The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
mich sowieso nicht lange aufhalten, weil ich noch heute abend in den Palast zurückkehre. Gestern abend hat man versucht, mich umzubringen. Mein Vater muß das erfahren.«
Gallen schien zu resignieren. »Wenn Ihr wollt. Was auch immer Ihr tut, verratet nichts von diesem Versteck!
Sie würden mich wegen Hochverrats hinrichten!«
Kai nickte und wirkte plötzlich eigenartig erwachsen.
»Das weiß ich«, sage er. »Alaire wird sich etwas ausdenken, was du ihnen erzählen kannst. Etwas, das deinen Hals aus der Schlinge zieht.«
Vielen Dank, Kai! Aber sie sollten ihre Geschichten tatsächlich aufeinander abstimmen.
Alaire verstaute die Harfe unter dem untersten Bett und setzte sich auf den Rand. Es war warm im Raum, und seine Augenlider wurden schwer.
»Kai, eins muß ich noch wissen«, sagte er plötzlich.
»Wie gut können die Schergen Zauberer aufspüren? Als sie die beiden neulich verhaftet haben, wurden sie da von einem Spitzel hingeführt, oder können sie die Gesetzesbrecher irgendwie ›sehen‹ und lokalisieren?«
»Sie sind nicht so gut, wie sie immer behaupten«, antwortete Gallen. »Normalerweise verpfeift jemand die illegalen Zauberer. Wenn Euch niemand gesehen hat, dann wissen sie nicht, wer der Schuldige war. Sie ›fühlen‹ zwar, daß jemand gezaubert hat, aber sie können die Suche nur auf bestimmte Gebiete der Stadt eingrenzen.
Wenn wir Euch lange genug verstecken können, dann verflüchtigen sich auch die Spuren der Magie, und sie können Euch überhaupt nichts beweisen.«
Aber dann drehte sich der Wirt wieder zu Kai um.
Seine Miene verriet nackte Verzweiflung. »Könnt Ihr Euch das nicht noch einmal überlegen? Ein anderer Stadtteil, weiter im Norden, wäre vielleicht sicherer?«
Kai reckte stur sein Kinn vor. »Da kenne ich niemanden.«
Gallen sah aus, als bräche er gleich in Tränen aus.
»Aber Ihr seid der Prinz!«
Kai warf ihm einen finsteren Blick zu. »Aber hier sind alle meine Freunde, hier im Rotlichtbezirk. Da oben kenne ich keinen. Und vergiß nicht, was ich alles weiß, Gallen!«
Das krebssrote Gesicht des Mannes wurde plötzlich kalkweiß.
»Wenn du mein Freund bist«, fuhr Kai fort, »hilfst du mir. Kümmere dich bitte um Alaire, schütze ihn, verpflege ihn und verstecke ihn. Ich komme wieder so schnell ich kann.«
Diese letzten Worte verklangen, als Alaire von der Erschöpfung übermannt wurde. Ob ich nun an einem sicheren Ort bin oder nicht, dachte er. Ich kann … nicht …
mehr. Dann sank er aufs Bett, und seine Augen fielen zu.
15.
KAPITEL
Naitachal bereitete sich unterdessen in ihrem gemeinsamen Zimmer auf das Frühstück im großen Saal vor, als jemand an die Tür klopfte. Naitachal griff nach dem Schwert, ließ es aber in der Scheide stecken. Nach dem letzten Klopfen war nur der kleine Erik hereingekommen, um sauberzumachen. Der Elf entspannte sich. Es wäre sicher nicht gut für den Jungen, wenn er ein zweites Mal eine Schwertspitze auf sich gerichtet sehen würde, wenn er das Zimmer betrat, und der Barde glaubte nicht, daß das Kind ihm noch einmal die Geschichte mit der »Übung« abnehmen würde.
»Tretet ein«, sagte Naitachal.
Die Tür öffnete sich, und Erik schob einen Servierwagen herein. »Euer Frühstück«, sagte der Junge fröhlich.
»Paavo hat mich damit hergeschickt, Sir.«
Der Dunkle Elf hob die Brauen, als er sah, was man ihm da geschickt hatte. Dierensteak, gekochte Eier, ein Laib frisches Brot, ein Laib Käse, ein Topf Marmelade.
Im Vergleich zu der »Mahlzeit« vom vorigen Tag war das ein richtiges Festessen.
Hmm, dachte Naitachal. Er versuchte, das dichte Netz zu durchschauen, das man um ihn herum webte. Sie be-dienen mich in meinem Zimmer am dritten Tag meines Besuches. Sie wollen mich anscheinend aus dem Weg haben, damit ich niemandem begegnen kann, der mir Fragen über den Aufenthaltsort von Kai und Alaire stellen könnte.
»Wo möchtet Ihr es gern einnehmen?« fragte der Junge, der ihm gern zu Diensten sein wollte. Wenigstens hatten sie es noch nicht geschafft, den Geist dieses Jungen zu vergiften!
»Irgendwo«, erwiderte Naitachal. Mit ein paar Handgriffen verwandelte der Junge den Wagen in einen Tisch und zog einen Stuhl heran, um die Mahlzeit so angenehm wie möglich zu machen. Irgend etwas sagt mir, daß der Tag heute sehr anstrengend wird. Ich werde meine ganze Energie brauchen.
Erik wollte gehen, doch Naitachal sprach ihn an. »Du mußt noch nicht gehen. Komm und setz dich zu mir. Ich würde gern mit dir reden,
Weitere Kostenlose Bücher