The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
werden.
Alaire
Naitachal blickte auf die Nachricht und fluchte leise und erstickt vor sich hin.
12.
KAPITEL
Während Naitachal auf seine diplomatische Suche nach Sir Jehan gegangen war, kehrte Alaire auf ihr Zimmer zurück, um etwas Schlaf nachzuholen. Das Bier, das er bei den Gespielinnen des Prinzen getrunken hatte, hatte ihn schläfrig gemacht, und er konnte genausogut jetzt schlafen wie zu jedem anderen Zeitpunkt. Kurz bevor er einschlief, überlegte er, ob er die Tür abgeschlossen hatte oder nicht … Zu spät.
Alaire wachte auf, als jemand ihn an der Schulter rüttelte. »Wach auf, du Faulpelz!« schrie Kai ihm ins Ohr.
»Wir müssen ausgehen! Beeil dich! Wir verlieren Zeit!«
Die Stimme des Kronprinzen klang so eindringlich, daß Alaire sich panisch von seinen Träumen losriß. Gab es einen Notfall?
»Was …?« stieß er hervor und tastete nach seiner Waffe.
Kai ließ seine Schulter los und lachte spöttisch über Alaires Gesichtsaudruck. »Immer mit der Ruhe. Hätte ich gewußt, daß es so schwer ist, dich zu wecken, dann wäre ich früher gekommen.«
Alaire erkannte Kai, der auf dem Rand des großen Bettes saß. Er trug ein neues Prachtgewand und darüber den durchwirkten Mantel, aber er sah trotzdem so aus, als hätte er sich in aller Eile angezogen. »Wir gehen heute abend aus.«
»O nein, nicht schon wieder!« Alaire richtete sich auf und bemerkte, daß Kai schlechte Laune hatte. Er war verdrossen und aufgebracht, vielleicht sogar richtig wütend. Jedenfalls hatte Kai im Moment nichts Spielerisches an sich. »Was ist los, Kai?« wollte er wissen.
Plötzlich war er hellwach.
»Sir Jehan hat mir befohlen, ich solle …« Kai zögerte, schüttelte dann den Kopf und biß die Zähne zusammen.
»Ach nichts. Überhaupt nichts. Ich werde mich heute besaufen. Du kannst mitkommen, wenn du willst.«
Er sprang auf und ging zur Tür.
»Moment mal!« rief Alaire und stand auf.
Kai blieb stehen und sah zurück. »Kommst du mit?«
fragte er hoffnungsvoll.
»Tja, ich …«
»Gut«, unterbrach Kai ihn einfach. »Und nimm deine Harfe mit. Vielleicht kannst du mich damit aufheitern.«
»… denke, ich komme mit«, beendete Alaire den Satz.
Sie fuhren wieder mit der Kutsche in das Kneipenviertel. Der Himmel verfinsterte sich immer mehr. Heute schien der Kutscher nüchtern zu sein, deshalb war die Fahrt in die Altstadt nicht ganz so aufregend wie am vergangenen Abend. Die Taverne, in der sie landeten, war ein oder zwei Stufen schlechter als die von gestern abend. Sie brauchten einen Moment, bis sie Stühle und einen Tisch fanden, der nicht bei einer Schlägerei demoliert worden war. Es war noch früh am Abend, und laut Kai war das Beste aus dem Vorrat der Spelunke noch nicht ausgegangen. Anscheinend war dies das einzige, was Kai aufheitern konnte: ein nie versiegender Strom von Wein und die Aussicht auf das totale Vergessen.
Er will nichts weiter als aus diesem Leben scheiden, dachte Alaire. War es wirklich eine gute Idee, Kai zu begleiten? Er hatte fast das Gefühl, daß er dem Prinzen unbeabsichtigt bei der Suche nach diesem Vergessen half.
Diesmal betrank der Kronprinz sich nicht mit Bier oder Wein, wie am vorangegangen Abend. In dieser Kaschemme servierte man nur harten Schnaps, und bezeichnenderweise war ihr Name: Toten Mannes Gelage in einen hölzernen Grabstein über der Tür eingebrannt.
»Sie destillieren Aakaviit aus einer Knolle, die wild oben in den Bergen wächst«, erklärte Kai beiläufig, als er ein Glas dieses Zeugs hinunterstürzte. Er trank es wie Wasser. Alaire konnte das einfach nicht begreifen und musterte sein eigenes kleines Glas. Ein einziger Schluck brannte wie Feuer in seinem Hals und Rachen, und er beäugte besorgt die brennende Kerze zwischen ihnen auf dem Tisch.
Das ist ja fast reiner Alkohol, dachte er.
Er wünschte sich, er hätte die Harfe nicht mitgenommen. Es hatte eine erhitzte Diskussion darüber gegeben, und zu guter Letzt hatte Alaire nachgegeben, in der Hoffnung, daß Kai dann vielleicht nicht soviel trank. Die Harfe war sein wichtigster Besitz, und dann riskierte er es, sie an einen solchen Ort mitzunehmen! Obwohl er sie in einen dicken Leinensack gewickelt hatte, damit sie unauffällig aussah, würde sie einen Kampf nicht unbeschadet überstehen. Er stellte sie so hin, daß ihr auch nichts passierte, wenn eine Flasche Aakaviit darüberkleckerte. Das starke Zeug zerfraß vermutlich sofort den Lack.
Alaire hatte gehofft, daß der Schnaps Kais Zunge
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