The Bride - Das Bündnis von Halland (German Edition)
hoffte, dass ein Erwachender oder ein Posten ihn für einen Kameraden hielt, der sich einen Schlafplatz suchte. Langsam näherte er sich den Käfigen, von denen ein Gestank ausging, dass er am liebsten wie die Gurrags die Flucht ergriffen hätte. Endlich hatte er den ersten Käfig erreicht und schaute hinein. Angewidert wandte er sich von den verwesenden Kadavern mehrerer Ragallochsen ab, die dort teilweise angenagt als Vorrat aufbewahrt wurden. Ein Schauer überlief ihn, als er daran dachte, dass er auch Arel so vorfinden konnte. Orks fraßen nicht selten ihre Gefangenen. Für einen Moment wurde es Cato schwindlig, als er daran dachte, wie sie vor sechs Jahren einen Hallander aus den Händen der Feinde befreit hatten. Die Orks hatten dem Mann Muskelfleisch aus Armen und Beinen geschnitten, Zehen und Ohren abgetrennt und die Augen ausgestochen. Die Wunden waren mit glühenden Eisen versiegelt worden, damit der appetitliche Vorrat möglichst lange überlebte und damit frisch blieb.
Eine Bewegung in seiner Nähe schreckte ihn wieder auf. Schon hatte er den Dolch in der Hand, als er Ulldan erkannte, der ihm in ähnlicher Verkleidung folgte.
„Bist du wahnsinnig? Ich sagte, ihr solltet zum Ödsteig zurückreiten“, flüsterte Cato. „Das galt für alle.“
„Ich will doch bloß helfen die Prinzessin zu befreien, mein Prinz“, wisperte es zurück.
Er seufzte still. Um Ulldan zurückzuschicken, war es zu spät und sicherlich würde sich der Sturkopf auch weigern. Außerdem benötigte er vielleicht tatsächlich etwas Unterstützung. Falls sich Arel in demselben Zustand wie die Ragallochsen befand … Cato schüttelte sich, um nicht in Panik zu verfallen. Er gab Ulldan einen Wink und sie huschten zum nächsten Käfig weiter. Auch hier drin lagerten Fleischvorräte. Zwei Ratten hockten auf dem Fleischberg und zischten ihn angriffslustig an.
„Weiter“, sagte Cato leise.
Ulldan schaute sich verstohlen um. Bislang waren sie niemandem aufgefallen. Die Orks fühlten sich offenbar sicher und von den Gurrags geschützt. Dass sich Hallander mitten unter sie wagen würden, befand sich ganz bestimmt jenseits ihrer Vorstellungskraft.
Der dritte Käfig lag etwas außerhalb des Feuerscheins. Cato konnte lediglich einen kleinen Fellhügel erkennen. Weitere widerwärtige Vorräte oder Arel? Er verzog das Gesicht. Für die Orks machte es keinen Unterschied, ob ihre Nahrung ein Prinz war oder nicht. Er spähte in den Käfig. Von der Größe her konnte es durchaus ein Mensch sein, der dort lag.
„Arel?“, fragte er leise.
Keine Reaktion. Er wurde etwas lauter: „Arel?“
Sollte er es wagen und einfach durch das Gitter fassen? Es musste nicht unbedingt sein, dass die Orks ausschließlich Vorräte in den Käfigen lagerten, um sie vor den Gurrags zu schützen. Womöglich riss ihm irgendetwas Unaussprechliches den Arm ab und er konnte zusammen mit seinem Vater als die einarmigen Könige Hallands in die Geschichtsbücher eingehen. Vorausgesetzt er kam hier lebend wieder raus.
„Mein Prinz!“
Cato fuhr zu Ulldan herum, der ihm hektisch winkte. Eilig trat er an dessen Seite. Stumm deutete Ulldan in den Käfig. Dort, wo sie nun standen, ragte eine schmutzige Hand aus dem Fellberg. Sie gehörte eindeutig einem Menschen. Eine Hand mit aufgeschlagenen Knöcheln und einer krustigen Schramme auf dem Gelenk. Tot oder lebendig?
Cato wechselte mit Ulldan einen besorgten Blick und fasste nun doch durch die Gitterstäbe. Vorsichtig berührte er die Gliedmaße. Sie war eiskalt. Hastig zog er seinen Arm zurück.
„Mein Prinz?“
Cato starrte auf den unförmigen Hügel vor sich. Konnte etwas leben, das derartig kalt und steif war?
„Vielleicht ist es gar nicht unsere Prinzessin“, flüsterte Ulldan.
„Das werden wir nie erfahren, wenn wir nicht nachsehen“, sagte Cato. Aber er wollte nicht nachsehen. Was sollte er tun, wenn er Arels Leiche fand? Er stöhnte. Was sollte er tun, wenn er Leichen teile von Arel fand? Ulldan machte sich bereits am Schloss zu schaffen. Es war alt und rostig und konnte seinem Messer nicht lange standhalten. Leise zog er die Tür einen Spalt weit auf.
„Ihr oder ich, mein Prinz?“
„Es ist mein Arel“, murmelte Cato und kletterte in den übel riechenden Käfig. Er musste sich mit aller Gewalt überwinden, die Decke oder was auch immer dieses stinkende Ding war, von der Lei… der Gestalt zu ziehen. Mit einem Ruck riss er sie fort. Es war Arel. Er lag in etwas, das verdächtig nach Erbrochenem roch,
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