The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
dreht sich um und geht einfach weiter den Flur entlang.
Ich lasse in Gedanken noch einmal die letzten Tage Revue passieren, bin danach aber genauso ratlos wie vorher.
»Mags.« Ich laufe ihr hinterher. »Es tut mir leid, dass ich irgendetwas nicht gemacht hab. Aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was das sein soll.«
»Und was ist mit Sebastian?«, faucht sie.
»Was meinst du?«
»Was ich meine? Ich komme heute Morgen in die Schule und
alle wissen über dich und ihn Bescheid. Alle. Nur ich weiß rein gar nichts. Und das, obwohl ich angeblich eine deiner besten Freundinnen bin.«
Wir sind mittlerweile fast in der Aula angekommen, in der ich mich gleich den feindseligen Blicken und gezischelten Gemeinheiten von Donna LaDonnas Clique und ihren Lakaien stellen muss.
»Maggie«, sage ich flehend. »Ich hatte bis jetzt einfach noch keine Zeit, es dir zu erzählen. Aber ich schwöre, dass ich es heute Morgen gleich als Erstes vorhatte.«
»Lali hat es gewusst«, entgegnet sie. Ofensichtlich kauft sie mir meine Erklärung nicht ab.
»Ja. Aber nur weil Lali in der Schwimmhalle war, als er vorbeikam, um mich abzuholen.«
»Na und?«
»Komm schon, Mags. Jetzt sei du bitte nicht auch noch sauer auf mich.«
Sie zieht die Tür auf. »Lass uns später weiterreden.«
»Na schön«, seufze ich und folge ihr in die Aula, wo ich versuche, so unaufällig wie möglich zu meinem Platz zu huschen.
Als ich bei meiner Stuhlreihe angekommen bin, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Irgendetwas stimmt nicht. Ich werfe einen Blick auf das Schild mit dem Buchstaben am Reihenanfang, um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht geirrt habe.
Nein, habe ich nicht. Das ist Reihe »B«. Aber auf meinem Platz sitzt … Donna LaDonna.
Ich blicke mich suchend nach Sebastian um, aber der ist nicht da. Feigling. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich Donna allein zu stellen.
»Entschuldigung, darf ich mal?«, murmle ich, als ich mich an Susie Beck vorbeischiebe, die seit zwei Jahren nur noch Lila trägt, an Ralph Bomenski, einem schmächtigen, blassen Jungen, dessen Vater eine Tankstelle besitzt und ihn dazu zwingt, bei Wind und Wetter mitzuarbeiten, und an Ellen Brack, die einen Meter achtzig groß ist und immer so wirkt, als wäre sie am liebsten unsichtbar – ein Gefühl, das ich im Moment nur allzu gut nachvollziehen kann.
Donna LaDonna hat mich noch nicht bemerkt. Ihre zu einer Riesenpusteblume auftoupierten Haare versperren ihr die Sicht. Sie unterhält sich angeregt mit Tommy Brewster, was an sich nicht weiter verwunderlich ist, schließlich gehört Tommy zu ihrer Clique. Aber Donna redet so laut, dass ihre Stimme noch drei Sitzreihen weiter zu hören ist.
»Manche Leute wissen einfach nicht, wo ihr Platz in der Hackordnung ist«, sagt sie gerade. »Weißt du, was mit Hühnern passiert, die aus der Reihe tanzen?«
»Keine Ahnung«, sagt Tommy dümmlich. Er blickt kurz auf und entdeckt mich, heftet den Blick dann aber schnell wieder pflichtschuldig auf Donnas Gesicht.
»Sie werden von den anderen Hühnern tot gepickt«, antwortet sie unheilvoll.
Okay. Das reicht. Außerdem kann ich hier nicht ewig vor Ellen Brack stehen bleiben. Sie hat die Beine so weit hochgezogen, dass ihre Nase praktisch zwischen ihren Knien steckt.
»Entschuldigung«, sage ich höflich zu Donna.
Keine Reaktion. »Und als Krönung versucht sie jetzt auch noch, anderen Mädchen den Freund auszuspannen«, setzt sie ihre Tirade fort.
Ach? Und das sagt ausgerechnet Donna LaDonna, die schon
so ziemlich jeder ihrer Freundinnen irgendwann mal den Freund ausgespannt hat. Einfach nur, um zu beweisen, dass sie es kann.
»Die Betonung liegt auf versucht. Das Erbärmlichste an der ganzen Sache ist nämlich, dass sie es noch nicht einmal geschafft hat. Er hat mich gestern Abend angerufen und gesagt, sie wäre eine totale …« – Donna beugt sich vor und flüstert Tommy etwas ins Ohr.
Tommy brüllt vor Lachen.
Sebastian hat sie angerufen?
Völlig ausgeschlossen, das kann nicht sein. So leicht lasse ich mich von ihr nicht verunsichern.
»Entschuldige bitte«, sage ich noch mal, diesmal jedoch lauter und vor allem sehr viel bestimmter. Wenn sie mich jetzt weiter ignoriert, macht sie sich definitiv lächerlich.
Sie dreht sich um. Der Blick, mit dem sie mich ansieht, ist ätzend wie Salzsäure. »Ach du bist es, Carrie«, sagt sie mit gespielter Freundlichkeit. »Ich dachte, nachdem du dich so gern über Regeln hinwegsetzt, könnten wir heute mal die
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