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The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen

The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen

Titel: The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mercedes Lackey
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aus, aber Alaire hatte diese Sprache noch nie gehört. Er machte eine Finte, parierte zweimal und drängte den Mörder in den Lichtschein einer Fackel an der Mauer. In dem flackernden Licht sah er die schwarzen Augen und die dunkle Haut des Mannes. Die Wunde an dessen Handgelenk hinterließ immer noch eine rote Spur im Schnee und mußte ihn stark behindern. Aber er wechselte nicht die Hand, wie Alaire es in seiner Lage getan hätte. Anscheinend war der Lehrer dieses Kerls nicht so gut gewesen wie Naitachal.
    Alaire trat zurück, sah eine Lücke und stieß zu.
    Das Metall durchdrang die Haut des Mannes weniger glatt als Alaire erwartet hatte. Das erinnerte ihn daran, daß er sein Schwert nach dem Kampf im Toten Drachen nicht geschärft hatte. Aber trotzdem fand es sein Ziel, und als er es zurückzog, strömte Blut aus einer klaffenden Wunde.
    Der Assassine stöhnte, ließ sein Schwert fallen und preßte eine Hand auf die Wunde. Der Blutfleck unter ihm im frischen Schnee breitete sich immer weiter aus. Der Mann starrte darauf. Seine Augen wirkten im Licht der Fackel glanzlos. Dann stolperte er in die Finsternis und war im nächsten Moment wie vom Erdboden verschluckt.
    Alaire drehte sich suchend nach Kai um, doch außer Schnee war nichts zu sehen. Dann hörte er hinter einer Ecke das Klirren von Schwertern. Er lief dem Geräusch nach, rutschte auf dem Schnee aus und fand die beiden neben einem anderen Gebäude. Hier spendeten die Straßenfackeln helles Licht. Die Spitze von Kais Schwert war abgebrochen, was dem Assassinen einen Vorteil gewährte. Das Gesicht des Kronprinzen war eine Maske reinen Entsetzens: Er wußte, daß er in ernstlichen Schwierigkeiten steckte.

    Und Alaire war noch gut sieben Meter entfernt.
    Er schrie, um den gedungenen Mörder abzulenken, doch der beachtete ihn nicht.
    Als Alaire sich auf den Assassinen stürzte, sprang der vor und stach Kai in den Bauch. Der Junge schrie schmerzerfüllt auf und fiel hintenüber.
    Der Meuchelmörder blickte auf. Anscheinend war er mit seinem Werk zufrieden. Dann lief er weg.
    Alaire stürzte an Kais Seite. Er lag mit dem Rücken im Schnee, schwenkte immer noch das Schwert und stöhnte.
    Alaire wehrte vorsichtig den schwachen Hieb mit seinem eigenen Schwert ab und nahm ihm sanft die Klinge aus der Hand.
    Er beugte sich über Kai und rief seinen Namen.
    Aber der Junge starrte nur blicklos nach oben. Seine Haut war genauso weiß wie der Schnee um ihn herum.
    Ein roter Fleck breitete sich auf seinem Wams und Hemd aus, aber Alaire sah keine Wunde. Er öffnete das Hemd und entblößte einen roten Einstich neben Kais Nabel. Die Wunde blutete schwach. Ein Stich in die Eingeweide.
    Das war das Schlimmste.
    Er wird sterben.
    Kai öffnete den Mund und wollte sprechen, aber er war schon zu schwach, um noch etwas zu sagen. Er würde sterben.
    Es sei denn …
    Nein! schrie etwas in Alaires Verstand. Doch ohne nachzudenken sah er sich hastig nach seiner Harfe um. Er rannte stolpernd zu der Stelle zurück, wo er sie hatte liegenlassen. Wo ist sie? Hat jemand sie genommen? Noch während er das dachte, sah er den Leinensack. Er packte ihn und hastete zu Kai zurück.
    Alaire riß den Sack mit steifen Fingern auf; sein Herz schlug wie wild. Kais Blick wurde glasig, und der dünne Odem, der aus seiner Nase drang, wurde mit jedem Atemzug schwächer. Heiße Tränen liefen Alaire über die Wangen, während er dagegen ankämpfte, vor Hilflosigkeit zu schreien, zu fluchen oder zu stöhnen …
    Denk nicht daran. Denk an gar nichts. Nur an die Magie … an die Macht …
    Er holte tief Luft, sammelte sich und begann zu spielen.
    Die Harfe war verstimmt, und die Musik klang schräge. Seine Finger waren kalt und taub. Aber er spielte trotzdem und ignorierte eine gerissene Saite. Er spielte das einzige Lied, von dem er wußte, daß es möglicherweise helfen konnte. Es war ein kurzes Stück, das Naitachal komponiert hatte, als eines ihrer Lieblingspferde von einem Wolfsrudel angegriffen worden war. Das Pferd war dem Tode nahe gewesen …
    Wie Kai …
    Bardenmagie hatte es geheilt, hatte sein Leben gerettet.
    Als Alaire das Lied aus dem Gedächtnis spielte, bewegten sich seine Finger lockerer, und die Noten kamen flüssiger. Er spielte das Lied einmal und sah dann auf Kai hinab. Er lag ruhig da und sah im Schnee fast friedvoll aus. Dann atmete er einmal heftig und verkrampft aus. Danach war Ruhe.
    Die Magie hatte versagt.
    »Nein!« rief Alaire. Tränen strömten ihm übers Gesicht und

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