The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
allerdings vom anderen Ende seines Körpers. Als der Mann näherkam, sahen sie, daß es ein Scherge des Bundes war. Alaires Mund wurde trocken, und seine Knie schienen aus Maisschleim zu bestehen. Obwohl die dicken Pelzmäntel ihre Schwerter verdeckten, waren sie in Griffweite. Muß ich zweimal an einem Tag jemanden töten? Alaire hätte so ziemlich alles getan, um der Gruft der Seelen zu entgehen. Außer Kai zu opfern. Vielleicht.
»Denk nicht mal dran«, flüsterte Kai. »Es wären sofort mindestens fünfzig andere zur Stelle. Komm mit und sag nichts.«
Entsetzt sah Alaire, wie Kai auf den Soldaten zulief.
Kai, was hast du vor?
»Almosen!« rief Kai und hoppste wie ein kleines Kind auf und ab. »Almosen für einen armen Bettler, der seit drei Tagen nichts gegessen hat!« Er hielt die Hand hoch zu dem Soldaten, der verwirrt anhielt. Alaire lief ebenfalls hin und streckte dem Mann die offene Handfläche entgegen. Er sah ihn hungrig und verzweifelt an. Letzteres erforderte beängstigend wenig Schauspielkunst.
»O bitte, lieber Sir!« jammerte Kai pathetisch. »Habt Ihr nicht mal ’nen Taler? Eine kleine Münze? Ein Kupferstück? Bitte, Sir, wir sind am Verhungern!«
»Ho! Verschwindet, ihr kleines Bettlerpack!« rief der Soldat. Das Dieren war stehengeblieben. Es schien sich absolut nicht für diese beide Bauernlümmel zu interessieren. Der Soldat schnüffelte. »Ihr seid hungrig, weil ihr euer Geld versoffen habt, statt etwas zu essen davon zu kaufen!« rief der Soldat entrüstet. »Da habt ihr’s! Kein Wunder, daß ihr jetzt hungrig seid!«
Der Uniformierte deutete auf Alaires Weinflasche, die er immer noch in der Hand hielt. Alaire grinste unschuldig, schraubte die Flasche auf und hielt sie dem Soldaten hin.
»Geht nach Hause ins Bett, ihr Bauernlümmel! Ich bin auf der Jagd nach Verbrechern!« Er gab dem Tier die Sporen, und das Dieren trottete weiter, immer noch auf der Suche nach dem Prinzen von Suinomen und einem aufrührerischen Bardling.
»Geizhals!« spie Kai hervor und sah dem Soldaten hinterher. »Sie bekommen sechshundert Kronen monatlich, und gestern war Zahltag!«
Alaire kannte Gallen noch vom ersten Abend, als er mit Kai in der Herberge zum Toten Drachen eingekehrt war.
Er war einer der Barkeeper gewesen, die Kai vergeblich davon abzuhalten versucht hatten, sich mit den fünf betrunkenen Seeleuten zu schlagen. Er hatte eine Glatze, für die er eigentlich noch zu jung war. Alaire schätzte ihn auf dreißig, mit einer Kartoffelnase und einer Hautfarbe wie rote Bete, als schäme er sich ständig wegen irgend etwas. Er blickte sie nicht gerade einladend an, als sie die Hintertür der Spelunke erreicht hatten. Nervös sah er sich auf der Gasse um und scheuchte die beiden Jungen dann ins Innere des Hauses.
»Das ist also Euer Freund, der die ganzen Scherereien ausgelöst hat?« knurrte er mürrisch. »Na ja, kann man nichts machen. Mitgefangen, mitgehangen. Kommt mit.«
Er führte sie eine steile Treppe hinunter in einen finsteren Raum. Darin duftete es nach nasser Erde, schalem Bier und gegorener Hefe. Es gab kein Geländer, und Alaire stieg nervös die schlüpfrigen Stufen hinunter. Unten wurde es hell, als Gallen eine einzelne Kerze entzündete.
»Hier lagern wir unser bestes Bier und brauen auch die billige Brühe. Laßt die Finger davon, sonst unterbrecht ihr den Gärungsprozeß. Kommt mit, Euer Platz ist hier hinten.«
Hinter den Fässern war ein schmaler Durchgang, der mit Brettern abgestützt war. Er sah aus wie der Eingang zu einer alten Mine. Als Alaire nachfragte, bestätigte Gallen es.
»Hier hat man vor vielen Jahrhunderten nach Kristallen gegraben, bis die Krone es verboten hat. Der Stollen reicht nicht weit unter die Erde, aber ich habe eine kleine Höhle vorbereitet, die man nicht so leicht findet. Es gibt nur einen Rauchfang, der mit dem Hauptschornstein oben verbunden ist, und man kann nur ein kleines Feuer dort entfachen. Ich habe gerade eins in Gang gebracht.«
Sie betraten einen ausgehöhlten Abschnitt, der aussah, als habe er einmal zu einer Kaverne gehört. Die Wand war leicht gewölbt. Ein heißer Ofen stand in der Ecke, und ein Reihe grob gezimmerter Betten mit Heumatratzen standen an der Wand.
»Mac war hier, nachdem Ihr verschwunden seid«, informierte sie Gallen. »Euer Freund, der Wachtmeister.
Dachte, Ihr wärt vielleicht hier. Mir gefällt das nicht, Kainemonen. Das Versteck ist nicht sicher.«
»Wir haben kein anderes«, gestand Kai traurig. »Ich werde
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