The Black Club, London - 3
während seine Hände bereits nach der zweiten und dritten griffen. Er trank, bis sein Durst gestillt war und seine Kräfte auf das Maximum anschwollen. Nun hatte er genug Energien für große Anstrengungen – genug Kraft für einen Kampf.
Diese Nacht wurde vom Vollmond beherrscht. Pete spürte es in jeder Faser seines Seins. Es war die alles entscheidende Nacht, und er durfte keine Zeit verlieren, um seine Verbündeten zu mobilisieren.
Cedric wäre seine erste Anlaufperson gewesen, doch Pete konnte ihn nirgends finden. Nicht einmal den Hauch einer Spur hatte er hinterlassen. Das war nicht überraschend. Sicherlich war ihm das Warten zu lang geworden und er hatte sich aufgemacht, um Libba zu retten.
Wie konnte er nur so vernarrt in eine Menschenfrau sein, dass er sich in solch große Gefahr begab.
Pete schüttelte den Kopf. Letztendlich hatte das Auftauchen von Libba aber eine gute Seite. Er war zum Handeln gezwungen. Die längst überfällige Entscheidung über die Machtverteilung in Londons Untergrund würde in dieser Nacht fallen. Zwar fürchtete sich ein Teil von Pete vor dem Kampf und seinen Folgen, aber auf der anderen Seite war er unsagbar erleichtert. Sein Versteckspiel würde endlich ein Ende finden.
Er suchte die Werwölfe auf, um sie vor einem möglichen Angriff zu warnen. Danach sprach er mit den Vampiren. Sie waren es, die er als Unterstützung an seiner Seite haben wollte. Einige konnte er überzeugen, ihn in den Club in der River Street zu begleiten, andere entschlossen sich lieber zur Flucht.
Zum Schluss wollte er mit Asha sprechen, fand sie jedoch nirgends. Sie hielt sich nicht in ihrem Höhlenraum auf und seit der vergangenen Nacht war sie auch von niemandem gesehen worden. Pete suchte vergebens nach ihrer Aura. Ganz gleich, wie sehr er seinen Geist anstrengte, er musste aufgeben.
Als letzte Möglichkeit fiel ihm der junge Werwolf ein, der in seiner Zelle lag und sich vermutlich quälte, da er bei Vollmond nicht hinauskonnte. Hatte er womöglich etwas mit Ashas Verschwinden zu tun?
Pete wurde enttäuscht.
Der junge Wolf saß allein im Schneidersitz inmitten seiner Zelle. Er sah aus, als befände er sich in tiefer Trance.
Pete lehnte sich gegen das Gitter, schloss die Hände um zwei der Stäbe.
Luc schien seine Gegenwart nicht zu registrieren. Er summte eine Melodie vor sich hin. Der Kopf begann, im Takt mitzuwiegen. Das ging eine Weile, in der Pete ihn stumm beobachtete. Dann hielt der Wolf unvermittelt inne. Seine Augen öffneten sich, glühten rot und gefährlich. Es fehlte nicht viel, und die Funken würden aus ihnen sprühen. Knurrend streckte er seine Glieder und verursachte bei jeder seiner Bewegungen ein grauenhaftes Knacken seiner Knochen.
Pete konnte kaum fassen, in welcher Weise sich Lucs Erscheinung verändert hatte. Er war größer, breiter und mit gewaltigen Muskeln bepackt. Seine Hände hatten sich in Pranken gewandelt und sein offener Mund strotzte von langen Hauern. Mit einem Satz erhob sich der junge Wolf und sprang auf Pete zu.
Obwohl der wusste, dass Luc ihm nichts anhaben konnte, solange er in seinem Käfig steckte, wich er zurück. Wieder überfiel ihn diese eigenartige Vorahnung, und noch während er nachdachte, wurde sie Wirklichkeit.
Luc packte die Gitterstäbe und schob sie auseinander – weit genug, um aus seiner Zelle auf Petes Seite hinüberzugelangen. Verächtlich schnaufend stand er vor seinem Gefängniswärter. Er überragte ihn um knapp zwei Kopflängen.
„Du bist noch nicht an der Reihe“, sagte er. „Aber wenn ich mit dem anderen fertig bin, komme ich zu dir zurück.“ Dann machte er sich aus dem Staub.
Ungläubig starrte Pete ihm hinterher. Er konnte nicht begreifen, was da gerade geschehen war. Normalerweise entwickelte ein Werwolf seine Kräfte nur langsam im Laufe der Zeit. Die Aura von Luc war jedoch so stark, als wäre er bereits vor Hunderten von Jahren in seine Rolle hineingewachsen. Cedric kroch aus seinem Versteck. Er kontrollierte den Griff an seiner Seite, zog die Klinge noch einmal hervor, um sie zu betrachten. Seine Finger glitten über das Silber. Mit einem Gedanken brachte er die Waffe zum Schwingen.
Perfekt!
Er steckte sie in die Scheide und verbarg sie unter seinem Umhang.
Bevor er durch den Spalt in der Wand ins Freie trat, sandte er seine Gedanken aus. Er spürte Libba nach, versuchte, ihre Empfindungen aufzufangen. Zwar waren sie vorhanden, allerdings nur schwach, und dafür konnte es nur zwei Erklärungen geben.
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