The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
du Wasser in den Ohren? Auf den Sprungturm mit dir, aber plötzlich!«
»Tut mir leid«, sage ich zu Lali, als wäre ich an irgendetwas schuld, dann greife ich nach meinem Handtuch und gehe wie betäubt zum Sprungturm.
»Ich erwarte, dass du für den Wettkampf am Donnerstag den Auerbachsprung draufhast. Und zwar mit voller Drehung«, ruft der Coach.
Na toll.
Ich klettere die Leiter hinauf und halte oben einen Moment lang inne, um meinen Sprung zu visualisieren. Aber alles, was ich vor meinem inneren Auge sehe, sind Donna LaDonna und Sebastian, wie sie sich an dem Abend im Emerald geküsst haben. Vielleicht hat Lali recht. Warum sollte er eine feste Beziehung mit mir wollen, wenn er tatsächlich noch etwas mit Donna LaDonna hat? Aber vielleicht läuft zwischen den beiden auch gar nichts mehr und Lali will mich bloß verunsichern. Die Frage ist nur … weshalb sollte sie das tun?
»Bradshaw!«, reißt Coach Nipsies gereizte Stimme mich aus meinen Grübeleien. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
Ich hole tief Luft, nehme vier Schritte Anlauf und stoße mich mit dem linken Fuß hart federnd vom Brett ab. Kaum bin ich
in der Luft, weiß ich, dass der Sprung danebengehen wird. Sekunden später klatsche ich, wie eine stümpferhafte Anfängerin hektisch mit Armen und Beinen rudernd, ins Wasser.
»Das war ja wohl nichts, Bradshaw!«, schnauzt Coach Nipsie mich an, als ich prustend wieder auftauche.
Normalerweise kann ich einiges wegstecken, aber in diesem Moment treten mir Tränen in die Augen. Ich weiß nicht einmal, ob es daran liegt, dass ich so fies auf den Rücken geknallt bin, oder daran, dass mein Stolz verletzt ist. Aber das spielt letztlich keine Rolle. Beides tut höllisch weh. In der Hofnung auf ein mitfühlendes Lächeln schaue ich zu Lali, deren Aufmerksamkeit allerdings auf etwas ganz anderes gerichtet ist. Oder besser gesagt: auf jemand anderen. Und zwar auf Sebastian, der neben ihr auf der Tribüne sitzt.
Warum muss er immer dann auftauchen, wenn ich am wenigsten mit ihm rechne?
Ich steige wieder auf den Sprungturm. Auch wenn ich es nicht wage, zu ihm hinüberzusehen, spüre ich, dass er mich beobachtet. Mein zweiter Versuch gelingt zum Glück etwas besser. Als ich aus dem Becken klettere, sehe ich, dass Lali und Sebastian miteinander reden. Lali sieht kurz auf, hält den Daumen in die Höhe und ruft: »Weiter so, Braddie!«
Ich winke. Sebastian lächelt und zwinkert mir zu.
Mein dritter Sprung ist sogar richtig gut, aber Lali und Sebastian sind so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie wahrscheinlich gar nichts davon mitbekommen haben.
Ich ziehe meine Badekappe ab, schüttle meine Haare und gehe zu den beiden rüber. »Hey.«
»Oh, hallo«, sagt Lali, als würde sie mich heute zum ersten Mal sehen. Jetzt, wo Sebastian hier aufgekreuzt ist, hat sie wahrscheinlich
ein ziemlich schlechtes Gewissen wegen dem, was sie vorhin gesagt hat.
»Hey, wie geht es deinem Rücken?«, fragt Sebastian, als ich mich neben ihn setze. Er streichelt mir mitfühlend über die Haare. »Das sah ziemlich heftig aus.«
Ich werfe Lali einen verstohlenen Blick zu. Ihre Augen sind groß wie Untertassen. »Nicht so schlimm«, sage ich achselzuckend. »So was kommt beim Springen öfter vor.«
»Wir haben uns gerade noch mal über den Abend unterhalten, an dem wir die Scheune bemalt haben«, erzählt Lali.
»Ein Abend, der sich für immer in meine Erinnerung eingebrannt hat«, sage ich lachend und tue so, als wäre ich nicht im Mindesten überrascht darüber, dass Sebastian in die Schwimmhalle gekommen ist, um mir beim Training zuzusehen.
»Soll ich dich nach Hause fahren?«, fragt er.
»Das wäre toll.« Er begleitet mich bis zur Umkleidekabine und geht dann schon mal zum Parkplatz vor, um im Auto auf mich zu warten. Aus irgendeinem Grund bin ich erleichtert, dass er nicht bei Lali sitzen geblieben ist.
Ich will ihn für mich allein haben. Er ist noch zu neu, um ihn zu teilen. Noch nicht einmal mit Lali, die doch eigentlich meine beste Freundin ist.
Nachdem ich mich in Windeseile angezogen habe, stehle ich mich durch die Sporthalle auf den Parkplatz hinaus. Meine Haare sind noch nass und die Jeans klebt unangenehm an meinen Schenkeln. Als ich den Parkplatz gerade zur Hälfte überquert habe, hält plötzlich ein beiger Toyota neben mir. Das Fenster geht herunter und Jen S steckt den Kopf heraus.
»Hey, Carrie«, sagt sie mit falschem Lächeln. »Na, ist das Training gut gelaufen? Was machst du jetzt
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