeidigen Bewegung hoch. Die vier jungen Edelmänner schauten ihn verblüfft an und wichen alle gleichzeitig einen Schritt zurück.
Doch es schien so, als wäre sowohl hinter als auch vor ihnen eine unsichtbare Barriere. Der Barde lächelte. Es wirkte aus der Entfernung wie ein freundliches Lächeln, aber nur, solange man den Blick in seinen Augen nicht sah. Er bewegte zwar die Lippen, doch lange geschah gar nichts. Und dann stürzten die vier mit einem gemeinsamen Seufzer zu Boden und schlossen die Augen.
Die Barrieren verschwanden, und Naitachal ließ die Arme sinken. Im Schankraum herrschte ein langes, eisiges Schweigen, das von dem erschreckten Wehklagen des Wirtes unterbrochen wurde. »O nein! Was habt Ihr mit ihnen gemacht?«
Der Barde setzte sich wieder und machte es sich gemütlich, bevor er geruhte, aufzublicken. »Oh. Nichts Besonderes. Sie werden einige Stunden schlafen, das ist alles.« Als wollte er das bestätigen, fing Bertin an zu schnarchen. Naitachal gab ihm einen Tritt mit seiner Fußspitze, und das Geräusch brach ab. »Wenn Ihr sie hinausbringt, werden sie sich sicherlich nicht einmal an die letzte Stunde erinnern.« Er holte tief Luft. »Jedenfalls, wenn ich diesen Zauberspruch richtig angewendet habe. Ich benutze ihn nicht sehr oft.«
»O nein, o nein.« Der Wirt blickte auf die vier Häufchen Edelmänner und wrang verzweifelt die Hände.
Schließlich kniete er sich hin und fühlte allen den Puls.
Dann fuhr er sich mit beiden Händen durchs Haar und schaute hoch. »Ich kann sie nicht hinausbringen – das wage ich nicht! Wenn sie sich nun doch erinnern! Oder wenn … wenn jemand auf der Straße sie ausraubt oder ihnen etwas zuleide tut …« Sie haben nichts anderes verdient, dachte Gawaine gehässig. Doch gleich darauf schüttelte er den Kopf und vertrieb solch üble Gedanken aus seinem Kopf. Der Wirt raufte sich die Haare. »Selbst wenn sie sich nicht erinnern sollten, in diesem Raum sind dreißig oder mehr Männer, die alles gehört haben.«
»Das ist wahr«, meinte Naitachal nachdenklich. »Aber es wird keinen Ärger geben, weil wir bei Sonnenaufgang aufbrechen.«
»Hm.« Der Wirt zwinkerte heftig, und Gawaine fand, daß er noch nie einen so unglücklichen Mann gesehen hatte. »Hm, Sire, ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Ihr und der Junge müßt abreisen. Sofort.«
»Oh, mein Lieber.« Die Stimme des Barden klang verräterisch sanft und der Blick seiner strahlend blauen Augen verhieß nichts Gutes für den Wirt. »Nun denn, dann müßt Ihr wohl mein Geld zurückgeben. Und zwar alles.«
Allein der Gedanke ließ den Wirt fast an die Decke gehen. »Ihr … Das kann ich nicht! …«
»Bis auf den letzten Pfennig«, sagte Naitachal entschieden. »Ihr könntet uns natürlich auch über Nacht bleiben lassen. Wenn ich mir vorstelle, daß ich die Nacht im Sattel verbringen muß, dann werde ich etwas finden, was mich wachhält – und einige Verse über das hinterwäldlerische Portsmith und seine sogenannten vornehmeren Herbergen werden genau das Richtige sein.«
»O, Ihr Lords des Lichts.« Der Wirt legte den Kopf in den Nacken. »Bitte, Sire, bitte, tut das nicht …«
»Stellt Euch einen Mann vor, wie Ihr es seid, der junge, närrische Edelleute bedient, wie Euer Grandsire es tut. Die meisten von uns stehen natürlich längst über solchen Dingen, aber in einer Provinz wie Portsmith …«
Der Wirt starrte ihn mit offenem Mund an. Naitachal lächelte, streckte die Hand aus und klappte sanft den Kiefer des Mannes hoch. »Es besteht eine rege Nachfra-ge nach solchen Liedern, wißt Ihr. Sie sind lustig, und man schaut ja immer gern auf seine
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