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The Black Game Teil 2

The Black Game Teil 2

Titel: The Black Game Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Loewenstein
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hinter Neugier versteckt hatte, kam jetzt wieder und erfüllte mich mehr und mehr. Das verräterische Zittern hatte mittlerweile nicht nur meine Finger ergriffen, ich spürte auch meine Knie vibrieren. Freiheit fühlte sich für mich anders an.
    „Ich kann nicht springen“, sagte ich zögernd. Meine Lippen fühlten sich eiskalt an und es fiel mir schwer zu sprechen.
    „Das hast du vor dem Abseilen auch gesagt“, gab Devon zu bedenken. „Aber du hast deine Angst überwunden und das wird dir auch jetzt gelingen.“
    Ich schüttelte automatisch den Kopf. Es war ein Unterschied, ob man sich von einem Felsen abseilte oder ohne Seil und Sicherung aus einem Flugzeug sprang. Beim Abseilen konnte man immerhin eine Pause machen, wenn man sich ängstigte, aber hier gab es keine Möglichkeit, mal schnell einen kurzen Zwischenstopp einzulegen.
    Ein Piepen ertönte und die Fallschirmspringer stellten sich in einer Reihe auf. Ich sah, wie sich der Erste aus dem großen Loch in die Tiefe stürzte, und verbiss mir gerade noch im letzten Moment einen panischen Schrei.
    Ich wurde immer unruhiger und doch spürte ich Neugier in mir aufkeimen, ob Devons Worte wirklich wahr waren. Der Nächste stürzte sich in die Tiefe. Ich hörte seinen euphorischen Schrei, bis der Wind den Ton zerriss.
    Wer dachte sich solche Hobbys aus? Es gab doch so viele schöne Dinge auf der Welt zu sehen und zu erleben, Museen, Kirchen, Modelleisenbahnen und Riesenkürbisse. Wer brauchte einen Sprung aus dem Flugzeug?
    „Los, Anya, sonst ist es zu spät!“, sagte Devon in diesem Moment und ich wusste, dass es auch um Vertrauen ging. Vor uns standen noch zwei Fallschirmspringer, von denen der erste gerade Schwung nahm, um sich mit einer kunstvollen Pirouette in den Abgrund zu schrauben. Ich begann, viel zu schnell zu atmen.
    „Es geht gleich los, entscheide dich!“
    Ich sah zu, wie sich der Letzte vor uns für seinen Absprung bereit machte. Er hatte dasselbe glückliche, aufgeregte Lächeln auf den Lippen, das ich schon von Devon kannte, wenn uns lebensbedrohende Abenteuer bevorstanden. Vielleicht war es doch wahr?
    „Gut, ich mach es“, erwiderte ich.
    Devon nutzte die Gelegenheit, bevor ich es mir wieder anders überlegen konnte, schob mich vor sich und befestigte mich mit mehreren Haken an sich. Ich biss die Zähne fest zusammen, um nicht zu hyperventilieren.
    Als wir an der Kante saßen und sich unter mir das endlose Land ausbreitete wie ein riesiger Teppich, wollte ich schreien, doch mein Schrei ging im Wind unter, der mir entgegendonnerte, als wir schon zur Erde herabrasten.
    Devon war einfach gesprungen. Vielleicht war es auch besser so. Ein ‚Nein!‘ hätte ich nicht mehr herauspressen können.
    Falls ich jemals geglaubt hatte, Angst zu kennen, so war sie nur ein schwacher Schein eines lodernden Feuers gewesen. Wenn der Gedanke an den Tod ein Trost war, dann hatte man vermutlich mit dem Leben abgeschlossen. Die Panik, die sich innerhalb des Bruchteiles einer Sekunde in meinem Körper ausbreitete, war so fundamental, dass die Kräfte des Windes, die an meinen Armen und Beinen rissen, nichts waren.
    Ich starrte nach unten und sah, wie der Boden immer näher kam. Ob es wehtun würde, wenn ich einschlug, oder würde es so schnell gehen, dass ich nichts mehr spürte?
    Nichts war in diesem Moment mehr wichtig, weder mein Job noch das Geld oder mein Apartment, auch meine Vergangenheit und meine Zukunft spielten keine Rolle mehr. Es gab nur noch mich in diesem Moment der Angst und da war noch etwas, was in mir pochte, heiß und lebendig.
    Ich sah zur Seite und nahm wahr, wie sich das Meer endlos in der Ferne verlor. Sogar die Neigung der Erde konnte ich erkennen, die ich vom Boden nie wahrgenommen hatte. Das Adrenalin musste auch ein paar Endorphine mit freigelassen habe, denn ich ertappte mich bei einem euphorischen Schrei. Ich drehte mich zu Devon um und sah die Begeisterung in seinen Augen, die ich fühlte.
    „Ich liebe dich“, formten seine Lippen und sein Bekenntnis traf mich so tief, dass plötzlich jegliche Angst verschwand. Das heiße, lebendige Gefühl in mir war Devon. Wir waren hier, gemeinsam und frei von allem, was mich jemals eingeengt hatte. Alles war möglich auf dieser Welt und mir standen alle Türen offen. Dieses Verstehen war nicht logisch. Es war ein Gefühl in mir, das plötzlich wach geworden war.
    Devon riss an einer Leine und über uns entfaltete sich ein bunter Fallschirm. Der abrupte Fall wurde gebremst und langsam

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