The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
eher bäuerlichen Nachbarn herab …« Er machte eine effektvolle Pause.
Der Wirt stöhnte auf und vergrub das Gesicht in den Händen. Bertin gab ein rasselndes Schnarchen von sich, und die Hälfte der Männer im Schankraum zuckte erschreckt zusammen.
»Meister … Barde.« Die Stimme des Wirtes drang undeutlich zwischen seinen verkrampften Händen hervor.
»Sire, ich bin wahrhaftig untröstlich, aber was soll ich tun? Hier ist nicht Silver City. Der Gutsherr und die anderen Adligen in der Gegend führen ein strengeres Regiment hier als an den Orten, die Ihr gewohnt seid.«
»Ich?« fragte Barde freundlich nach. »Ich bin alle Gegenden gewohnt, Wirt.«
»Solltet Ihr heute nacht hierbleiben, und einige ihrer Freunde kommen zufällig vorbei, oder sie erwarteten jemand, oder wenn jemand zufällig über sie stolpert …«
Der Mann stammelte unzusammenhängende Sätze zwischen seinen Fingern hindurch. »Oder wenn jemand schon ihre Freunde sucht, um Ärger zu machen, oder wenn …«
»Schon gut, schon gut«, unterbrach Naitachal ihn hastig. »Ich habe Euren Standpunkt begriffen. Hört bloß auf, wir reisen ja ab! Wenigstens«, fügte er streng hinzu, als der Wirt durch seine Finger schielte, »reisen wir ab, bevor Ihr in Schwierigkeiten kommen könnt – und natürlich nur, wenn Ihr uns unsere Bezahlung zurückerstattet, und zwar bis zur letzten winzigen Kupfermünze.«
»Ich … Ja, sicher, einverstanden.« Nachdem der Wirt es endlich mental verarbeitet hatte, nickte er plötzlich so heftig, daß ihm das Haar in die Augen fiel. Er stand auf und wollte schon gehen, als ihm noch ein Einfall kam.
»Und Ihr werdet doch nicht … ich meine, Ihr werdet doch kein Lied schreiben?«
»Guter Mann, ich bin ein Barde. Ich schreibe das, was geschrieben werden muß, und zwar dann, wenn mich die Inspiration überkommt.«
»Man wird mir die Schuld dafür geben«, jammerte der Wirt.
Naitachal lachte unfreundlich und machte eine abfällige Handbewegung in seine Richtung. »Nun, da Ihr auf keinen Fall gewinnen könnt, holt doch mein Geld. Und zwar, bevor ich auf der Stelle eine Inspiration erfahre.
Wir werden unsere Sachen holen und treffen Euch an der Tür.«
»Man wird mich für alles verantwortlich machen«, wiederholte der Wirt unglücklich. Er warf einen Blick auf die vier jungen Edelmänner, die auf seinem Fußboden lagen, drehte sich um und floh geradezu.
»Der Ärmste«, knurrte Gawaine.
Sein Meister lachte, diesmal etwas liebenswürdiger, und zog ihn auf die Füße. »Ja. Man konnte fast sehen, wie das kleine Räderwerk in seinem Kopf arbeitete, nicht wahr? Lieber jetzt Ärger oder lieber später Ärger? Vielleicht spekuliert er ja darauf, daß ich die ganze Sache vergesse, aber gewiß fürchtet er, daß ich es nicht tue.« Er warf den vier am Boden ausgestreckten Gestalten noch einen gleichgültigen Blick zu, drehte sich um und verließ mit langen Schritten den Raum. Sein Schüler folgte ihm auf den Fersen. Kaum waren sie draußen, konnte Gawaine hören, wie die anderen Gäste erleichtert ihre Gespräche wiederaufnahmen.
5.
KAPITEL
Gawaine atmete erst auf, als sie auf ihren Pferden saßen und den Hof der Herberge verließen. Doch kaum hatten sie das Sylvan Glade hinter sich gelassen, zügelte Naitachal Star in einen langsamen Schritt und drehte sich zu seinem Schüler um. »Immerhin, ich habe den ganzen Preis für das Zimmer zurückerhalten. Und auch für das Essen. Wir könnten versuchen, eine andere …«
»Nein!« unterbrach Gawaine ihn entschieden.
Der Barde seufzte. »Ja. Vermutlich hast du recht.« Er seufzte erneut und warf Gawaine einen abschätzenden Seitenblick zu. »Ich fürchte, wir sind ein ziemlich auffälliges Paar.«
»Das fürchte ich auch«, entgegnete Gawaine trocken.
»Und was machen wir nun?«
»Jetzt? Wenn uns das Pech nicht verläßt, dann sind die Nordtore bereits wegen der späten Stunde geschlossen.«
»Und sonst?«
»Sonst sind sie nicht geschlossen«, erwiderte der Barde mürrisch und trieb Star an. Sie ritten schweigend einige Zeit nebeneinander die breite Avenue entlang vorbei an den beiden Wachen, die sie prüfend musterten.
Sie hatten die beiden schweren Torflügel geschlossen.
Nach einem bloßen Blick auf die zwei öffnete der eine von ihnen einen Flügel so weit, daß die Pferde hindurchkamen. Kaum waren die beiden Männer draußen, schoben die Wachen das Tor wieder zu. »Ich hasse es wirklich, nachts zu reisen«, erklärte Naita-chal schließlich. »Es gibt nur
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