The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
sind, wird dir warm«, sagt George.
»Falls ich es überhaupt bis auf die Piste schafe.« Ich blicke über den Sicherheitsbügel des Sessellifts auf die tannengesäumte Piste hinunter, auf der Skifahrer in bonbonfarbenen Anzügen wie emsige kleine Nähnadeln die weiße Schneedecke mit Zickzackstichen überziehen. Von hier oben wirkt keiner von ihnen wie ein Ausnahmeathlet. Wenn die das können, werde ich es ja wohl auch hinbekommen.
»Hast du Angst?«, fragt George.
»Quatsch«, antworte ich betont forsch, obwohl ich in meinem ganzen Leben erst dreimal Ski gefahren bin, und das auch nur bei Lali hinterm Haus.
»Wenn wir uns der Liftstation nähern, hältst du die Skispitzen leicht nach oben gerichtet, bis du wieder Boden unter den Füßen hast, und stehst dann einfach auf, okay?«
»Alles klar.« Wir sind fast oben angekommen, und ich habe ihm gerade gestanden, dass ich zum ersten Mal mit einem Sessellift fahre.
»Hauptsache du kommst irgendwie von diesem Ding runter«, grinst George. »Wenn nicht, muss der Lift gestoppt werden, und dann werden die anderen Skifahrer stinksauer.«
»Auf keinen Fall will ich die Schneehäschen da unten wütend machen«, murmle ich und rechne mit dem Schlimmsten. Aber schon im nächsten Moment gleite ich sanft einen kleinen Hang hinunter und der Sessellift schwebt ohne uns weiter. »Hey, das war ja ganz einfach.« Ich drehe mich strahlend zu George um und lege mich prompt auf den Hintern.
»Nicht schlecht für eine Anfängerin.« George hilft mir galant auf. »Du wirst das im Handumdrehen lernen, keine Sorge. Du bist ein Naturtalent, das sehe ich dir an.«
George ist einfach zu nett.
Als Erstes nehmen wir uns den Anfängerhügel vor, wo ich lerne, Pflug zu fahren und seitlich abzubremsen. Nach ein paar Abfahrten traue ich mir schon die mittelschwere Piste zu.
»Macht Spaß, oder?«, fragt George, als wir zum vierten Mal im Lift sitzen.
»Und wie!«, rufe ich. »Skifahren ist toll.«
»Du bist toll.« Er beugt sich zu mir und ich gewähre ihm einen kurzen, flüchtigen Kuss. Danach komme ich mir wie ein Miststück vor. Was würde Sebastian denken, wenn er mich hier mit George sehen würde?
»George …« Jetzt oder nie, denke ich und will ihm gerade von Sebastian erzählen, als er mich unterbricht.
»Seit ich dich kennengelernt habe, zerbreche ich mir den Kopf darüber, an wen du mich erinnerst. Und jetzt weiß ich es endlich.«
»An wen?«, frage ich neugierig.
»An meine Großtante«, sagt er.
»Deine Großtante?«, rufe ich mit gespielter Entrüstung. »Sehe ich etwa schon so alt aus?«
»Es hat nichts mit deinem Aussehen zu tun, sondern mit deiner Art. Du sprühst vor Lebenslust, genau wie sie. Deswegen macht es auch so viel Spaß, mit dir zusammen zu sein.« Und dann lässt er die Bombe platzen: »Sie ist Schriftstellerin.«
»Wirklich?« Mir bleibt fast die Luft weg. »Eine echte Schriftstellerin? «
Er nickt. »Sogar eine richtig berühmte. Jedenfalls war sie mal berühmt. Inzwischen ist sie fast achtzig …«
»Wie heißt sie?«
»Das verrate ich dir nicht.« Er zwinkert mir zu. »Noch nicht.
Aber wenn ich sie das nächste Mal besuche, nehme ich dich mit.«
»Ich will es aber sofort wissen.« Ich knuffe ihn in die Seite.
»Keine Chance. Es soll eine Überraschung werden.«
George steckt heute selbst voller Überraschungen. Und ich muss zugeben, dass der Tag mit ihm echt schön ist.
»Ich freu mich schon jetzt darauf, euch miteinander bekannt zu machen. Ihr werdet euch lieben.«
»Ich kann es kaum erwarten.« Eine echte Schriftstellerin! Wow. Ich habe noch nie eine kennengelernt, außer Mary Gordon Howard.
Wir lassen uns aus dem Lift gleiten und bleiben einen Moment lang oben stehen. Als ich die Abfahrt hinunterschaue, stockt mir kurz der Atem. Sie ist steil. Sehr steil. »Okay, aber vorher will ich erst noch diesen Berg heil herunterkommen«, sage ich nervös und umklammere meine Skistöcke.
»Keine Angst, du schaffst das«, beruhigt George mich. »Lass es langsam angehen und fahr viele Bögen.«
Anfangs halte ich mich noch ganz gut, aber als wir dann das erste größere Gefälle erreichen, verlässt mich auf einmal der Mut und ich bremse panisch ab. »Ich kann da nicht runterfahren«, sage ich und lächle kleinlaut. »Verstößt es gegen die Pistenordnung, wenn ich meine Skier abschnalle und den Abhang zu Fuß hinuntergehe?«
»Das nicht, aber dafür würdest du dich zum Gespött machen«, sagt George. »Komm schon, Carrie. Fahr einfach hinter mir
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