The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
herunter, bis seine Nase fast die des Bardlings berührte.
»Wie kannst du es wagen, das ein ›Vorkommnis‹ zu nennen? Alaine wurde deswegen in sein Zimmer eingesperrt, nur mit einem Priester und einem Lehrer – ein ganzes Jahr lang! Und selbst jetzt behält sein Vater ihn unerbittlich im Auge und kontrolliert noch schärfer seine Geldbörse! Und das nennst du ein ›Vorkommnis‹?«
»Ja«, mischte sich Waron ein, und der vierte im Bunde schwankte vor und nickte heftig.
»Als wenn der Alte nicht gewußt hätte, daß Alaine es überhaupt nur machte, weil er Geld brauchte …«
»Ja, ja, schon gut, Bertin. Halt den Mund, ja?« forderte Eldon ihn auf. Bertin hustete laut und trat wieder zurück. Kirland fluchte und gab ihm einen Stoß, der ihn gegen den Tisch torkeln ließ.
Gawaine riskierte einen schnellen Seitenblick auf Naita-chal, der sich offenbar prächtig amüsierte. Guter Gott, ich kann fast hören, wie er Reime schmiedet für ein neues Lied aus diesem – ja, ich nenne es einmal einen Vorfall.
Er spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg. Er geriet in Wut, was selten genug vorkam. Eldon schaute ihn an. Er hatte die Arme vor der Brust gekreuzt, als erwarte er eine weiteren Kommentar. »Es wurde bewiesen, daß ich an dem Pferdediebstahl in keiner Weise beteiligt war«, sagte Gawaine schließlich und wunderte sich darüber, wie ruhig er klang.
»Bewiesen!« höhnte Eldon. »Wenn ihr mich fragt, dann stand da das Wort eines Magiers gegen das eines anderen. Und welcher Mann, der noch einigermaßen bei Verstand ist, gibt schon etwas darauf?«
»Genau.« Bertin versuchte immer noch, sich wieder aufzurichten. »Woher sollen wir wissen, daß es nicht alles deine Idee war? Und vielleicht hast du ja etwas von dem Geld, das du für das Pferd bekommen hast, dazu benutzt, um diesen Magier zu kaufen. Der sollte dann sagen, nicht du warst es, sondern Alaine. Hm? Was hältst du davon, Karotte?«
Kirlands Miene heiterte sich sichtlich auf. »Sag mal!
Vielleicht hat er tatsächlich den Barden angeheuert. Jeder weiß doch, was mit Barden los ist! Er hat sicher den alten Junker beeinflußt, so daß der glaubte, Alaine wäre dafür verantwortlich gewesen, obwohl die ganze Zeit eigentlich …«
»Aber, aber«, unterbrach ihn eine leise Stimme, die gefährlich klang. »Mein sehr betrunkener junger Edelmann, könnte dieser Barde nicht auch vier junge Narren dazu bringen, na, sagen wir, sich für Ziegenböcke auf einer Weide zu halten?« Alle vier drehten sich wie ein Mann zu ihm herum und starrten ihn an. Sie hatten sich so darauf konzentriert, Gawaine zu bedrängen, daß sie seinen Gefährten vollkommen vergessen hatten.
»He.« Waron zwinkerte und leckte sich die Lippen.
»Das ist ja dieser Barde, dieser dunkelhäutige Kerl.«
»Wirklich!« Naitachal klatschte leise Beifall. »Wie aufmerksam Ihr doch seid, mein lieber Junge. Und da wir uns nun alle vorgestellt haben … wie wäre es, wenn ihr an euren Tisch zurückginget, euren Wein tränket und zwei müde Reisende ein wenig ausruhen ließet?«
Einen Moment dachte Gawaine, es könnte funktionieren. Die Stimme des Barden konnte auch dann sehr überzeugend sein, wenn er nur sprach. Bertin und Waron traten auch tatsächlich von dem Tisch zurück und schienen sich umdrehen zu wollen. Eldon jedoch und auch Kirland bewegten sich nicht. Sie waren offenbar weniger betrunken als die anderen, auf jeden Fall aber weniger von Naitachal beeindruckt. Eldon hielt seine beiden Gefährten auf, die sich zurückziehen wollten. Er musterte den Barden mit zusammengekniffenen Augen. Kirland schaute abwechselnd zwischen dem Barden und dem Bardling hin und her.
Es war still im Saal, so still, daß Gawaine zum ersten Mal das Knacken der Holzscheite im Kamin hören konnte.
»Wie kannst du es wagen, einen Edelmann herumzukommandieren?« sagte Kirland schließlich. »Wir gehen, wann und wohin wir wollen. Und was dich betrifft …«
Er spie förmlich in Gawaines Richtung. »Mit dir sind wir noch lange nicht fertig, Pferdeknecht. Steh auf und komm her.«
»Er ist nicht Euer Eigentum«, sagte Naitachal sehr leise. »Wenn überhaupt jemandem, dann gehört er mir. An Eurer Stelle würde ich ihn in Ruhe lassen.«
Eigentum. Gawaine spürte, wie ihm die flammende Röte ins Gesicht schoß. Vermutlich leuchteten seine Wangen genauso wie sein Haar, und er umklammerte den Rand des Tisches. Der Barde trat ihm gegen das Schienbein, doch er zog das Bein unter den Stuhl und ignorierte diese
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