The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
Kutsche wegfahren sehen. Der Kutscher hat sie in der Nähe des Bezirks aussteigen lassen.« Der Hauptmann beugte sich vor und senkte die Stimme. »Dieses Gespräch ist vollkommen vertraulich.«
Naitachal nickte. »Das weiß ich zu schätzen. Aber wenn Ihr Alaire verdächtigt, Magie einzusetzen, um zu töten, muß ich Euch entschieden widersprechen. Das habe ich ihm weder beigebracht noch hat er es selbst zu erlernen versucht. Er ist durchaus in der Lage, sich mit dem Schwert zu verteidigen.«
Lyam preßte die Lippen zusammen. »Das habe ich sehr wohl gemerkt. Nein, ich glaube nicht, daß er Magie benutzt hat, um zu töten. Aber irgend jemand hat nach dem Mord oder den Morden einen mächtigen Zauber beschworen. Und man hat nur eine Leiche gefunden.«
Naitachal runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Gibt es eine Verbindung zwischen den jungen Männern und dem Gebrauch von Zauberei? Könnten sie nicht vielleicht in irgendeiner Taverne die Zeit totschlagen?«
»Der Bund weiß, daß Kai und Alaire in der Gegend waren«, sagte Lyam warnend. »Ein Agent hat sie in einer Taverne gesehen, die heute abend ausgebrannt ist. Der Bund glaubt, daß der Prinz und sein Gefährte darin verwickelt waren.«
Naitachal schnitt eine Grimasse. »Das ist … nicht gut.«
»Vielleicht ist es aber auch nicht so schlimm, wie Ihr denkt«, gab Lyam zurück. »Ich bin der einzige, der weiß, daß Ihr ein Barde seid. Ich habe diese Information niemandem weitergegeben. Euer Geheimnis ist bei mir sicher. Meine Hauptsorge gilt jedoch der Frage, wie sehr dieser Zwischenfall den Prinzen in Mißkredit bringen wird. Der König wähnt, Kainemonen sammle heimlich ein Kader von Magiern, um den Thron zu usurpieren.
Obwohl das nur Gerüchte sind, sorgen Männer in unmittelbarer Nähe des Throns dafür, daß der König ihnen Glauben schenkt.«
Naitachal wandte den Blick ab und starrte einen Moment in das prasselnde Feuer. Könnte Alaire tatsächlich machtvolle Bardenmagie angewendet haben? Ich hätte das bei dem Stand seiner Ausbildung gar nicht für möglich gehalten. Und warum sollte er so etwas tun, es sei denn, ihm blieb keine andere Wahl?
»Ja?« Lyam hatte offenbar in Naitachals Miene gelesen. »Euch ist etwas eingefallen?«
»Ich hatte heute nachmittag ein Gespräch mit Sir Jehan«, antwortete Naitachal. »Er schien davon überzeugt, daß Kai Absichten auf den Thron hat und dieselben Mittel benutzt, von denen Ihr gerade gesprochen habt. Er wollte mir unbedingt einreden, daß jeder, der mit dem Kronprinzen befreundet wäre, nicht als Freund der Krone betrachtet werden könne. Ich hatte das Gefühl, daß er sich große Mühe gab, mich zu überreden, Alaire den Umgang mit dem Prinzen zu verbieten.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Lyam abschätzig. »Sie haben nicht mit Eurem Auftauchen gerechnet und noch weniger erwartet, daß sich ein Außenseiter mit Kai anfreunden würde. Wenn Sir Jehan dahintersteckte, würde er alle Überredungskünste benutzen, um Eure Aufmerksamkeit von Kai abzulenken.«
Noch etwas beschäftigte Naitachal. »Was ist mit diesen sogenannten ›Aufpassern‹? Ist das üblich? Alaire hat keinen Leibwächter erwähnt, als sie gestern abend ausgingen.«
Lyam schüttelte den Kopf. »Als ich ›Aufpasser‹ sagte, habe ich nur Sir Jehans Sprachregelung zitiert. Es sind eher Spione, die Geschichten sammeln, die sie dem König über Kai hinterbringen können. Vermutlich halten sie sich versteckt und hoffen, daß sie ihn beobachten können, ohne selbst gesehen zu werden.«
»Hätte Kai ihre Anwesenheit bemerkt, hätte er sie dann eliminiert?« Es war eine stichhaltige Frage, jedenfalls fand Naitachal das. »Könnte man deshalb nur einen Toten gefunden haben? Hat Kai vielleicht einen verwundet und den anderen umgebracht?« Das wäre besser für Alaire, und das deutete auch auf einen anderen ungenehmigten Zauberer hin als ihn.
Hauptmann Lyam erhob sich und ging auf und ab. Er überragte Naitachal um einiges und machte für einen Mann seiner Größe überraschend wenig Lärm. In seiner Uniform wirkte er noch beeindruckender als bei ihrem ersten Zusammentreffen, aber Naitachal fühlte sich eher beschützt als bedroht. »So etwas würde er nicht tun«, sagte der Hauptmann, nachdem er darüber nachgedacht hatte.
»Das sollte keine Beleidigung sein.«
Lyam wischte die halbherzige Entschuldigung beiseite. »Habe ich auch nicht so verstanden. Ich weiß Eure Offenheit zu schätzen. Ihr seid von Anfang an ehrlich zu mir
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