The Black Game Teil 2
ich zwar gewusst, aber dass es mich jemals treffen würde, wäre mir niemals im Leben eingefallen.“
„Was hat deine Mutter getan?“, fragte ich.
„Sie hat nicht verkraftet, dass ihre glorreiche Zeit zu Ende war. Am Anfang hatte sie nur schlechte Laune, doch die kippte immer weiter. Sie hat sich vernachlässigt und anstatt ihre neu gewonnene Freizeit mit meiner Schwester und mir zu verbringen, hat meine Mutter ihren Frust im Alkohol ertränkt. Sie war wohl der Meinung, wir wären alt genug, um jetzt auf eigenen Beinen zu stehen.“
„Wie hast du ...?“, fragte ich zögernd, als das Flugzeug einen kleinen Sprung in der Luft machte. Nur mühsam unterdrückte ich den Schrei im letzten Moment. Devon nahm meine Hand und drückte sie zärtlich und tröstend. Doch im Moment hatte ich eher das Gefühl, dass er meinen Trost brauchte.
„Was ich getan habe in diesem Moment?“ Er seufzte. „Nichts Gutes. Ich war das erste Mal ohne Kontrolle, das Personal war weg und meiner Mutter war es egal, wie ich den Tag verbracht habe. Wir sind in eine Kleinstadt gezogen, weg von Los Angeles. Meine Mutter konnte nicht ertragen, dass sie keinen Zugang mehr zu der exklusiven Gesellschaft hatte, die sie einst hofierte.“
„Das ist traurig“, erwiderte ich bedrückt.
„Das habe ich damals anders gesehen. Für mich war es eine Befreiung. Ich habe dieses Gefühl total genossen. Im Nachhinein gesehen ein wenig zu sehr. Ich habe die Schule geschwänzt und viel zu viel getrunken, ich habe die Nächte durchgefeiert und Dinge getan, die am Rand der Legalität waren. Da war eine seltsame Leere in mir, die ich mit etwas füllen wollte.“
„Wow!“ Dieses Geständnis überraschte mich tatsächlich.
„Meine Schwester hat viele Aufgaben meiner Mutter übernommen, als sie ihren ersten Entzug gemacht hat. Durch sie habe ich auch Marc und Ralph kennengelernt. Wir waren eine Familie damals. Vermutlich hätte mir das auch gereicht, aber Shannon hat uns angetrieben und uns klargemacht, dass das Leben nicht nur aus Alkohol und Party bestehen kann. Damals habe ich beschlossen, mein Leben zu ändern.“ Das Rauschen um uns herum war laut, doch ich fühlte mich mit Devon an meiner Seite, als ob das alles nicht existierte. Wir befanden uns im Auge des Tornados und während um uns herum die Welt unterging, saßen wir auf einer stillen Insel, wo es nur uns gab und sonst nichts.
„Shannon hat dich sozusagen gerettet?“, sagte ich nachdenklich.
„Ja, Shannon hat mich damals wieder zur Vernunft gebracht. Ich verdanke ihr viel.“
Ich hatte ihm so konzentriert zugehört, dass ich beinahe überhörte, dass wir die Absprunghöhe fast erreicht hatten.
„Wie ist euer Verhältnis heute?“, fragte ich vorsichtig. Vielleicht sollte ich ihm davon erzählen, dass seine Schwester mit mir an seiner Seite nicht einverstanden gewesen war.
„Shannon ist eine starke Frau mit einem sehr eigenen Kopf“, schmunzelte er. „Sie ist sehr aufbrausend und emotional. Es gab auch Zeiten, in denen wir uns aus dem Weg gehen mussten. Es war nicht immer einfach, aber seit ein paar Jahren läuft es gut. Wir leben beide in New York und sehen uns regelmäßig, auch geschäftlich haben wir gemeinsame Projekte, aber wir haben die Grenzen genau abgesteckt, damit wir uns nicht ins Gehege kommen.“
Er kannte also Shannons streitlustige Seite und würde vermutlich nur schmunzeln, wenn ich ihm von ihrer Drohung erzählen würde.
In diesem Moment machte das Flugzeug einen kleinen Satz und ich hörte meinen eigenen Schrei. Bevor mir klar wurde, was passiert war, war diese kleine Turbulenz schon wieder vorbei.
„Ich kann das nicht“, sagte ich plötzlich bebend.
„Das war nur ein Wind, du bist absolut sicher.“ Devon legte beruhigend den Arm um mich. „Diese Leere, die ich damals gefühlt habe und die ich mit Alkohol nicht vertreiben konnte, habe ich seitdem versucht, mit Extremen aller Art zu füllen. In diesen Momenten, in denen ich an die Grenze des Machbaren gestoßen bin, war ich wirklich bei mir angekommen. Als wenn ich das Extrem brauche, um mich selbst zu erkennen.“
„Und was tust du mit der Angst?“
„Es ist die Angst, die ich hatte, die wirkliche, echte Todesangst, die mir das Gefühl von absoluter Freiheit geschenkt hat.“
„Bist du sicher? Angst und Freiheit sind Dinge, die für mich widersprüchlich sind.“ Ich bemerkte im Augenwinkel, wie sich um mich herum alle auf ihren Sprung vorbereiteten. Die Angst, die sich während unseres Gespräches
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