The Black Club, London - 3
Gestalten traf, die darin feierten. An der Bar bestellte sie einen Rotwein – die Hausmarke – und wunderte sich, woher sie davon wusste.
Auf der anderen Seite der Bar stand ein Mann, der sie derart intensiv musterte, dass sie nach kurzer Zeit auf ihn aufmerksam wurde.
„Der Dunkelhäutige“, schoss es Libba durch den Kopf. Es durchströmte sie heiß-kalt. Sie war froh, ihren Rotwein zu erhalten, um sich an dem Glas festhalten zu können. Gierig nahm sie gleich drei Schlucke von dem schweren Getränk.
Trotz aller Bemühungen konnte sie sich nicht von dem Mann abwenden. Seine Ausstrahlung hielt sie gefangen, und obwohl sie lieber vor Scham im Boden versunken wäre, wartete sie brav, bis er sich zu ihr gesellte.
„Komm mit mir.“ Sein verführerischer Mund formte sich zu einem Kuss, der sich auf ihre Wange legen wollte.
Libba hörte seine Stimme wie durch eine dicke Watteschicht. Angestrengt kniff sie die Augen halb zusammen. Sie musste ihre Sinne schärfen. Vor allem musste sie Abstand zwischen sich und diesen unverschämt gut aussehenden Kerl bringen.
„Wie bitte?“
„Du weißt ganz genau, was ich von dir will.“
Hatte sie diesen Satz nicht vor Kurzem schon einmal gehört? Es war wie ein Déjà-vu, das sie allerdings in keiner Weise zuordnen konnte.
Nervös begann sie, das Glas auf der Thekenoberfläche zu drehen. Sie wusste nicht, was sie denken oder tun sollte. Ihre ursprüngliche Intention drohte in den Hintergrund zu rutschen. Vielmehr hatte sie mit dieser eigenartigen Situation zu kämpfen - und den Erinnerungen, nach denen sie vergeblich suchte.
Der Mann, der sich ihr in so selbstverständlicher Weise genähert hatte und allem Anschein nach nicht wieder von ihr ablassen wollte, trug nicht dazu bei, dass sie sich beruhigte. Als sie ihm in die Augen sah, verlor sie sich in dem bohrenden Blick, mit dem er sie zu durchdringen schien. Er schenkte ihr ein unbekanntes Gefühl. Er ließ sie ohne jedes Wort wissen, dass er sie begehrte.
Libba schwankte, als sie zum Sprechen ansetzen wollte.
„Ich …“
„Die Dame ist mit mir verabredet, wenn Sie nichts dagegen haben.“ Ein Mann drängte sich zwischen sie und den Dunkelhäutigen. Seine Anwesenheit verursachte ein vertrautes Gefühl.
Aber das kann nicht sein.
Sie erinnerte sich nicht, jemanden wie ihn zu kennen. Verwirrt blickte sie von einem zum anderen. Während der Dunkle ihr brummend den Rücken zudrehte, fasste der andere sie am Arm und wollte sie von der Bar wegdrängen.
„Was soll das? Was fällt Ihnen ein?“ Ihre Stimme hätte wütend klingen sollen. Doch alles, was sie herausbrachte, war ein halbherziges Lallen. Dieser Mann – dieser Fremde – war wunderbar. Groß, stark, schön. Sein langes schwarzes Haar glänzte seidig in dem schwachen Lichtschein des Clubs. Es umschmeichelte seine kantigen Gesichtszüge, ließ seine blasse Haut vornehm aussehen. Sie wollte sich ihm an den Hals werfen, und schalt sich eine Idiotin, auf was für Gedanken sie schon wieder kam. Sie kannte ihn doch gar nicht.
„Sie sollten mir dankbar sein“, sagte der Fremde. Seine tiefdunklen Augen blitzten sie verschwörerisch an. „Das ist kein netter Kerl.“
„Aber Sie sind einer?“ Libba schüttelte seine Hand von ihrem Arm. Sie war mit der Situation überfordert.
„Ich helfe Ihnen dabei, Damian Black vom Verkauf zu überzeugen.“
„Sie wollen was …?“ Libba starrte ihn an. „Woher wissen Sie davon? Wer sind Sie?“
„Mein Name ist Cedric und ich bin auf Ihrer Seite. Das ist alles, was Sie wissen müssen. Verstehen Sie das?“
„Nein, ich verstehe gar nichts.“ Am liebsten hätte Libba laut aufgeschrien und um sich geschlagen. Was war hier eigentlich los? Lag es an dem Club und der Art von Leuten, die sich hier herumtrieb? Welche andere Erklärung gab es, wo jedes Mal, wenn sie ihn betrat, etwas Eigenartiges passierte.
Für gewöhnlich hielt sie sich für immun, was männlichen Charme anging. Trotzdem fühlte sie sich innerhalb dieser Mauern versucht, sich einem Exemplar wie dem Dunkelhäutigen oder diesem Cedric bereitwillig in die Arme zu werfen. Ein Impuls, gegen den sie mit aller Macht ankämpfen musste.
Cedric lächelte, und schon im nächsten Moment strömte ihr aus seiner Richtung eine Welle der Beruhigung entgegen, sodass sie sich nicht länger fürchtete.
Sie fasste neuen Mut und schnappte hörbar nach Luft. „Und warum, Mr. Das-ist-alles-was-Sie-wissen-müssen, wollen Sie mir helfen?“
„Nun, sagen wir mal, ich habe ein
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