The Black Club, London - 3
in dem gemütlichen Bett aus. Die Kissen waren weich und kuschelig und rochen angenehm.
Schließlich öffnete sie die Augen und schätzte blinzelnd ihre Umgebung ein, bis sich ihr Blick nach einem Moment klärte. Zu ihrer Linken befanden sich zwei große Fenster, deren dünne Seidenvorhänge das Sonnenlicht in den Raum einließen. Es war helllichter Tag.
Verwundert stellte sie fest, dass sie in der Kleidung steckte, die sie in dem Gothic-Shop gekauft hatte. Sie erinnerte sich nicht, wie sie in dem Aufzug an diesen Ort gekommen war. Wenn sie es genau nahm, erinnerte sie sich an nichts seit dem Moment, in dem sie den Laden in der Carnaby Street verlassen hatte.
Ihr wurde übel, als sie sich ihrer Situation bewusst wurde. Panisch drehte sie sich um die eigene Achse. Wo war sie?
„Ruhig bleiben, Libba“, redete sie sich zu, „schön ruhig bleiben.“
Es musste eine logische Erklärung geben.
Jemand hatte sie betrunken gemacht und verschleppt. Nach ihrem schweren Kopf zu urteilen, wäre diese Schlussfolgerung nicht mal abwegig. Aber wann genau war das geschehen? Sie wusste nicht mehr, ob sie ihr Vorhaben umgesetzt und den Club erneut aufgesucht hatte.
Verunsichert ging sie los und riss die nächste Tür auf. Sie stierte hinaus, löste sich wieder, um den Raum abzusuchen, doch sie entdeckte nichts.
Libba fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „Denk nach … was hast du gestern Abend getan?“ Aber so sehr sie sich bemühte, ihre letzte Erinnerung blieb der Einkauf in dem Gothic-Shop.
Innerlich verfluchte sie die ganze Welt. Sie wusste nicht, wie viel Zeit sie – mit was auch immer – verplempert hatte.
Verdammt!
Was hatte sie in den letzten Stunden getrieben? Zumindest betete sie darum, dass es sich nur um einige Stunden – und nicht etwa um Tage - handelte. Und wo, verflucht noch mal, war sie?
Wütend schnappte sie nach ihrem Jackett, das über einem Stuhl im Flur hing. Sie schlüpfte hinein und ärgerte sich über den einzelnen, unnützen Knopf. Wenn sie wenigstens einen Schal dabeihätte, den sie über ihren halb freigelegten Busen drapieren könnte. Seufzend sah sie an sich hinab.
Beim Verlassen der Wohnung stellte Libba fest, dass auf der Außenseite der Tür eine Zahl prangte. Offensichtlich befand sie sich in einem Hotel. Ihr kam der verrückte Gedanke, mit einem wildfremden Mann in einem Stundenhotel abgestiegen zu sein. Von solchen Dingen hatte sie bisher nur geträumt. So etwas passierte ihr im wirklichen Leben nicht. Nie und nimmer. Für derlei spontane Aktionen war sie zu schüchtern und verschroben.
Libba wurde von einem Pärchen aus ihren Gedanken gerissen, das fröhlich um die Ecke kam und ihr einen guten Morgen wünschte. Libba grüßte mit gesenktem Kopf zurück. Sie wollte sich nicht zu offen zu erkennen geben. Daher zupfte sie ein paar Haarsträhnen ins Gesicht.
„Guten Morgen, Miss“, wurde sie von einer freundlichen, jungen Frau begrüßt, als sie an der Rezeption ankam. „Haben Sie noch einen Wunsch?“
„Guten Morgen“, gab Libba höflich zur Antwort. „Haben Sie meinen Begleiter heute Morgen gesehen?“
„Nein, Miss. Meine Kollegin hat Sie gestern Abend empfangen. Sie sagte, Sie wären allein angereist.“
„Aha.“ Merkwürdigerweise war Libba von dieser Aussage enttäuscht. „Was schulde ich Ihnen dann?“
„Nichts weiter. Es ist alles bezahlt. Gestern Abend schon.“ Die Frau tippte etwas in ihren Computer ein. „Gleich bei Ihrer Anreise. So steht es hier.“
„Aha“, wiederholte Libba. Sie hätte kaum irritierter sein können. „Gut, dann vielen Dank und einen schönen Tag noch.“ Draußen auf den Straßen herrschte geschäftiges Treiben. London gehörte ohne Frage zu den Städten, die anscheinend niemals schliefen. Ein Umstand, an den Libba sich bislang nicht gewöhnt hatte.
Glücklicherweise erkannte sie ihren Aufenthaltsort. Sie befand sich in der Nähe vom Museum of London, und somit gut eine Viertelstunde Fußweg von ihrer Wohnung entfernt. Sie wünschte sich eine abseitige Gasse, in der ihr nicht so viele Menschen begegnen würden, denn sie fühlte sich grauenhaft, und vermutlich sah sie auch genauso aus. Aber leider gab es keine Schleichwege auf ihrer Strecke. Zu ihrer Erleichterung nahm kaum jemand Notiz von ihr oder ihrem Outfit, in dem sie sich gänzlich unwohl fühlte. Sie schämte sich und war froh und dankbar, als sie endlich die Eingangstür zu ihrer Obergeschosswohnung im sicheren Blickfeld hatte.
„Nur noch ein paar
Weitere Kostenlose Bücher