The Best Year of my Life – Ein Jahr als Gastschüler (German Edition)
Besonders beim Durchstöbern der Fotos kommen viele tolle Erlebnisse
wieder hoch. Das Wiedereinleben ist abgeschlossen, ich versuche langsam, wieder
den alten Hobbys nachzugehen und die neuen aus den USA (etwa Laufen) auch hier
zu pflegen. Andere Austauschschüler, mit denen ich in Kontakt stehe, hatten
sich bereits nach Tagen wieder eingelebt. Dies ist also von Schüler zu Schüler
ganz unterschiedlich. Mein (vorerst) bestes Jahr meines Lebens hat mir auch
neuen Mut für die Zukunft mitgegeben – und die Fähigkeit, im Jahrhundert der
Globalisierung alle meine Wege offen zu halten und keine Kontaktscheue zu
Menschen anderer Länder zu haben.
Was sonst noch geschah
…
Freitag,
21. April, 14:45 Uhr
Von Zeit zu Zeit stell ich
mir immer wieder verschiedene Fragen: Wie hättest du vor den USA in bestimmten
Situationen gehandelt? Was ist typisch deutsch? Inwiefern unterscheiden wir uns
von den Amis? Wie ist das eigentlich mit einer Probezeit des Führerscheins in
Deutschland geregelt? Können von der gegenüberliegenden Straßenseite
Streifenwagen auch meine Geschwindigkeit ermitteln? Das sind alles Fragen, die
sich normalerweise kein Bundesbürger stellen würde.
Es gab noch kleine Probleme
mit den doppelt abgebuchten 350 Euro. Mich erreichte ein Fax mit der Kopie des
Vertrages, den ich damals unterschieben hatte. Die Firma hatte doch tatsächlich
das Datum geändert! Nun war es kein Buchungsfehler, sondern Betrug. Der Kunde
ist beim Karteninstitut aber König, und ich hatte genügend Beweise für den
„Datumspfusch“ (mein Visum war bis dahin schon lange abgelaufen und somit
konnte ich gar nicht in den USA gewesen sein). Nun hoffe ich, dass endlich Ruhe
ist. Es ist also ratsam, auch nach einem Auslandsaufenthalt seine
Rechnungskopien zu behalten, man kann ja nie wissen …
Der Kontakt in die USA und zu
weltweiten Freunden wird immer weniger. Beim letzten Telefonat mit Gilbert war
er überrascht, dass Deutschland die Olympischen Winterspiele 2006 vor den USA
gewonnen hatte. Dafür wurde aber der Super Bowl, das Finale der
US-amerikanischen Football-Profiliga, National Football League (NFL), live in
der ARD ausgestrahlt. American Football findet in Deutschland im TV und als
Sportart immer mehr Anhänger. Zum Glück konnte ich bei meinem Fernseher die
deutsche Kommentatorenstimme ausblenden und das Megaevent in der Nacht in
Englisch genießen. Dabei bin ich für Fremdsprachen nicht geboren: In
Französisch hinke ich immer weiter hinterher. Spanisch habe ich so gut wie
verlernt. Jedoch bleibe ich in Englisch gleich bleibend gut.
Vor über zwei Jahren war mein
Wunschgebiet Colorado; doch die letztendliche Platzierung in New Mexico bereue
ich heute nicht. Sobald ich ein paar Eurocents beisammen habe, werde ich sicher
noch mal in die Staaten reisen. Zumindest sollte ein Urlaub drin sein. Dann
über Colorado zu meinen „zweiten Eltern“.
Während der Osterferien traf
ich mich mit dem Rest der ehemaligen Camp-Returnees in Kopenhagen. Es war ein
fantastisches Gefühl, alle wiederzusehen! Als ob wir erst gestern noch in
Amerika waren. Neben Party und Spielabenden gingen wir auch Sightseeing durch
die Hauptstadt Dänemarks und besuchten unter anderem den berühmten
Tivoli-Freizeitpark. Wir sind mittlerweile eine kleine „internationale“ Familie
geworden! Ob Norwegen, Dänemark, Deutschland, Holland oder Schweiz – wir werden
uns schon bald wiedersehen, so schwer der Abschied auch jedes Mal ist.
Auf dem Rückweg blieb ich für
einen Abend in Frankfurt. Dort habe ich Jennifer Newton aus New Mexico wiedergetroffen.
Zusammen fuhren wir zu mir ins Rheinland. Mit einigen meiner Freunde besuchten
wir Sehenswürdigkeiten, gingen ins Kino, in die Disco und nach Köln. Jennifer
war vom Kölner Dom sichtlich überwältigt. Kurz noch was im Schokoladenmuseum
genascht, ging es am nächsten Tag in einen großen Freizeitpark. Meine Freunde
waren überwältigt, wie gut Jennifer schon Deutsch kann. Sie kann alles verstehen
und sich gut ausdrücken. Sie lebt seit zehn Monaten als Austauschschülerin in
Offenbach bei Frankfurt. Dort besucht sie eine normale Schule und findet es
hier teilweise viel besser als in Estancia. So bleibt der Kontakt zu den
„Newtons“ in den USA sicherlich noch bestehen.
Jetzt ist meine
abenteuerliche und „internationale“ Woche mit zahlreichen Erinnerungen des
Austauschjahres auch schon wieder vorbei, Jennifer ist mit dem ICE auf den Weg
zurück nach Offenbach, und Montag beginnen wieder
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