The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
und lag dann still.
Gawaine stemmte sich hoch und schaute sich auf der Lichtung um, während er nach dem Pfeil tastete, den er fallengelassen hatte. Ilya kniete neben ihm und umklammerte zitternd den Speer. Gawaine hörte hinter sich seinen Meister die Laute spielen und mit tiefer Stimme irgendeinen Zauber singen. Die Luft knisterte plötzlich vor Magie. Gawaine achtete jedoch vor Entsetzen nicht auf das, was sein Meister sang. Am anderen Ende der Lichtung, in der Nähe des Pfades, der zum Bach führte, schrie der Druide Cedric wütend an. »Ihr tötet sie ja! Ihr müßt sie doch nicht alle abschlachten!«
»Dann unternehmt Ihr doch was!« entgegnete der Bogenschütze. »Und Arturis, seid vorsichtig mit Eurem Schwert! Ihr hättet mich um Haaresbreite geköpft!« Der Paladin schrie immer noch – oder war es ein Singen? – in irgendeiner fremden Sprache und nahm offenbar nichts mehr wahr. Cedric erlegte noch einen Wolf, und der Druide kreischte in hilfloser Wut. »Ich habe nicht vor, für Euren Glauben zu sterben, Druide!« brüllte Cedric.
Doch im nächsten Augenblick zogen sich die übriggebliebenen Wölfe zurück, als Naita-chals Stimme über die Lichtung schallte. Eine rote Blase bildete sich zwischen Cedric und Gawaine, wurde größer und hüllte sie dann schließlich alle ein. Die Wölfe wurden in den Wald getrieben. Einen Augenblick später hörten die Gefährten ihre verängstigtes Geheul und ein Krachen, das langsam schwächer wurde.
Arturis ließ seine Schwerter fallen und fiel auf die Knie. Er warf den Kopf in den Nacken und stieß etwas Unverständliches aus. Cedric schaute angewidert auf ihn herab. »Unser Dank, gnädiger Gott, der seinen bescheidenen Paladin erhörte und …«
Ein mißtönender Akkord brachte ihn zum Schweigen.
Arturis drehte sich halb herum und starrte Naitachal fassungslos an. Der überwand mit wenigen Schritten den Abstand zwischen ihnen, die Laute noch in den Armen.
»Ich wußte ja gar nicht, daß Euer gnädiger Gott sich ebenfalls mit der Bardenmagie auskennt«, sagte er in liebenswürdigem Ton, obwohl sein Blick höchst unfreundlich war. »Und was war das für eine Sprache, die Ihr da benutztet? Und die so gefährlich lange meine Konzentration störte?«
»Ehm … ehm … Sprache?« Der Paladin brachte ein seh waches Lächeln zustande, das jedoch schnell verschwand, als der Barde ihn unverwandt anschaute. »Ich … ich habe gar nicht gemerkt, daß ich laut geredet habe. Ich … Oftmals spricht der Gott durch mein unwürdiges Instrument, in seiner eigenen Zunge.«
»Aha.« Naitachals Zähne glänzten weiß in der Dunkelheit. »Zungen. Gewißlich. Warum bin ich nur nicht selbst darauf gekommen? Tja.« Er wandte sich ab und ging wieder zum Waldrand. Dann blieb er plötzlich stehen, als wäre ihm etwas eingefallen, und er schaute über die Schulter zu Arturis zurück. »Dennoch, vielleicht könnt Ihr ja Eurem Gott klarmachen, daß beim nächsten Mal, wenn wir solche – Gäste bekommen und er Euer Instrument benutzt, um in ›Zungen‹ zu reden, ich mein Instrument benutzen werde, um Euch ein anderes Geschenk zu machen. Eins, das Ihr gewißlich nicht besonders mögen werdet.« Er zeigte ihm ein letztes Mal die Zähne und ging weiter.
Arturis stand dann auf. »Er verhöhnt Gott«, begann er verärgert. Wulfgar tippte ihn an, und als Arturis den Kopf zu ihm herunterneigte, schüttelte der Zwerg den Kopf.
»Ich würde an Eurer Stelle nichts sagen«, schlug er vor. »Ich war selbst von Eurem Gesang abgelenkt, und ich mag überhaupt keine Ablenkung, wenn ich meinem Herrn helfe, sich zu schützen.«
»Ich auch nicht«, erklärte Cedric grimmig. Er hatte seinen Bogen über die Schulter geschoben, damit er die toten Wölfe von der Lichtung in den Wald hineinziehen konnte. »Wenn Ihr etwas braucht, um Euch zu beschäftigen, Arturis, dann könntet Ihr mir helfen, die Leichname hier wegzuschaffen. Es sei denn, Ihr mögt ihre Gesellschaft heute nacht.«
»Ich … ich dachte daran, eine Führung zu suchen …«, begann der Paladin, doch der Blick des Bogenschützen ließ ihn innehalten. »Ja, einverstanden. Aber da draußen wird es dunkel …«
»Eben, drum haltet den Mund und bewegt Eure Füße«, antwortete Cedric, ging zum nächsten Wolf und entfernte den Pfeil aus dem Körper. Dann packte er die Hinterläufe des Tieres und zog es fort. Widerwillig ging Arturis daran, ihm zu helfen.
Gawaine schaute sich um und vergewisserte sich, daß niemand auf ihn achtete, bevor er aufstand.
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