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The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen

The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen

Titel: The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mercedes Lackey
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verschleierten seine Wahrnehmung. Er fühlte eine Leere mitten in seiner Brust, die größer zu werden schien, während er auf Kais lebloses Gesicht blickte. Er unterdrückte ein Schluchzen.
    Jetzt schmolz der Schnee nicht mehr auf Kais Zügen, wie noch Momente vorher, sondern blieb liegen.

    Alaire weinte, ohne etwas dagegen tun und ohne aufhören zu können. Er hielt die Harfe locker in den Händen, bis sie fast in den Schnee gefallen wäre. Da erklangen plötzlich die Worte seines Meisters in seinem Kopf.
    Die Essenz der Bardenmagie ist die Fähigkeit, zu schaffen und rückgängig zu machen.
    Den Tod rückgängig zu machen – und Leben zu schaffen?
    Alaire suchte tiefer in seiner Seele nach der Macht. Er zwang Finger und Arme, sich zu bewegen, und spielte das Lied mechanisch ein viertes Mal, doch diesmal konzentrierte er sich mit Geist und Herz auf etwas anderes.
    Sein geistiges Auge folgte den Ranken der Lebensquelle hinunter bis zum Grund. Hier fand er riesige Becken unbenutzter Macht, die in diesem Land so selten genutzt wurde. Sie war direkt unter der Oberfläche. Sie sehnte sich danach, befreit zu werden. Er stellte sich Kais Wunde vor, schloß sie und heilte die Verletzung von der Klinge des Assassinen. Er fügte die Haut zusammen, verschloß die Adern, schmolz sie zusammen mit Licht.
    Dann strömte frisches Blut langsam in die Venen zurück und ersetzte, was verloren war. Irgendwann hörte Alaire auf, Naitachals Lied zu spielen und begann mit einem eigenen, das zu der Magie paßte, die er wob, die das Spiel der Macht und der Mächte miteinander ergänzte …
    Als Alaire die Augen öffnete fand er sich und Kai in eine Wolke eingehüllt, umgeben von hellen Sternen, die zu der Musik der Harfe zu pulsieren schienen. Die ungestimmten Saiten spielten eine gespenstische Melodie, die sich in bunten Lichtern zu spiegeln schien, die sanft dahinschwebten und einen Zauber des Lebens spannen.
    Die Musik hörte auf, als jemand laut und schrill hustete.

    Kai.
    Kai atmete tief ein, und seine Augen weiteten sich vor Angst. Seine Lungen rangen nach Luft. Er japste wieder und krallte mit eine blutige Hand in den Schnee, während die andere nach einem Schwert tastete, das nicht mehr dalag.
    Alaire blieb ein feierlicher Augenblick, ein Moment der Freude über sein Gelingen.
    Dann entglitt ihm die Harfe, als die Erschöpfung ihn schlagartig übermannte und ihn in die Finsternis zerrte, während plötzlich ganz andere Sterne seine Sehkraft trübten. Er hörte noch undeutlich, wie jemand seinen Namen rief, dann versank er ins Nichts.

    13.
    KAPITEL

    Naitachal warf die Nachricht auf das Bett zurück. Warum mußte er ausgerechnet heute abend gehen? In dem Augenblick, in dem das Blatt auf das Bett schwebte, verwandelte sich sein Ärger in Furcht. Irgend etwas stimmte hier nicht, ganz und gar nicht …
    Er verwünschte Alaire, verwünschte sich selbst, ihr Pech und am meisten verwünschte er den Kronprinzen.
    Es war fast Zeit zum Abendessen, aber wenn er daran teilnahm, würden ihn die Formalitäten des Dinners für wer weiß wie lange festhalten. Und er hatte keine Zeit zu verlieren.
    Erschöpft von der Situation ließ der Dunkle Elf sich auf einen Stuhl fallen und rieb sich das Gesicht. Als er so dasaß und nachdachte, überfiel ihn eine schreckliche Vorahnung, was Kai und seinen letzten Ausflug in das Kneipenviertel anging …
    Und nicht nur Kai. Naitachal spürte, daß auch Alaire in Gefahr war. Um dem weiter nachzugehen, mußte er jedoch Kräfte wecken, die hier verboten waren. Der Barde hatte nicht vor, diese diplomatische Mission oder seine persönliche Freiheit dadurch zu gefährden, daß er sich die Schergen der Zauberer auf den Hals hetzte.
    Ich muß sofort zu Hauptmann Lyam. Wenn jemand mir in dieser s chwierigen Lage helfen kann, dann er. Er weiß vielleicht sogar, wohin sie gegangen sind.
    Naitachal steckte den Kopf aus der Tür und sah sich im Flur um. Palastgäste und Edelleute strebten dem großen Speisesaal zu. Wenn er jetzt zu Lyam ging, wurde er vielleicht in ein unsinniges Gespräch gezogen, noch bevor er überhaupt die Treppe erreichte. O nein. Und wenn ich woanders entlanggehe als durch diesen Flur, errege ich nur unerwünschte Aufmerksamkeit.
    Als er das große Fenster öffnete, drang ein beißender Wind in den Raum. Naitachal beschloß, lieber etwas wärmeres als seinen üblichen schwarzen Umhang überzuwerfen. Er zog den dicken Dierenmantel an und weiche Lederhandschuhe, dann stieg er über das Fensterbrett

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