The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
Wagen«, sagt Mouse.
Ich räuspere mich und werfe Mouse einen strengen Blick zu, aber die zuckt nur mit den Achseln. Sie weiß ganz genau, was sie da gerade gesagt hat. Ächzend hieve ich mich aus dem bequemen alten Sessel, aus dem ich mich schon seit mindestens einer Stunde nicht mehr erhoben habe. »Will jemand noch einen Drink?«
Falls Lali sich durch die Bemerkung von Mouse auf den Schlips getreten fühlt, lässt sie sich nichts anmerken. »Ich nehme noch einen.«
»Kommt sofort.« Ich gehe zu dem alten Spieltisch, auf dem ein Behälter mit Eiswürfeln, Plastikbecher, Milch und verschiedene Spirituosen stehen, und mache mich daran, zwei White Russians zu mixen. In Lalis Becher gebe ich zu viel Wodka, was nicht besonders nett ist, aber ich habe auch keine große Lust, sonderlich nett zu ihr zu sein, seit Sebastian mir erzählt hat, dass sie meine Sachen aus dem Spind geklaut hat. Wir haben mittlerweile darüber geredet und es mit einem Lachen abgetan, aber die Stimmung zwischen uns ist seitdem getrübt wie vom Schatten einer Wolke, der an einem sonnigen Sommertag auf die Erde fällt. Man schaut in den Himmel und stellt plötzlich fest, dass ein gewaltiges Gewitter heranzieht.
»Wann kommt Sebastian eigentlich wieder?«, erkundigt sich Lali betont beiläufig. Vielleicht ist das die Reaktion auf den »Fünftes Rad am Wagen«-Kommentar von Mouse. Sie weiß nämlich ganz genau, dass er morgen aus dem Familienurlaub
zurückkehrt. Schließlich gehen wir am Sonntag alle zusammen auf das Aztec-Two-Step-Konzert im Shaboo Inn und sie redet die ganze Zeit schon von nichts anderem mehr.
»Morgen«, sage ich leichthin. Lali braucht schließlich nicht zu wissen, dass ich verzweifelt die Tage bis zu seiner Rückkehr zähle und unser Wiedersehen im Kopf immer und immer wieder durchspiele. Ich stelle mir vor, wie er in seiner gelben Corvette bei mir vorfährt, wie ich auf ihn zulaufe und er mich in seine Arme zieht, mich leidenschaftlich küsst und atemlos »Ich liebe dich« flüstert. Allerdings sehe ich in meiner Vorstellung aus wie Julie Christie in »Doktor Schiwago«. Ich bin Anfang zwanzig, habe dunkle Haare und trage eine weiße Hermelinmütze.
»Wie viel Uhr ist es?«, fragt Walt plötzlich.
»Viertel nach zehn.«
»Ich weiß nicht, ob ich noch bis Mitternacht durchhalte«, seufzt Maggie und räkelt sich wohlig.
»Musst du aber«, sage ich streng. »Wir sind vielleicht Loser, aber noch lange keine Weicheier.«
»Sagst du.« Walt greift nach der Wodkaflasche und nimmt einen Schluck.
»Walt!«, schimpft Maggie. »Das ist eklig.«
»Du hast es auch nicht eklig gefunden, mich zu küssen, und da war immer eine Menge Speichel im Spiel«, entgegnet er.
»Hey!« Peter springt mit erhobenen Fäusten auf und macht ein paar übertriebene Boxbewegungen in Walts Richtung.
»Immer schön locker bleiben, Kumpel.« Walt wirft mir einen Blick zu und trinkt gelassen noch einen Schluck Wodka.
»Willst du vielleicht ein Glas?«
»Nein, danke.« Er stellt die Flasche wieder auf den Tisch und
klatscht in die Hände. »Hört mal alle zu, Leute«, ruft er. »Ich habe euch eine Mitteilung zu machen.«
Okay. Da ist er, der Moment, auf den wir alle gewartet haben. Oder soll ich lieber sagen, den wir alle gefürchtet haben? Ich sehe verstohlen zu Mouse und Maggie. Mouse nickt ermutigend und lächelt Walt an, wie man einen Fünfährigen anlächelt, der einem gerade stolz eine krakelige Zeichnung präsentiert.
Maggie presst sich die Hand auf den Mund und schaut bestürzt zwischen Mouse und mir hin und her, als hofe sie auf Regieanweisungen, wie sie sich jetzt verhalten soll.
»Du bist an der University of Pennsylvania angenommen worden«, rät Peter.
»Nein.«
Ich stelle mich hinter Walt und gebe Maggie mit Blicken zu verstehen, die Klappe zu halten.
»Hey, was wird das hier?«, fragt Lali, der meine Anstrengungen nicht entgangen sind. »Ha! Ich weiß – die haben dich im Hamburger Shack zum Geschäftsführer ernannt. Hurra! Dein Lebenstraum ist in Erfüllung gegangen!«
»Möge die Syphilis über dich kommen, Lali«, schnaubt Walt. Den Spruch hab ich von ihm noch nie gehört, den muss er bei Randy aufgeschnappt haben.
»Nein, es ist eine echte Überraschung«, fährt er nach einer kleinen Pause fort, und mir fällt auf, dass er nicht mehr ganz sicher auf den Beinen steht. »Eigentlich wollte ich bis Mitternacht warten und es euch dann sagen, aber wahrscheinlich liege ich bis dahin schon im Koma.« Er sieht nacheinander jeden
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