The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
löste. Diese geheimnisvolle Bemerkung über Sir Jehan ließ ihm keine Ruhe. Was hatte der Mann gesagt? Und –
würden sie ihn heute abend wieder treffen? Alaire hatte sogar vorgeschlagen, wieder in die Spelunke zu gehen, in der sie Jehan getroffen hatten. Vielleicht fielen ja interessante Informationen ab, wenn die beiden zusammen waren. Aber Kai hatte behauptet, die Taverne wäre so früh am Nachmittag noch geschlossen. Ihr Ziel wäre erst einmal das Toten Mannes Gelage. Als Kai gereizt wurde, hielt Alaire den Mund und lehnte sich in der Kutsche zurück.
Kai hatte danach nur über unwichtige Dinge gesprochen. Über den Spaß, den er mit den Zwillingen gehabt hatte, die heurige Weinernte, die ziemlich dürftig ausgefallen war, und den Wetterumschwung. Als sie ausgestiegen waren, bemerkte Alaire, daß es erheblich kälter geworden war. Die eiskalte Luft schnitt scharf in seine Nüstern, und sein Atem bildete Wolken. Als sie die Taverne erreichten, fiel bereits der erste Schnee. Kai sagte voraus, daß es noch viel schlimmer werden würde.
»Ich besaufe mich gern, wenn es schneit!« verkündete er. »Eigentlich bei jedem schlechten Wetter, bei Gewittern, Überflutungen, jedenfalls so lange ich nicht drinstecke, und bei Schneestürmen. Frag mich nicht, warum.
Vielleicht macht die Angst es so erregend, die in der Luft liegt!«
In Fenrich war der Schnee nicht unbekannt, aber er fiel selten so früh. Es schneite im Winter genug, daß er liegen blieb, und für gewöhnlich taute er erst zum Frühlingsanfang wieder weg. Aber Suinomen lag weiter im Norden, und die Temperatur war heute abend drastisch gefallen.
»Wie stark schneit es hier?« fragte Alaire.
»Wahrscheinlich liegt er morgen früh hüfthoch«, erwiderte Kai beiläufig. »Warum?«
»Was?«
Kai lachte und leerte sein Glas Aakaviit. »Du tust, als hättest du noch nie zuvor Schnee gesehen.«
»Doch, habe ich«, sagte Alaire stolz. »Aber nicht hüfthoch!« Er versuchte sich den Anblick vorzustellen.
»Wie halten die Dächer das aus? Brechen sie unter dem Gewicht des Schnees nicht zusammen?«
Kai brach erneut in Lachen aus. »Wie kommst du denn auf so eine Idee? Aus was sind eure Dächer denn?
Aus Stroh?«
Alaire runzelte die Stirn. »Einige schon.«
»Natürlich.« Kai hörte genauso schnell auf zu lachen, wie er angefangen hatte.
Alaire war jedoch mehr über die Wirkung besorgt, die der Schnee auf die Straßen haben mochte. »Wenn es heute abend so stark schneit, sollten wir lieber früh heimkehren.«
»Keine schlechte Idee«, sagte Kai, aber sein übermütiger Blick ließ vermuten, daß er diese Idee nicht sehr ernst nahm.
»Aber wenn es zu schlimm wird, können wir immer noch in einer Herberge übernachten. ›Das ist zwar nicht unbedingt das Geeignete für eine Hoheit‹, wie Sir Jehan sagen würde, aber sehe ich so aus, als störte mich das? O
nein! Ich habe schon an viel übleren Orten genächtigt.«
Alaire spitzte bei der Erwähnung von Jehans Namen die Ohren. ]a? Und? Er wartete darauf, daß der Junge weiterredete.
Hinter ihnen ging eine Schlägerei los, aber Kai schien es nicht zu bemerken. Alaire beobachtete die beiden Kampfhähne, die sich, soweit er verstand, um eine Flasche Aakaviit stritten.
Kai hatte noch eine Flasche bestellt, aber in dem Moment kam der Wirt und erklärte entschuldigend, daß die beiden Herren dort hinten um die letzte Flasche Aakaviit stritten.
Kai drehte sich um und beobachtete den Kampf. Jetzt schien ihn das Ende zu interessieren. Als die beiden Männer mit der Flasche hin- und herschwankten, legte er die Hand auf den Griff seines Schwertes, zog es aber nicht. Der Wirt erbleichte, als er die Waffe sah, und verschwand sofort.
Alaire wurde übel. Der Anblick der beiden Männer, die um die Flasche rauften, und Kais, der offenbar sogar bereit war, dafür zu töten, war einfach zuviel.
»Hier«, sagte Alaire. »Nimm den Rest von meinem Glas.«
Es war immer noch halb voll. Schon das wenige, das er getrunken hatte, war ihm zu Kopf gestiegen, also hatte er sofort aufgehört. Obwohl er leicht angesäuselt war, hoffte er, daß es seine Kampftüchtigkeit nicht beeinträchtigte. Einer von uns beiden muß wenigstens teilweise nüchtern bleiben, dachte er besorgt. Kai wird nicht mehr viel wert sein, wenn er so weitermacht. Wahrscheinlich ist er jetzt schon nicht mehr in der Lage, sein Schwert zu führen. Ich habe noch nie gesehen, daß jemand so viel trinkt wie er und immer noch gehen kann.
Der Kampf ging weiter. Kai
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