The Black Club, London - 3
stimmte ganz und gar nicht. Als er den Flur durchschritt und in die Wohnstube kam, wurde ihm schnell klar, woher sein ungutes Gefühl rührte.
Der Hausbesitzer lag am Boden. Seine Gliedmaßen waren leicht verdreht, der Oberkörper auf der Seite und der Kopf in den Nacken gelegt. Aus weit geöffneten Augen starrte er an die Decke.
Cedric ging auf ihn zu. Die Spuren der Werwölfin hingen noch im Raum. Damit hätte er rechnen müssen.
Er kniete nieder und schloss dem Mann die Augen. Anschließend drehte er ihn auf den Rücken und richtete seine Arme und Beine, sodass er kerzengerade lag. Die Hände faltete er ihm vor der Brust.
„Tut mir leid“, sagte Cedric, als wäre er der Schuldige.
Er richtete sich auf und sah sich in dem Raum um. Das Feuer in dem offenen Kamin war längst erloschen. In der Asche erkannte er eine schwarz angelaufene Silberkugel.
Auf einem Sims standen mehrere Kelche in einer geordneten Reihe. Allesamt aus Silber. Unnützer Zierrat, wie Cedric befand. Ein Werwolf würde einen solchen Kelch nicht in die Hand nehmen, geschweige denn daraus trinken. In dem mittleren befand sich eine Flüssigkeit. Vermutlich Weihwasser, allerdings war Cedric nicht in der Lage, es von gewöhnlichem Wasser zu unterscheiden. Es besaß keinerlei Wirkung auf ihn, und es interessierte ihn auch nicht.
Er ließ seinen Blick über die Wände gleiten. Dort hingen Gemälde von Engeln und eines von einer Frau, die in rotblaue Tücher gehüllt war und ein Kreuz in beiden Händen hielt.
Es gab einen unbequem aussehenden Stuhl und einen runden Tisch aus dunklem Holz. Letzterer war überfüllt mit Papierkram und einem Stapel alter Bücher mit zerschlissenen Einbänden. Kein Radio. Kein Fernseher. Nichts, was in irgendeiner Form den modernen Zeiten entsprach. Selbst der rote Teppichboden wirkte, als entstamme er dem Altertum.
In diesem Raum würde er nichts finden. Daher ging er weiter, durch den Flur, in die Küche und in ein weiteres nichtssagendes Zimmer. Eine Treppe führte in den zweiten Stock. Sie knarrte bei jedem Schritt, den Cedric tat. Doch er ließ sich Zeit, um jede Einzelheit des Hauses genau zu betrachten. Er wollte nicht, dass ihm auch nur ein Detail entging.
Oben angekommen wurde es interessanter. Das Stockwerk bestand aus einem einzigen Raum, der durch mehrere dicke Holzpfeiler durchbrochen wurde. Hier befand sich die Waffenkammer des Ermordeten. Mit einer derartigen Vielfalt hatte Cedric nicht gerechnet. Pistolen, Armbrüste, Pfeil und Bogen, Speere – mit silbernen Kugeln oder Spitzen bestückt.
An einer Wandseite war ein ganzes Arsenal von Weihwasser, Knoblauch, Holzpfählen und Kreuzen in den verschiedensten Arten aufgebaut. Aber nach alledem suchte Cedric nicht. Es musste etwas Kraftvolleres geben. Eine Waffe, die Damian Black verletzen – oder besser noch – vernichten – konnte.
Vor einem großen Tisch blieb er stehen. Darauf lagen jede Menge Einzelteile, hauptsächlich aus Silber. Der Ordensmann hatte offensichtlich gerade an einer neuen Gerätschaft gearbeitet. Was genau daraus hatte entstehen sollen, konnte Cedric nicht erkennen. Zu viele kleine Stücke waren auf der Platte verteilt.
Hinter dem Tisch entdeckte er eine alte Holztruhe. Er ging auf sie zu und öffnete die Klappe. Innen war die Truhe mit schwarzem Stoff ausgelegt. An beiden Seiten gab es Halterungen. In ihnen ruhte eine alte Waffe. Sie hatte einen schwarzen Griff und steckte in einer ebenfalls schwarzen Scheide.
Ein Schwert.
Behutsam, als hätte er einen unsagbar wertvollen Schatz gefunden, entnahm Cedric es mit beiden Händen. Er hielt es hoch, verweilte einen Moment, ehe er die Klinge aus ihrer Scheide zog. Der Schein des reinen Silbers brannte ihm in den Augen. Ein schönes Schmuckstück mit einer gefährlich scharfen Klinge.
Cedric beschloss, dass dies der einzige Gegenstand im Haus war, der ihm im Kampf nützlich sein konnte. Allerdings musste er sehr nah an seinen Gegner herankommen.
Ein einziger Gedanke genügte, und Cedrics Körper wurde von einem Umhang eingehüllt. Unter diesem Kleidungsstück war es ein Leichtes, das Schwert verborgen zu halten.
Dann trat er an das nächste Fenster und warf einen Blick hinaus. Die Nacht war weit vorangeschritten. Nun würde es nicht mehr lange dauern, bis er sich Black gegenüberstellen konnte. Asha hatte nicht lange überlegt. Nach Cedrics fluchtartigem Abgang war sie aus den unterirdischen Höhlen verschwunden. Sie hatte eine Weile auf dem Friedhof gestanden und sich vergeblich
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