Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
Vom Netzwerk:
dadurch leichter, mich auf den Æther zu konzentrieren.
    Der Summer hatte eine finstere, höhlenartige Traumlandschaft, ein schwarzes Loch im Æther. Bei einem Versuch, dort einzudringen, würde ich nicht weit kommen. Trotzdem versuchte ich es, verließ dabei aber meinen Körper nicht vollständig.
    Eine schwarze Wolke hüllte mich ein. Meine Traumlandschaft verfinsterte sich, und mein Gesichtsfeld zog sich zusammen. Ich musste ihn abwehren. Ein blitzschneller Sprung sollte ihn vertreiben. Mein Geist flog aus mir heraus und zersplitterte die Ränder der fremden Traumlandschaft. Die Kreatur stieß einen furchtbaren Schrei aus. Die Schritte erstarben. Gleichzeitig katapultierte mich ein lähmender Schmerz in meine Traumlandschaft zurück. Ich fing mich mit beiden Händen ab, als ich zu Boden fiel. Keuchend rappelte ich mich wieder auf.
    Der Wald endete, dahinter wartete eine offene Wiese. Ich konnte die Türme des Hauses sehen. Die Stadt. Die Stadt!
    Das Adrenalin strömte durch meine Adern, erfüllte meine Muskeln und trieb mich voran. Die verletzte Hand hing kraftlos an mir herab, während ich wie eine reuige Sünderin auf mein Gefängnis zurannte. Besser eingesperrt als tot.
    Der Summer kreischte. Sein Schrei schien jede Zelle meines Körpers zu erschüttern. Ich sprang über einen Maschendrahtzaun und rannte, ohne anzuhalten, weiter.
    Das Haus hatte einen Wachturm auf dem Dach. Dort stand sicher eine bewaffnete Rotjacke. Der konnte den Summer aufhalten, ihn töten. Meine Kleidung war nass vor Schweiß. Nicht mehr weit. Zwar spürte ich den Schmerz nicht, aber ich wusste, dass irgendein Muskel gerissen war. Ich kam an einem verrosteten Schild vorbei, auf dem stand: Einsatz tödlicher Kraft erlaubt. Sehr gut. Noch nie hatte ich eine tödliche Kraft so sehr gebraucht. Jetzt konnte ich den Wachturm sehen. Gerade als ich nach Hilfe rufen oder zur Not die Leuchtpistole ziehen wollte, konnte ich mich plötzlich nicht mehr bewegen.
    Ein Netz. Dicke Drahtmaschen hüllten mich komplett ein. Ich schrie aus voller Kehle: »Nein, nein, ihr müsst es töten!« Zappelte wie ein Fisch am Haken. Warum hatten sie mich gefangen? Ich war doch nicht der Feind! Natürlich bist du das , sagte eine Stimme in meinem Kopf, aber ich hörte nicht mehr hin. Ich musste mich aus diesem Netz befreien. Der Summer war hinter mir her. Und er würde mich genauso zerfleischen, wie er den Fuchs zerfleischt hatte.
    Ein reißendes Geräusch. Dann eine Stimme: »Paige, beruhige dich, es ist alles gut. Du bist in Sicherheit.« Aber ich traute ihr nicht. Das war die Stimme, die ich fürchtete. Mit wilden Armbewegungen riss ich das Netz herunter und wollte wieder losrennen. In diesem Augenblick packte mich jemand und stieß mich zurück. »Konzentriere dich, Paige! Nutze deine Furcht, nutze sie!« Ich konnte nicht klar sehen. Die Angst schaltete meinen Verstand aus. Mein Herz raste so schnell, dass die Schläge nicht mehr zählbar waren. Immer wieder wurde mir schwarz vor Augen. Mein Mund war ganz trocken. Stand ich überhaupt noch aufrecht?
    »Rechts von dir, Paige. Greif es an!«
    Ich blickte nach rechts. Was es war, konnte ich nicht erkennen, aber es war auf keinen Fall menschlich. Meine Angst erreichte ihren absoluten Höhepunkt. Ich flog in den Æther hinaus. Ins Nichts. Und dann traf ich auf etwas.
    Das Letzte, was ich sah, war mein eigener Körper, der bewusstlos zu Boden sank. Doch ich blickte nicht durch meine Augen. Sondern durch die Augen eines Rehs.

Kapitel Achtzehn
    D ER GUTE M ORGEN
    Manche Dinge im Leben vergisst man nie. Jene, die sich wirklich tief einprägen und sich in der Hadopelagialzone einnisten. Ich schlief wie eine Tote und wartete darauf, dass mein Gehirn die Schrecken des Waldes blockieren würde.
    Richtiger Schlaf war meine Erlösung. Die friedliche Unterbrechung zwischen dem Wachsein und dem Traumwandeln. Jax und die anderen hatten nie verstanden, warum ich so verrückt nach Schlaf war. Wenn ich mich nach den Stunden im Æther ausruhen wollte, lachte Nadine immer. » Du bist doch irre, Mahoney «, sagte sie dann. » Stundenlang hast du vor dich hin geschnarcht, und jetzt willst du noch mehr schlafen? Keine Chance, meine Liebe. Nicht bei deinem Gehalt. «
    Nadine Arnett, ein Ausbund an Mitgefühl. Sie war die Einzige aus der Gang, die ich nicht vermisste.
    Als ich wach wurde, war wieder Nacht. Mein Handgelenk war in einem Metallgestell eingeklemmt, das an eine Spinne erinnerte. Über mir spannte sich ein Betthimmel aus Samt.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher