The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
fast wie Stunden vorkam, während seine Finger der Laute Melodien entlockten. Die Banshee dräute über ihm, vor ihm, schwebte hin und her, doch sie fand keinen Weg an seinem Lied vorbei. Sie schrie, heulte und jammerte und zeigte keinerlei Zeichen von Schwäche.
Ich auch nicht, rief er sich ins Gedächtnis. Doch ich fühle, wie meine Kräfte schwächer werden. Nun, sie kann nicht ewig aushalten. Vielleicht reichten ihre Kräfte bis zum Tagesanbruch. Naitachal wußte nicht, ob er ebenfalls so lange durchhalten konnte. Gerade als er anfing zu fürchten, daß er sie nicht zur Strecke bringen konnte, verschwand sie mit einem letzten grauenhaften Heulen.
Es klingelte ihm in den Ohren, und seine Knie wurden weich. Er schüttelte die Hände aus und sank im Schneidersitz auf die Straße.
»Meister?« Gawaines ängstliche junge Stimme – und Stars weiche, feuchte Schnauze an seinem Nacken –
brachten ihn wieder in die Gegenwart zurück. Er nahm die Hand des Bardlings, packte den Steigbügel und zog sich hoch. Es war zwar dunkel, aber nicht völlig finster, und er konnte sehen, wie besorgt und erschöpft Gawaine war. »Meister Naitachal, es ist fort. Ihr solltet Euch lieber ein bißchen ausruhen.«
Der Barde schüttelte den Kopf und hielt sich mit beiden Händen an dem Steigbügel fest, während die Welt sich um ihn herum zu drehen schien. »Wo wir so viel Lärm gemacht haben? Ich glaube nicht. Es ist ohnehin keine gute Idee, an einem Ort zu bleiben, an dem eine Banshee aufgetaucht ist, aber es könnten darüber hinaus noch andere … Dinge hier sein.«
»Andere – Dinge.« Gawaine hielt dem Barden den Fuß und hob ihn in den Sattel. Naitachal schob sich die Laute auf den Rücken, hielt mit beiden Händen die Zügel und klammerte sich gleichzeitig an Stars Mähne fest. Wie lange wird es wohl noch bis zum Morgengrauen dauern?
dachte er.
Es dauerte nicht mehr lange. Sie folgten der schmalen Straße durch den Wald, der sich lichtete, als sie einen langen Hang hinauf ritten. Die Straße wurde zu einem kleinen Pfad, nachdem sie den Hang überquert hatten.
Die Bäume wichen sanft wogenden Weiden. Sie überquerten einen zweiten, dann einen dritten Hügel. Der Himmel hellte sich allmählich auf, und die Pferde wieherten, als sie Wasser witterten.
Am Fuß des letzten Hügels floß ein Bach entlang, in dem einige flache Steine lagen, über die man ihn durchqueren konnte. Der Pfad ging auf der anderen Seite weiter und verschwand im dichten, hellgrünen Gebüsch.
Gawaine schaute seinen Meister an. Naitachal zügelte Star und rutschte aus dem Sattel. »Es ist fast Tag, wir haben hier Schatten und Wasser, und ich kann nichts innerhalb einer annehmbaren Distanz um uns herum wahrnehmen. Wir könnten eine Rast gebrauchen.«
»Einverstanden.« Mit einer Spur Verärgerung bemerkte Naitachal, daß Gawaine nicht so aussah, als brauchte er eine Pause. Ah, noch mal zwanzig sein und nur von sich selbst erfüllt und nicht mit einer Banshee kämpfen müssen, dachte Naitachal gereizt und ließ seinen Schüler die Pferde an den Fluß bringen, damit sie kurz trinken konnten.
Was für ein Abenteuer. Er ließ sich in das hohe, weiche Gras nieder, zog sich die Laute vom Rücken und streckte sich dann mit einem leisen Seufzer aus. Und ich dachte an eine kleine Reise, ein paar kleine Abenteuer …
Als ich mir das vorstellte, schwebten wohl die falschen Götter über mir. Er schlief, bevor Gawaine mit seiner Decke zurückkam.
Gawaine blieb wie angewurzelt stehen, als er seinen Meister mit geschlossenen Augen flach auf dem Boden liegen sah. Seine tiefen Atemzügen verrieten ihm, daß er schlief. Er warf einen Blick gen Himmel. »Wir hätten ruhig noch ein bißchen weiterreiten können«, sagte er leise. »Ach, was soll’s?« Er brach eine Waffel aus dem Vorrat, nahm seinen Becher aus dem Gepäck und ging hinunter zum Fluß, um sich Wasser zu holen. Eine Weile blieb er dort sitzen, den Rücken gegen einen Baumstamm gelehnt, und spielte mit den Bachkieseln, während er aß und trank. Der Himmel wurde immer heller, und dann ging die Sonne auf. Er versorgte die Pferde, während Naitachal immer noch schlief.
Schließlich machte Gawaine sich auf und ging ein Stück den Fluß entlang, erst in die eine, dann in die andere Richtung. Er sah erneut nach den Pferden und brachte sie in den Schatten, wo mehr Gras wuchs. Dann führte er sie wieder an den Fluß, damit sie sich diesmal satt trinken konnten. Er kontrollierte ihre Habseligkeiten. Naitachal
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