The Best Year of my Life – Ein Jahr als Gastschüler (German Edition)
Österreich) wieder besuchen – wenn mir doch jemand Zeit
und Geld geben würde. Noch ein bisschen mehr in der Schule anstrengen – und in
fünf Jahren vielleicht ...
Nun habe ich mich für den
Katastrophenschutz verpflichtet, als Ersatz für den Grundwehrdienst – in
Amerika gibt es keine Wehrpflicht. Zur Fußballweltmeisterschaft 2006 wird „die
Welt zu Gast bei Freunden“ sein; Leonardo aus Brasilien plant immer noch, mich
zu besuchen. Wie weit es die Vereinigten Staaten in dieser WM schaffen? Ich
tippe auf Deutschland!
Endlich eingelebt!
Dienstag,
24. Januar 2006, 17:14 Uhr
Ach, ist die Zeit schon
wieder schnell rum. Gerade war ich noch in den USA, nun ist es fast ein halbes
Jahr her. Ich kann es kaum glauben.
Immer noch treffe ich alte
Gesichter meiner ehemaligen Schulkasse der Realschule Linnich. Alle wussten
wohl Bescheid, dass ich ein Jahr weg war, und meinten, wie schnell doch die
Zeit verging. Dann kommen auch sofort immer die gleichen Fragen auf: „Wie war
es dort drüben?“. Ich kann darauf nur antworten, dass es eine unvergessliche
und tolle Zeit war. Alles andere an Erzählungen würde locker ein ganzes Buch
füllen ... Und zur Frage „Wie kamst du überhaupt auf die Idee?“, antwortete ich
mit den Worten „Meine Cousine war vor x Jahren auch in den USA und daher die
grundlegende Idee.“
Mit Freude musste ich auch
feststellen, dass eine ehemalige Klassenkameradin dieses Jahr noch ein
Au-pair-Jahr in den Staaten machen wird. Ich freue mich, da ein Austauschjahr –
egal wo – ein garantiert unvergessliches, erlebnisvolles und lehrreiches Jahr
wird. Ich freue mich schon, wenn sie nächsten Sommer zurückkommt, und ich die
Unterschiede in ihrer Entwicklung und Denkweise feststellen darf.
Weiterhin fiel mir auf, dass
viele Landsleute denken, Amerikaner fahren auch auf der falschen Straßenseite.
Nein, das sind wirklich nur die Briten! Dies musste ich aber auch einigen
amerikanischen Klassenkameraden sagen. Der Kontakt „zur fernen Heimat“ nimmt
stetig ab. Die Zeit erlaubt es nur noch, wöchentlich E-Mails zu schreiben. Umso
öfter stehe ich mit anderen Austauschschülern und Returnees des Camps in
Verbindung. Im April geht es nach Kopenhagen, dort hat eine meiner
internationalen Freundschaften Geburtstag. Auch zu Silvester bekam ich die eine
oder andere Nachricht aus den Staaten. Auf ein Weihnachtspaket von meiner
Gastfamilie warte ich immer noch, das Porto war wohl nicht richtig, somit
musste es letzte Woche noch einmal von Estancia abgeschickt werden.
Des Weiteren hilft mir mein
USA-Jahr im Unterricht. So habe ich in Englisch ein Gut in meinem
Halbjahreszeugnis stehen.
Ich sehe auch Immigranten im
eigenen Land jetzt anders. Einige Bundesbürger werden als Ausländer beschimpft,
andere haben Probleme mit der Integration. Ich habe mich in den Staaten zu
keinem Zeitpunkt als „Gast“ aus dem Ausland bzw. als Ausländer gefühlt. Das
wurde mir erst mit dem vorherigen Gedanken bewusst. Niemals wurde ich als
„Fremder“ bezeichnet. Immer war ein Wir-Gefühl vorhanden. Die Kulturen sind in
den USA so unterschiedlich, dass ein Austauschschüler gar nicht groß auffällt.
Es ist einfach so normal wie bei uns erotische Szenen im Abendfernsehen, was
wiederum in den USA problematisch ist. Vielleicht wird sich das unter unserer
neuen Regierung verbessern. Pluspunkte hat Frau Merkel im Weißen Haus ja schon
gesammelt. Sie hat die Amerikaner bereits soweit animiert, dass diese auch über
US-Präsidentinnen für die Wahl 2008 nachdenken. „Hillary Clinton for
President!“
Immer noch kämpfe ich mit
Französisch und Deutsch. Aber meine englische Aussprache wird wieder etwas
„deutscher“, und so verschwinden der amerikanische Akzent und die Fehler in
Deutsch und Französisch. Ich bedauere es immer noch zutiefst, dass ich Spanisch
aus den USA doch hätte weitermachen können, aber die Bürokratie in unserer
Schule das anfangs abgelehnt hatte. Deshalb sollte man sich vorher immer ganz
genau erkundigen.
Wie ich diversen „Rückblick
2005“-Sendungen entnehme, habe ich doch einige wichtige Geschehnisse in
Deutschland verpasst. Da hört man von Problemen bei den Vorbereitungen zur
Fußballweltmeisterschaft, von dramatischen Rettungsaktionen und politischen
Höhepunkten. Das alles habe ich in den Staaten nicht mitbekommen, obwohl ich
mich bemüht habe, deutsche Nachrichten im Internet zu verfolgen.
Ich kann mich an jeden Tag dort drüben absolut erinnern. Als wäre es gestern
gewesen.
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