The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
Einzelnen von uns an, als wolle er sichergehen, dass er auch unsere volle Aufmerksamkeit hat, und sagt dann ganz sachlich: »Okay.
Falls es irgendjemand noch nicht mitbekommen haben sollte – ich bin jetzt offiziell schwul.«
Einen Moment lang herrscht Totenstille, während wir alle fieberhaft überlegen, wie wir – je nach Kenntnisstand – auf diese Eröfnung reagieren sollen.
Dann macht ein unterdrücktes Prusten dem Schweigen ein Ende. »Das ist alles?«, ruft Lali. »Du bist schwul? Und das soll eine Überraschung sein?«
»Na, vielen Dank auch«, sagt Walt mit gespielter Empörung.
»Wow. Herzlichen Glückwunsch, Mann!« Peter geht auf Walt zu, umarmt ihn zögernd und klopft ihm auf die Schulter. »Seit wann weißt du es?«, fragt er, als hätte Walt gerade verkündet, er würde Vater werden.
»Seit wann weißt du, dass du hetero bist, Peter?«, frage ich kichernd.
»Na ja«, sagt Maggie verlegen. »Irgendwie haben wir es uns ja schon immer gedacht.«
Haben wir zwar überhaupt nicht, aber zehn Tage, nachdem wir es herausgefunden hatten, war Maggie so von anderen, wichtigeren Dingen in Anspruch genommen – nämlich einem lauschigen Wochenende in einer Skihütte, das sie und Peter planten –, dass sie Walts Afront gegen ihre Weiblichkeit völlig vergaß und seitdem kein Wort mehr darüber verloren hat. Ich hebe meinen Plastikbecher und rufe: »Auf Walt!«
»Auf Walt!«
»Und auf uns!«, sage ich. »Und auf unser Abschlussjahr. Auf Neunzehnhundert…«
Ich werde von einem lauten Klopfen an der Tür unterbrochen.
»Herein«, ruft Mouse.
Es ist ihr Vater. Obwohl Mr Castells schon zum älteren Semester gehört, bin ich immer wieder erstaunt darüber, wie unglaublich attraktiv er ist. Mouse hat uns mal erzählt, dass er als junger Mann der Cary Grant von Kuba genannt wurde.
»Hofentlich amüsiert ihr euch gut«, sagt er höflich und tritt in den Raum. Allerdings wirkt er nicht so, als sei er gekommen, um ein bisschen mit uns zu plaudern. »Carrie?« Er sieht mich ernst an. »Dein Vater ist am Telefon. Er möchte dich dringend sprechen.«
»Anscheinend haben sie einen alten Wagen, mit dem niemand mehr fährt. Sie haben gar nicht gemerkt, dass er nicht mehr in der Garage stand, bis ich angerufen habe«, sagt mein Vater. Er ist weiß wie eine Wand. Ofensichtlich steht er unter Schock.
»Ich bin mir sicher, dass ihr nichts passiert ist, Dad«, versuche ich, ihn zu beruhigen und bete stumm, dass er nicht merkt, dass er jetzt zwei kriminelle Töchtern hat – Dorrit, die kleptomanische Ausreißerin, und mich, die Kiferin. Wobei ich sagen muss, dass ich schlagartig wieder nüchtern war, als ich hörte, was passiert ist. »Besonders weit können sie nicht gekommen sein. Keine von den beiden hat einen Führerschein. Kann Cheryl denn überhaupt Auto fahren?«
»Wir wissen nichts über diese Leute«, sagt er kopfschüttelnd. »Ich weiß nur, dass Cheryls Mutter schon dreimal verheiratet war.«
Ich nicke und starre angestrengt durch die Windschutzscheibe. Obwohl Silvester ist, liegen die Straßen dunkel und verlassen da. Ich habe ein schlechtes Gewissen und fühle mich irgendwie mitschuldig. Ich hätte besser auf Dorrit aufpassen müssen. Aber wie hätte ich denn ahnen können, was sie vorhat?
Sie hatte uns erzählt, dass sie sich einen der Filme in der Stadtbibliothek ansehen wolle – mein Vater hatte sie sogar noch hingefahren und gesehen, wie sie sich mit ihrer Freundin Maura traf, die wir schon seit Jahren kennen. Mauras Mutter sollte die beiden dann gegen sieben wieder abholen und auf ihrem Weg zu einer Party zu Hause absetzen.
Dad bereitete das Abendessen zu und setzte sich vor den Fernseher. Nachdem sie um neun immer noch nicht zu Hause war, begann er allmählich, unruhig zu werden. Er rief Mauras Mutter an, erreichte dort aber niemanden. Um kurz nach zehn versuchte er es dann bei Cheryl, weil er den Verdacht hatte, Dorrit könne sich mit ihr verbotenerweise auf eine Party geschmuggelt haben. Allerdings war nur Cheryls kleiner Bruder da, der ihm sagte, Cheryl sei nicht zu Hause und seine Eltern seien ins Emerald gegangen. Also rief mein Vater im Emerald an, woraufhin Cheryls Mutter und Stiefvater nach Hause fuhren und dort feststellten, dass der Wagen verschwunden war. Und jetzt sind wir auf dem Weg zu ihnen, um gemeinsam zu überlegen, wie wir weiter vorgehen sollen.
»Es tut mir so leid, Dad.«
Er schüttelt nur stumm den Kopf.
»Wahrscheinlich ist sie bloß in der Mall. Oder auf dem
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