The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
wenn du magst. Gestern hattest du doch so viele Fragen.«
Der Junge gehorchte schüchtern, aber sein Zögern deutete darauf hin, daß er entweder etwas anderes zu tun hatte oder jemand, vermutlich Paavo, ihm verboten hatte, mit dem Dunklen Elfen zu reden.
Naitachal schnitt ein Stück von dem Dierensteak ab und aß es, als hätte er keinerlei Sorgen. Das Kind war zwar jung und arglos, aber er konnte es trotzdem als Informationsquelle benutzen. »Sind denn der Prinz und mein Assistent schon wiedergekommen?«
»Sie suchen auch nach Eurem Sekretär?« antwortete der Junge, offenbar erschrocken.
Naitachal aß ein Stück Brot. »Offensichtlich«, sagte er gelassen. »Was gibt es sonst Neues?«
»Tja …« Erik sah zur Tür. »Ich … ahem …«
Wird er von jemandem überwacht, damit er sofort zu-rückkehrt?
»Ja?« fragte der Elf.
»Sie werden beide noch vermißt«, antwortete Erik hastig. »Sir Jehan hat einen Wutanfall bekommen, als die Schergen sie gestern nicht gefunden haben. Er hat befohlen, den Hafen abzuriegeln und läßt jedes Schiff, das aus-oder einlaufen will, durchsuchen.«
Ich wäre nie auf die Idee gekommen, über den Was-serweg dieses Land zu verlassen, dachte Naitachal. Mö-
gen die Götter verhindern, daß es jemals nötig sein wird.
Vielleicht ist es aber der einzige Weg aus diesem Land.
Er probierte etwas von dem Käse. Er war exzellent.
»Sehr interessant«, sagte er. »Ich kann mir nur nicht vorstellen, warum sie glauben, daß Alaire fliehen wollte. Sein Platz ist trotz allem an meiner Seite. Ich denke, sie sollten lieber nach jemandem suchen, der ihn gekidnappt haben könnte und diesen Vorfall nur vortäuscht.«
So. Jetzt habe ich selbst ein Gerücht in die Welt gesetzt.
Der Junge starrte ihn an. »Warum hält man Euch hier fest?« platzte er schließlich heraus. »Alle Diener reden davon.«
Das ergab wenig Sinn. »Festhalten? Du meinst beköstigen, nicht wahr?«
Erik zog ein Gesicht. »Ich meine, warum erlauben sie es nicht, daß Ihr den Palast verlaßt? Warum sucht Ihr Euren Sekretär nicht selbst?«
Jetzt war Naitachal überrascht. »Ich wußte nicht, daß man mich hier ›festhält‹. Sie müssen mich wirklich für wichtig halten. Oder sie denken, daß jemand Alaire gekidnappt hat und fürchten um meine Sicherheit, wenn ich in die Stadt gehe.«
Erik sah wieder zur Tür und stand dann auf. »Ich komme später zurück, um sauberzumachen. Sind das Alaires Gewänder dort in der Ecke?«
Alaire war ein sehr ordentlicher Reisender und achtete darauf, daß seine Kleidung und Habseligkeiten ordentlich zusammengelegt waren, damit sie sich nicht mit denen seines Meisters vermischten oder im Weg lagen. »Allerdings. Warum fragst du?«
Erik war sichtlich nervös. »Ich wollte nur sichergehen, damit ich sie nicht durcheinanderbringe.«
Und schon war er weg.
Verwirrend, dachte der Dunkle Elf. Er ist wirklich ei-ne sprudelnde Informationsquelle. Erik wäre ein exzellenter Spion, wenn er nicht schon einer ist. Wer verdächtigt schon ein Kind? Außer vielleicht ein böser Dunkler Elf, der an einem Ort wie diesem sogar seine eigene Mutter verdächtigen würde …
Aber der Junge wirke ganz unschuldig. Doch seine Zunge ist sicher ziemlich flink, wenn er für den König arbeitet. Und wenn ich hier ein Gefangener bin, werde ich der letzte sein, der das erfährt.
Er beendete das Frühstück und wollte gerade den Wunsch des Königs mißachten, in seinem Zimmer zu bleiben, als es wieder an die Tür klopfte.
Diesmal hatte Naitachal sofort sein Schwert in der Hand. Das Klopfen war fester und kam von einer höheren Stelle an der Tür. Das war ein Erwachsener.
Hauptmann Lyam betrat das Zimmer ohne abzuwarten und warf einen gleichgültigen Blick auf das Schwert. Es überraschte ihn offenbar genausowenig wie es ihn beleidigte. Naitachal schob es wieder in die Scheide zurück.
»Wir haben Neuigkeiten vom Prinzen«, verkündete Lyam sachlich. »Er ist heute morgen zurückgekehrt und befindet sich im Augenblick in den Gemächern des Königs.«
Naitachal gab sich keine Mühe, seine Erleichterung zu verbergen. Wenigstens wußte er jetzt, daß die Jungen noch lebten! »Und Alaire?«
Lyams Miene war grimmig. »Er ist leider nicht zurückgekommen. Kai zufolge hat er sich noch ein bißchen allein im Tavernenviertel herumgetrieben. Der Prinz deckt ihn wahrscheinlich, aber bis jetzt ist die Geschichte wasserdicht. König Archenomen erbittet dringend Eure Anwesenheit. Sofort.«
»Und wie, bitte schön,
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