The Black Club, London - 3
sein, dass du nichts von dem großen Aufstand mitbekommen hast?“
„Ich hatte meine eigenen Probleme.“ Düsternis überfiel ihn, als er an die vergangenen Jahre zurückdachte. Rastlos war er von einem Ort zum nächsten gereist, hatte sich zuletzt in seinem Versteck an der Temple Church verkrochen und geglaubt, es würde mit ihm zu Ende gehen. Doch er führte sein Dasein fort. Nach wie vor. Und nun, da er zu neuer Kraft gefunden hatte, würde er sich nicht von einem Werwolf in die Schranken weisen lassen.
„Wie ist es dazu gekommen?“, fragte er. „Ich meine – Damian Black. Wie konnte er die Herrschaft über die Unterwelt erlangen?“
„Ein Hinterhalt.“ Paul zuckte mit den Schultern, als wäre es nichts Besonderes. „Sie haben diesen Lorcan in eine Falle gelockt und getötet. So wurde es mir zumindest erzählt. Er muss so etwas wie der Anführer gewesen sein. Aber das war vor meiner Zeit als Vampir. Ich habe ihn nie gekannt. Ich kenne nur Damian Black und seine Männer – und ich kann dir sagen, mit denen ist nicht zu spaßen.“
„Sie haben Lorcan getötet?“ Eine lange Freundschaft verband Cedric und den hünenhaften Iren mit den auffällig strohblonden Zöpfen. Sie hatten schon vor Hunderten von Jahren gemeinsam gekämpft, Siege und Niederlagen erlebt. Es betrübte ihn unsagbar, von Lorcans Ende zu erfahren. Dieser Verlust hatte sich in der Vampirwelt bisher nicht herumgesprochen.
„Dann haben sie sich selbst zu meinen Feinden erklärt.“
„Du musst verrückt sein, wenn du glaubst, gegen Black anzukommen.“
Cedric überging diese Aussage. „Wie viele von uns gibt es noch in London?“
Abermals zuckte Paul mit den Schultern. „Zehn bis zwanzig?“ Es war eine Frage, die er sich selbst zu stellen schien. „Ich weiß es nicht. Viele von ihnen sind geflohen, und die Übrigen lassen sich kaum noch blicken.“
„Und was ist mit dir?“
„Ich gebe Damian Black keinen Grund, mich zu vertreiben.“
Cedric wollte ihm eine passende Antwort ins Gesicht schleudern. Dieser Vampir war ein feiger, kriechender Wurm. Eine Schande für die mächtigen Wesen der Nacht. Doch im selben Augenblick entdeckte er mitten in der Menge eine bestimmte Frau, die wieder seines Schutzes bedurfte.
Neue Erkenntnisse
Nur zögerlich war Libba erneut in die Gothic-Kleidung geschlüpft. Das enge Korsett schnürte ihr die Luft ab und sie genierte sich über den tiefen Einblick, den es bot. Dennoch behielt sie es an, um am Abend den Club in der River Street aufzusuchen.
Vor dem Eingang blieb sie stehen und betrachtete das schwarz lackierte Holz der Tür. An einigen Stellen blätterte es ab. Auf der rechten Seite wies es tiefe Kratzspuren auf. Es sah schäbig aus. Offensichtlich hatte sich lange Zeit niemand um den äußeren Zustand bemüht. Die goldene Klinke war abgegriffen und beschmutzt. Die Buchstaben auf dem kleinen Schild neben der Tür waren kaum zu entziffern. „The Black Club“ schätzte Libba, hätte es aber nicht mit Sicherheit sagen können.
Die gesamte Fassade ringsherum wirkte heruntergekommen, und es verwunderte sie, dass es hier überhaupt noch einen abendlichen Treffpunkt gab. Highfield tat Recht daran, es abreißen zu wollen, um etwas Neues, Modernes an seine Stelle zu bauen.
Libba straffte die Schultern. Sie würde Damian Black schon vom Verkauf überzeugen.
Irgendwie …
Unbeirrt durchschritt sie den Flur und näherte sich der Stelle, an der sie bei ihrem ersten Besuch verweilt war. An dem Fenster in der Wand. Wie sehr sich ihre Schritte beschleunigten, bemerkte sie nicht. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen und beinahe erwartete sie, ein weiteres Mal Zeugin erotischer Spielereien zu werden. Mit angehaltenem Atem blieb sie stehen, stützte sich mit den Händen an der Wand ab und wollte ihre Nase gegen das Glas pressen.
Sie zuckte zurück.
Ein schwarzer Vorhang auf der anderen Seite verdeckte jede Aussicht. Lediglich der Schein einer Kerze war zu erahnen.
Libba fühlte ihre Enttäuschung, konnte sie jedoch nicht begreifen. Was hatte dieser Club nur an sich? Sobald sie das Gebäude betrat, keimten leidenschaftliche Wünsche in ihr auf, an die sie zuvor nicht zu denken gewagt hatte.
Sie verwarf den Gedanken und ging weiter. Aus dem Zentrum des Gebäudes strömte stimmungsvolle Musik auf den Flur. Geige und Panflöte waren herauszuhören. Ganz anders als beim letzten Mal. Die Klänge lullten Libba ein und zogen sie mit sich, bis sie endlich das Clubinnere betrat und auf die vielen wunderschönen
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