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The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1

The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1

Titel: The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Bushnell
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Golfplatz oder unten am Fluss.«
    »Das glaube ich nicht«, sagt er. »Sie hat fünfzig Dollar aus meiner Wäschekommode genommen.«
    Als wir von der Hauptstraße abbiegen und am Emerald vorbeifahren, lasse ich mir nichts anmerken und tue so, als würde ich den Club gar nicht kennen. Dann folgen wir einer schmalen Straße, in der ein gleichförmiges Haus neben dem nächsten steht, und halten schließlich vor einem Gebäude im Kolonialstil,
an dem an mehreren Stellen schon die Farbe abblättert, dessen Veranda jedoch anscheinend erst kürzlich renoviert wurde. Licht dringt durch die geschlossenen Fensterläden, und während wir das Haus noch mustern, streckt plötzlich ein Mann den Kopf zur Tür heraus. Sein Gesicht sieht stark gerötet aus, aber das kann auch an der Beleuchtung liegen.
    »Der hat mir gerade noch gefehlt«, sagt mein Vater grimmig. »Mack Keller.«
    »Wer ist das?«
    »Ein Bauunternehmer aus der Gegend«, sagt mein Vater, als würde das alles erklären. Er biegt in die Einfahrt und parkt den Wagen hinter einem Transporter. An das Haus grenzt eine heruntergekommene Doppelgarage, und durch eines der offen stehenden Tore dringt das grelle Licht einer nackten Glühbirne.
    »Kannst du vielleicht etwas deutlicher werden, Dad?«, frage ich.
    »Mack Keller ist das, was man landläufig einen zwielichtigen Charakter nennt.« Mein Vater löst seinen Gurt und nimmt die Brille ab, als würde er die unvermeidliche Begegnung noch ein wenig hinauszögern wollen. »Deine Mutter hatte sich damals geweigert, weiter mit ihm zusammenzuarbeiten, nachdem sie wegen Schlampereien am Bau ein paar schlimme Auseinandersetzungen mit ihm hatte. Eines Abends stand er dann mit einem Brecheisen in der Hand in unserer Einfahrt.«
    »Was?«, sage ich entsetzt. Merkwürdig, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Aber dann steigen plötzlich verschwommene Bilder in mir hoch, und ich sehe unsere aufgeregten Eltern vor mir, die uns hastig auffordern, uns im Keller zu verstecken. »Habt ihr die Polizei gerufen?«

    »Nein. Deine Mutter ist zu ihm rausgegangen und hat ihn zur Rede gestellt. Ich war richtig panisch, aber sie blieb ganz ruhig. Du weißt ja, wie sie war«, sagt er den Tränen nahe. »Sie war klein und zart, dabei aber hart wie Stahl. Niemand legte sich ungestraft mit Mimi an.«
    »Ich weiß, Dad. Und dafür musste sie noch nicht einmal laut werden«, wiederhole ich traurig den Satz, der in den Geschichten über meine Mutter unweigerlich immer wieder fällt.
    »Es war ihr Auftreten, weißt du? Sie war durch und durch eine Dame, und jeder Mann spürte das.« Mein Vater seufzt. »Es gab einen kleinen Wortwechsel, dann zog Mack Keller kleinlaut ab.«
    Das war meine Mutter – eine Dame. Eine wirkliche Dame. Selbst als ich noch klein war, wusste ich, dass ich nie so werden würde wie sie. Ich war immer schon ein Wildfang, und Orte, die in den Augen meiner Eltern gefährlich waren, übten von jeher eine Faszination auf mich aus. Zum Beispiel New York. Ich stiftete Missy und Dorrit dazu an, ihre Barbies auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, und klärte meine kleinen Cousins viel zu früh darüber auf, dass der Weihnachtsmann bloß erfunden war. Ich glaube, meine Mutter hat immer geahnt, dass aus mir keine Dame werden würde – aber ich hatte nicht das Gefühl, dass ihr das etwas ausmachte.
    »Sag mal, kann es sein, dass Dorrit wusste, was Mom von Mack Keller gehalten hat?« Mir kommt plötzlich der Gedanke, dass das eine mögliche Erklärung für ihr Verhalten sein könnte. »Dad? Ich finde, Dorrit sollte eine Therapie machen.«
    Diesen Vorschlag mache ich nicht zum ersten Mal, aber bis jetzt hat mein Vater sich immer dagegen gesträubt. Menschen seiner Generation betrachten therapeutische Behandlungen
noch als etwas, worüber man nur verschämt hinter vorgehaltener Hand spricht. Er will einfach nicht einsehen, dass es vielleicht wirklich notwendig sein könnte.
    »Nicht jetzt, Carrie«, sagt er und steigt dann mit einer Miene aus dem Wagen, als ginge er zu seiner eigenen Hinrichtung.
    Mack Keller erwartet uns an der ofenen Haustür. Er ist nicht unattraktiv, hat aber gleichzeitig etwas Grobes an sich, sodass man sich unwillkürlich für den Gedanken schämt, ihn gut aussehend zu finden.
    »Bradshaw?« Er grinst. »Na klar«, beantwortet er sich seine Frage selbst. »Kommen Sie rein.«
    Ich hofe bloß, er hat keine Brechstangen herumliegen.
    »Hier entlang.« Er zeigt mit der Bierflasche in der Hand Richtung Wohnzimmer. Wir

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