The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
krachte im Unterholz, und beide Jungen stürzten geradewegs zum Lager zurück. Sie achteten nicht auf den Weg. Ilya hielt den leeren Eimer in der Hand, ohne sich dessen bewußt zu sein. Augenblicke später rannte Raven den Pfad entlang, er fuhr herum, als er die Lichtung erreichte und hob die Hände über den Kopf. Cedric kam aus der anderen Richtung herbeigestürzt und ließ dabei große Holzscheite fallen, anscheinend um etwas hinter ihm aufzuhalten. Schließlich hatte er die Hände frei, kniete sich hin und zog den Bogen von der Schulter.
Arturis richtete sich langsam auf. Er schien noch benommen zu sein. Tem-Telek stieß ihn so hart an, daß der Paladin taumelte und einen höchst unheiligen Fluch ausstieß. Einen Moment später streifte Wulfgar ihn, woraufhin der Recke flach aufs Kreuz fiel.
Gawaine lief zu Naitachal hinüber und fischte seinen Spieß und den Bogen aus dem Haufen ihrer Habseligkeiten. »Das nächste Mal legst du sie auf die anderen Dinge!«
»S … Si … Sire«, stammelte der Bardling.
»Vergiß es. Hol ihn raus, mach dich bereit, und sag mir, wohin ich die Laute gelegt habe.« Naitachal kam auf die Füße, als Gawaine wortlos auf den Koffer deutete.
Dann schrie der Junge auf, und Naitachal hätte die Laute fast fallen lassen, was ihr sicher nicht gut bekommen wäre. Er wollte seinen Schüler schon anschreien, doch als er aufsah, blieben ihm die Worte im Hals stecken. Ich habe bestimmt auch so geschrien, als ich das erste Mal so viele Wölfe gesehen habe. Der Barde warf den Koffer für die Laute beiseite, schluckte und legte die Finger auf die Saiten. Es mußten mindestens zwanzig Wölfe sein – große Wölfe.
Gawaine zitterten die Knie und auch die Hand, die den Spieß hielt, doch seine Stimme klang fest, als er nach Ilya rief. »Komm her zu mir. Wir müssen den Meister schützen, damit er einen Zauber singen kann!«
»Dann beeilt Euch!« rief Tem-Telek über das laute Gewiehere der erschreckten Pferde und dem Heulen der Wölfe. Der Echsenmann trat rasch vor, packte Ilyas Arm und schob den Jungen in die richtige Pachtung. Gawaine schüttelte den Kopf, als der junge Bauernbursche ihn beinahe umrannte. Er trug keine Waffe.
»Hier!« Gawaine schob ihm den Spieß in die zitternden Hände und kniete sich hin, um den Bogen zu spannen. »Kannst du damit umgehen?«
»Damit umgehen?« Ilya starrte den Spieß an, als hätte er so etwas noch nie zuvor gesehen. »Ich habe so eine Waffe schon einmal gegen Wölfe benutzt, aber es sind so viele …«
»Nun, dann töte sie einfach der Reihe nach!« zischte Tem-Telek. Er und Wulfgar standen Rücken an Rücken ein bißchen weiter entfernt. Der Echsenmann schwang ein zweischneidiges Schwert mit breiter Klinge, während der Zwerg eine langstielige Streitaxt probehalber in Halbkreisen durch die Luft sausen ließ. Arturis hatte beide Schwerter gezogen und fuchtelte wild mit ihnen um sich, während er mitten auf der Lichtung stand und etwas in einer unverständlichen Sprache rief. Cedric spannte seinen Bogen. Vor ihm im Boden steckten ein Dutzend Pfeile, und er kniete sich, um schießen zu können, sobald die Biester näherkamen. Gawaine schaute nervös auf den Rücken des Bogenschützen und nahm sich vor, daß er in sicherem Abstand von Tem-Teleks Schwert und dem wild um sich schlagenden Paladin zu bleiben.
Doch dann hatte er keine Zeit mehr, länger nachzudenken. Mit einem wilden Geheul und einem Sprung überwanden drei Wölfe die Grenze und kamen direkt auf ihn zu.
Irgendwie erinnerte Gawaine sich daran, daß das Ding in seiner Hand ja eine Waffe war. Er spannte die Sehne und schoß den Pfeil ab. Ein Wolf heulte auf und fiel ihm direkt vor die Füße. Ilya stürzte sich mit dem Speer auf einen anderen, doch er wurde beinah selbst getötet, als der dritte ihn angriff, während er den Spieß aus dem Körper des Tieres herausziehen wollte. Der Wolf jedoch war nicht tot, und ein massiver Kopf, der fast nur aus Zähnen zu bestehen schien, schnappte nach ihm. Ilya schrie auf und sprang zurück. Glücklicherweise ließ er dabei mehr aus Versehen denn aus Absicht den Spieß nicht los, so daß er die Waffe im Sprung mit herauszog.
Er stach erneut zu, und diesmal verstummte der Wolf und blieb reglos liegen. Gawaines Hände zitterten, als er einen weiteren Pfeil auf den Bogen legte, doch bevor er ihn abschießen konnte, brüllte Cedric: »Runter mit euch, Jungs!« Sein eigener roter Pfeil fegte wie ein Blitz über die Lichtung. Der Wolf überschlug sich, zuckte
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